Offiziell gilt das Jahr 1979 als das Ende der T2-Baureihe. In Hannover muss Platz geschaffen werden für den neuen T3. Und doch lebt der alte weiter, nämlich in Mexiko und bei VW do Brasil nahe Sao Paulo. Er überlebt sogar noch zwei seiner Nachfolger, allerdings mit angepasster Technik. Am meisten ändern sich Gemischaufbereitung, Kühlung und Abgasanlage.
Wer nicht genau hinschaut, könnte meinen, da ist noch der Vergaser eingebaut, aber es ist nur das Drosselklappengehäuse. Am Ende der Doppelrohre finden sich die Einspritzventile. Ergänzt wird das Ganze durch einen riesigen Luftfilter. Auf der Abgasseite sind zunächst alle von den jeweiligen Zylindern kommenden Leitungen ohne Heizung (!) zusammengefasst und leiten die Abgase zum hinten quer liegenden Katalysator samt Lamdasonde. Dann geht es eine Runde um den ganzen Antrieb mit je einem Schalldämpfer links und rechts.
Schon an der Abgasanlage erkennt man, dass die ehemalige Qualität wohl nicht ganz erreicht wird. Auch die Auswahl ist inzwischen nur auf Kastenwagen (Panel) und 8-/9-Sitzer (Combi) und die Farben Weiß und Silber beschränkt. Optisch ist der Wagen ein Zwitter zwischen den beiden T2 der ersten und der zweiten Serie. Anders ist das Dach, das an einen Westfalia-Camper erinnert, jedoch aus Blech und nicht klappbar ist. Immerhin stimmt in Brasilien der Preis. Für das Spitzenmodel sind 2005 nur etwa 6.000 Euro zu zahlen.
Typisch für das Land ist die Alkohol-Variante, die bei erhöhter Verdichtung noch etwas mehr Leistung bringt. Im Innenraum muss man sich nur an ein neues, wohl aus Sicherheitsgründen gummiertes Lenkrad gewöhnen. Ansonsten fühlt man sich jedenfalls beim Blick nach vorn komplett um ca. 20 Jahre zurück versetzt. Es gibt sogar eine Verbesserung, die Lenkung ist präziser geworden.
Schon seit 1957 wird der VW-Bulli als T1 in Brasilien gebaut. Obwohl es den T2 in Deutschland schon seit 1967 gibt, wird in Brasilien die Produktion erst 1975 umgestellt. Viel später übernimmt man hier auch die Fensteraufteilung und Schiebetür des Neuen. Unter dem Blech ist allerdings alles T2, einschließlich der neuartigen Radaufhängung hinten mit Doppelgelenkwellen. Später übertrumpft er sogar das Original mit zwei Vergasern und 41 kW (56 PS).
1981 kommt eine Doppelkabine und eine T2-Variante mit dem Dieselmotor aus dem Golf, allerdings senkrecht stehend und nicht geneigt wie im T3. Trotzdem werden von diesem Teile übernommen. Aber die Doppelkabine und der Diesel sind kein Erfolg, verschwinden nach vier Jahren wieder aus dem Angebot.
Große Unterschiede herrschen zwischen den in Mexiko und in Brasilien gebauten Fahrzeugen. Der ab 1981 gefertigte Mexiko-T2 muss mit den Fahrleistungen des Vorgängers T1 auskommen, weil seine Verdichtung wegen ungünstiger Kraftstoff-Qualität auf 6,6 : 1 gesenkt wird. 32 kW (44 PS) sind auf diese Weise nur drin. Typisch für die beiden Standorte ist die z.T. fünffache Produktion in Süd- gegenüber Mittelamerika.
Sogar Karmann zieht es nach Brasilien. Man produziert dort z.B. das Modell Safari, ein ausgewachsenes Wohnmobil z.T. sogar mit Alkoven, bei dem nur noch das Fahrerhaus der Pritsche auf den VW-Bulli hinweist. VW do Brasil bleibt in den folgenden Jahren beim luftgekühlten Boxermotor. Außer Scheibenbremsen vorn, Sicherheitsgurten und der T2-typischen Betätigung der Handbreme sind hier kaum Änderungen zu verzeichnen.
Ganz anders Mexiko. Hier entsteht die auch auf dem letzten Modell oben zu sehende schwarze Kühlerverkleidung einschließlich dem extra mit Abluftschacht versehenen Vorderwagen. Verschärft wird das Ganze auch noch durch schwarze Stoßstangen aus Kunststoff. Da aber 1988 in Deutschland dem Wasserboxer nur noch 2 Jahre bis zum Erscheinen des T4 bleiben, wird in Mexiko ein Benzin-Reihenmotor mit 1,8 Liter und 55 kW (75 PS) eingebaut, ebenfalls stehend wie einst der Dieselmotor in Brasilien.
1995 endet die Fertigung in Mexiko und Brasilien übernimmt die Produktionsanlagen und das 1991 in Mexiko eingeführte, knapp 20 Zentimeter höhere Metalldach zur Vergrößerung des Laderaums. Der Reihenmotor, inzwischen durch Einspritzung und kontaktlose Zündung auf 59 kW (80 PS) erstarkt, muss nun wieder dem in Brasilien weiter gebauten Boxermotor Platz machen.
Der allerdings wird dann auch auf elektronische Benzineinspritzung umgestellt und hat jetzt sogar 43 kW (58 PS). Viel wichtiger noch ist das auf 111 Nm bei 2.600/min gesteigerte Drehmoment. Den Motor gibt es im Spitzenmodell 'Carat' mit sieben Sitzen, Schiebefenstern und Teppichboden. Bei den kostengünstigeren Modellen bleibt es bei der alten Motorversion. Erstaunlich wenig geordert wird die Alkohol-Version mit 49 kW (67 PS).
Ab 2000 geht es mit der Produktvielfalt bergab. Die Pritsche fällt aus dem Programm, 2002 auch der Furgao (Kastenwagen) alten Stils. Erst jetzt verschwinden also Klapptüren und kleine Scheiben des T1 endgültig. 2005 geht es der Luftkühlung an den Kragen und der Mexiko-Kühler mitsamt Front-Umbau taucht wieder auf. Nicht aber der Reihenmotor mit 1,8, sondern ein neuerer mit 1,4 Liter Hubraum wird eingebaut. Auch die Kunststoffstangen bleiben weg.
So wird der VW-Bulli seine letzten Jahre bis 2013 mit einem für ihn äußerst ungewohnten Antrieb von 57 kW (78 PS) bei 4.800/min und zwei PS mehr in der Alkohol-Version verbringen. Trotz weniger Hubraum liefert der neue Motor mit 125 Nm mehr Drehmoment, allerdings auch bei höherer Drehzahl (3.500/min). Allein die brasilianische Produktion kommt in den 45 Jahren auf 1,12 Millionen, ein knappes Drittel der insgesamt gefertigten T2s. 06/14
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