Montag, 2.07.2007 Die ersten großen Gebäude entsprechen nicht den oben gezeigten. Sie sind in relativ neuen, roten Ziegeln erbaut und sehr zahlreich. Es sind die Bauten der Universität, die von vielen (insgesamt 16!) Fakultäten künden. Die Stadt ist also mehr als nur die weltbekannte Metropole der Volksmusik (Bild 2). Über 800 Kirchen gibt es hier. Das Wahrzeichen ist das 1994 erbaute BellSouth Building (Bild 1 und 3), das mit seinen zwei Türmen und 188 Metern Höhe die anderen Hochhäuser überragt. Der Nachmittag gehört Bowling Green im Norden von Nashville, Autoliebhabern bekannt als die Produktionsstätte der Corvette, seit 1953 existierender Roadster von Chevrolet. Hier gibt es auch das von der Firma unabhängige Corvette-Museum mit sehr großzügig dimensionierten Hallen und viel Platz für Corvettes in allen Farben und Leistungskategorien. Da dieser Wagen in der Produktion die Milliongrenze überschritten hat, muss man Besuchermangel nicht fürchten, zumal diese und nur diese in der ersten Reihe parken dürfen. Abends im Motel taucht nach schier endlosem Zappen im Fernseher plötzlich Hillary Clinton live auf Wahlkampftour für die Präsidentschaft 2008 in Iowa auf. Will man etwas über die Menschen des Gastlandes erfahren, so enthält ihre Rede sicherlich einen kleinen Schlüssel dazu. Interessant ist nicht nur ihre Themenwahl, sonden auch deren Reihenfolge. Sie berichtet den sehr zahlreichen Anhängern der demokratischen Partei erst einmal über ihre Herkunft. Sie erwähnt den fünfjährigen Dienst ihres Vaters in der Army und relativ ausführlich die schwere Kindheit ihrer Mutter, die wegen der Scheidung der Eltern schon in jungen Jahren zusammen mit der Schwester weit weg zu Verwandten übersiedelt. Und dass sich die Mutter den Besuch der Highschool selbst verdienen muss. Hillary selbst hat ihr Studium auch nicht von den Eltern, sondern über staatlich geförderte Kredite finanziert bekommen. Sie betont sehr ihre Herkunft aus dem Mittelstand und will damit wohl ausdrücken, dass hier das Herz Amerikas schlägt. So weit könnte das auch eine deutsche Politikergeschichte sein. Nicht aber der folgende Bereich, in dem es um die unbedingt von ihr als Präsidentin einzuführende Kranken-Pflichtversicherung geht. Immerhin sind knapp 50 Mio. Einwohner der USA ohne Versicherungsschutz im Krankheitsfall. Und die eine Versicherung haben, müssen in schwierigen Fällen wegen der Kostenerstattung zäh verhandeln. Wieder näher zu unseren Problemen rückt die Forderung nach den für Eltern kostenfreien Kindergartenplätzen. Von den unter Dreijährigen ist hier allerdings nicht die Rede. Top 2 ihrer Liste ist der Klimaschutz, in dem sie, genau wie wir in Deutschland, viele Möglichkeiten für einheimische Arbeitsplätze vermutet. Finanzieren will sie ein solches Mammutprogramm aus den Subventionen für die Ölindustrie, die sich wohl mit einer kräftigen Unterstützung republikanischer Gegenkandidaten revanchieren wird. Unter dem Eindruck der letzten Attentate in Großbritannien kommt sie zur Außenpolitik. Sie verspricht, wie alle Kandidaten, Wachsamkeit und ein hartes Vorgehen gegen Terrorismus. Dies will sie ,anders als George Bush, im Zusammenarbeit mit den Verbündeten tun. Damit ist sie beim Truppenrückzug aus dem Irak, mit dem sie schon in ihrem ersten Jahr beginnen will, um der irakischen Regierung deren Verantwortung klar aufzuzeigen. Soweit wenig spektakulär. Natürlich kommt sie auch auf die derzeitige Regierung zu sprechen. Sie spricht vom nötigen Aufräumen u.a. mit der Korruption und davon, dem Recht wieder die oberste Priorität zu geben. In diesem und anderem Zusammenhang ist von der vorigen Regierung unter ihrem Mann die Rede, die eine hervorragende Wirtschaftsbilanz hinterlassen habe. Diese habe Hoffnung für die Entwicklung Amerikas gegeben. Natürlich erwähnt sie Bill Clinton auch als mögliche Hilfe, falls sie zur ersten Präsidentin der USA gewählt werde. Übrigens nicht, weil sie eine Frau sei, sondern, weil sie am qualifiziertesten für dieses Amt sei. Dramatisch und überhaupt nicht mit deutschen Wahlkampfreden vergleichbar ist das Ende. Eher beiläufig beginnt Hillary Clinton mit einer Reise der ehemaligen Außenministerin Allbright. Sie ist tschechischer Abstammung und wundert sich bei einem Besuch dort über die vielen amerikanischen Fahnen, die zu ihrer Begrüßung geschwenkt werden. Noch größer ist ihr Staunen, als sie diese Fahnen als nicht sehr aktuell erkennt. Die enthalten nämlich 48 statt der aktuellen 50 Sterne. Es sind also alles Originale aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als z.B. Hawai noch nicht zur USA gehörte. Das ist eine Geschichte so richtig für die amerikanische Seele. Lange Zeit unterdrückte Bevölkerung versteckt aus Treue zu Amerika in großer Zahl die alte Fahnen und riskiert damit Verfolgung, falls diese bei einer Razzia entdeckt würden.