Mercedes - Museum 3
Das Knight-Prinzip erweist sich als Irrweg in der Daimler-Entwicklungsgeschichte. Dabei werden zwei Zylinder ineinander geschoben und ersetzen durch bestimmte Öffnungen und gezielte Verdrehung
gegeneinander die Motorsteuerung durch Ventile. Vorteil: Leiser Lauf, Nachteil: die geringe mögliche Maximalleistung.
Dieser Wagen leitet die Kompressor-Ära bei Mercedes ein. Diese Entwicklung wird noch von Paul Daimler, dem berühmten Sohn des noch berühmteren Vaters eingeleitet und genau in diesem Jahr von Ferdinand
Porsche als Entwicklungschef weiter betrieben. 29 kW (40 PS) hat der 2,6-Liter-Motor ohne und 48 kW (65 PS) hat er mit 'Gebläse', wie der Kompressor zu der Zeit noch benannt wird.
Ein Blick auf das Armaturenbrett des ersten Kompressorwagens bei Daimler.
Kompressoren nach dem Prinzip der Gebrüder Roots werden bei Mercedes von der Kurbelwelle angetrieben. Innen greifen zwei Flügelräder so ineinander, dass sie trotz Nichtberührung große Mengen Luft von der
Saug- zur Druckseite bewegen, Wie viel, das hängt von der (meist hohen) Drehzahl und von der Länge der Flügelräder ab. Bei Kompressorwagen jener Jahre sind sie zweiflügelig, können aber auch drei Flügel
haben.
Bei dem Motor hier pumpen Sie reine Luft durch den Vergaser, wodurch diese dann angereichert und unter hohem Druck in die Zylinder gelangt.
Hier sind Daimler und Benz schon vereinigt und der 12/55 Pullmann ist eine der ersten Neuerscheinungen. Sechs Zylinder aus 3,2 Liter Hubraum und 40 kW (55 PS) lassen das Modell eine Höchstgeschwindigkeit
von 100 km/h erreichen.
'SSK' heißt Super-Sport-Kurz. Der abgebildete Wagen hat mit Kompressor 165 kW (225 PS), während im Rennwagen bis zu 221 kW (300 PS) realisierbar sind. Rudolf Caracciola treibt diesen bis auf 235 km/h. Bei
vollem Gasgeben kreischt der Kompressor. Seit der Radstand verkürzt ist, kann der SSK auch auf kurvenreichen Strecken gewinnen.
Mit den S-Modellen geht's schon richtig zur Sache. Daimler-Benz schwingt sich zur erfolgreichsten Rennfirma in den dreißiger Jahren auf. Die Autos erhalten eine dreifache Typenbezeichnung. Neben den Steuer-PS,
die sich auf den Hubraum beziehen, gibt es PS-Angaben ohne (120) und mit (180) Zuschaltung des Kompressors.
Ein Blick auf das Armaturenbrett des besonders sportlichen Mercedes S.
Zu der Buchstabenkombination 'SSK' kommt hier noch das 'Leicht' hinzu. Man sieht es an den Öffnungen im Rahmen, die allerdings bei manchen Versionen noch weiter nach vorne reichen.
Es gibt einen berühmten Leiter des Motorenbaus bei Benz, Prosper L'Orange mit Namen. Der gilt als der Erfinder des Vorkammerverfahrens, das die spätere Daimler-Benz beim Lkw bis nach der Jahrhundertmitte
und beim Pkw bis fast zu deren Ende anwendet. Hier der als Ölmotor bezeichnete OM 59 mit 3,8 Liter Hubraum und 40 kW (55 PS) bei 2000 1/min.
In der linken Hälfte des Zylinderkopfs sehen Sie die kleine Vorkammer, in die von oben die Einspritzdüse und von links die eingeschraubte Glühkerze hineinragen. Hier entzündet sich der Dieselkraftstoff und gelangt
durch kleine Öffnungen am unteren Rand der Vorkammer in den Hauptbrennraum.
Wenn er schon seit 1918 im Exil in den Niederlanden lebt, der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II, so braucht er doch auf Luxus nicht zu verzichten. Er wird im Mercedes 770 mit Hohenzollern- statt mit Daimler-Wappen
auf dem Kühler.
Es gibt ihn natürlich in allen Variationen und damit auch als Viertürer, aber am spektakulärsten ist das Cabriolet, besonders das mit nach hinten versetztem Motor. Insgesamt herrscht eine ziemliche
Raumverschwendigung, aber das ist bei dem Auto fast gewollt. Wikipedia rechnet den Neupreis dieses Wagens auf etwa
100.000 Euro hoch, wobei sich dieser bis heute deutlich mehr als verzehnfacht haben dürfte.
Jetzt kommt sie, die Geschichte von dem Rennauto, das für den vorgeschriebenen Maximalwert von 750 kg kurz vor dem Rennen 1 kg zu schwer ist. Rennleiter Alfred Neubauer lässt den bis dahin tradionellen
weißen Lack abschleifen und es kommt das silberne Aluminium zum Vorschein. Der erste Silberpfeil ist geboren.
Silberpfeile werden die Rennwagen von Mercedes erstmals mit diesem Wagen genannt. Typisch für sie ist der Reihen-Achtzylinder, hier mit 3,36 Liter Hubraum und ca. 230 kW (313 PS).
Konzipiert wird das Auto in einer absoluten Krisensituation. Es ist der verzweifelte Versuch, kostengünstiger zu produzieren. Mercedes goes VW Käfer, obwohl es den noch gar nicht gibt. Weitere Parallelen sind die
nur 19 kW (26 PS), der Zentralrohrrahmen und die windgünstigere Front, aber der Rest einschließlich dem wassergekühlten Reihenmotor ist völlig anders.
Natürlich gehen große Mercedes-Limousinen an Prominente und gekrönte Häupter in aller Welt. Hier der Typ 770 für den japanischen Kaiser Hirohito, stahlgepanzert mit entsprechend sicherer Verglasung.
Hier ist der Nachfolger des 500 K, der ziemlich ähnlich aussehende 540 K abgebildet, diesmal mit geschlossenem Verdeck. Er hat bei gleichem Achtzylinder-Reihenmotor 400 cm³ mehr Hubraum und ohne
Kompressoreinsatz 85 kW (115 PS), mit 132 kW (180 PS). Um einmal den Vergleich zu heutigen Autos zu ziehen, ist vielleicht die geringe Zahl von nur 419 produzierten Exemplaren interessant. 07/13
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