Inzwischen kann man das für fast jede Neuentwicklung bei Mercedes sagen und sogar auch für das Facelifting, aber der W 140 ist die mit ca. 2 Mrd. DM bis dato teuerste Neuentwicklung überhaupt. Ob das nun an dem Plan liegt, jede neue S-Klasse zum besten Auto der Welt machen zu wollen oder an der zu der Entwicklungszeit gerade entstehenden Konkurrenz von Lexus, Audi und BMW, letztere sogar mit 12 Zylindern? Da werden nicht nur Grundsätze schwäbischer Sparsamkeit über Bord geworfen. Auch der Elektronikanteil scheint zu explodieren. Hier sind die Anfänge des CAN-Busses, der Antriebs-Schlupfregelung und Fortentwicklungen der Motronic zu verzeichnen, alles natürlich mit Notlauf, damit die S-Klasse möglichst immer noch die nächste Werkstatt erreicht. Interessant sind die Anfänge des zusammen mit Bosch und Blaupunkt entwickelten Navigationssystems. Umfänglich die Anlagen, z.B. einem Rechner mit CD-Laufwerk im Kofferraum, auf dessen Deckel eine Satelliten-Antenne, eine Magnetfeldsonde im Innenraum und ein Bedienteil anstelle des Autoradios. Das winzige Display zeigt nur ebensolchen Text und einen Pfeil, der in noch nicht auf der CD digitalisierten Gegenden nur die Himmelsrichtung anzeigt. Die Magnetfeldsonde und die ABS-Sensoren ermöglichen zusammen mit der Antenne eine Ortung des Fahrzeugs. Bisher ist nur Deutschland digitalisiert und hier hauptsächlich Städte über 100.000 Einwohner. Immerhin kommen so 650.000 Straßen-Kilometer zusammen. Neben den Mercedes-Werkstätten sind Hotels, Restaurants, Bahnhöfe und Flugplätze verzeichnet. Eine akustische Ausgabe gibt es auch schon. Kommen wir zur Form. Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist zu jener Zeit der weitgehende Verzicht auf Chrom außer beim Kühlergrill, der übrigens erst in letzter Minute von dem des Vorgängers unterschieden wird. Dann müssen die Doppelglas-Scheiben zur Erhöhung des Klima-Komforts erwähnt werden. Erst relativ spät kommt es zur Entscheidung für eine kürzere Version, weil die ganze Entwicklung auf Basis der Langversion durchgeführt wurde. Handlich soll der große Mercedes sein, nicht nur ein Chauffeur-Auto. Für die Selbstfahrer gibt es ausfahrbare Peilstäbe an den Wagenenden. Nicht nur große männliche Fahrer, auch kleine weibliche Fahrerinnen sollen z.B. durch orderbare Aufblas-Szenarien an den Sitzen als Kunden geworben werden können. Leichtgängig hat alles zu sein. Zum Schluss muss noch das Fahrwerk erwähnt werden, das nach anfänglichem Trouble wieder einmal alle Rekorde zu brechen scheint. 10/13