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1958 Mercedes LP 333
Das 'P' steht für Pullman-Ausführung |
Christoph Seebohm ist in den fünfziger Jahren Verkehrsminister und begrenzt als solcher die Achslasten stärker als das Ausland. Weil nur 12 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht für Zweiachser zulässig sind, baut
Mercedes mit dem LP 333 kurzerhand einen Dreiachser, der 16 Tonnen wiegen und einen ebensolchen Hänger (nach altem Recht) mit sich führen darf. Außerdem ist eine doppelte Vorderachse auch noch leichter als
zwei angetriebene Hinterachsen. So bleiben den Transportunternehmen immerhin ca. 20 Tonnen Nutzlast, 5 Tonnen mehr als bei einfacher Vorderachse.
Für den Fahrer haben zwei Vorderachsen fast nur Vorteile. |
Der LP333 gilt als erster Lkw mit doppelter Vorderachse. Beide Achse schlagen bei Kurvenfahrt keineswegs gleichmäßig ein, sondern jedes Rad folgt mit ausgeklügelter Geometrie seinem Kurvenradius. Kombiniert ist
dieses Fahrwerk mit einem rundlichen Frontlenker-Fahrerhaus, das natürlich auch mit einfacher Vorderachse zu haben ist, sogar mit etwa der gleichen Tonnage für das Ausland gebaut wird.
Wegen der hohen Last mit Standard-Motorbremse, Fußbetätigung |
Da Lkws bisweilen ziemliche Verkehrshindernisse sind, müssen sie mit den neuen Gesetzen auch die Grenze von 6 PS pro Tonne überwinden, was dem LP 333 auch bei 32 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht gut
gelingt. Mag auch der Wirkungsgrad unter der doppelten, mit jedem Rad einzeln exakt dem Kurvenradius folgenden Vorderachse leiden, beim Fahren spürt man wenig davon. Da hydraulisch unterstützt, ist sie nicht
schwergängiger als die zweiachsiger Lkw.
'Tausendfüßler' mit gefälliger Fahrerhausarchitektur |
Im Gegenteil werden die Fahreigenschaften des LP 333 eher gelobt, z.B. was Komfort und Spurhaltung besonders im Winter betrifft. Auch Reifendefekte an der Vorderachse sind wesentlich ungefährlicher. Nicht ganz so
einfach verhält es sich mit dem Motor, der nicht unter, sondern im Fahrerhaus gastiert, seinen Lärm und im Sommer seine Hitze hinterlässt und schon fürs Ölnachfüllen nicht gerade leicht zu erreichen ist. So wird es noch
eine Zeit dauern, ehe sich die Frontlenker mit höherem Fahrerhaus dauerhaft durchsetzen. 1961 wird die Gesetzgebung (in Anpassung an die EWG) milder und Mercedes setzt jetzt auf den Kurzhauber. Immerhin kann
man den Wagen mit seinem Frontlenker-Prinzip als den Vorläufer (fast) aller heutigen Lkw bezeichnen. 03/09
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