Unser örtliche Reiseführer lässt es sich nicht nehmen, uns ins hypermoderne neue Einkaufszentrum zu führen. Es ist Vormittag und beängstigend leer dort. Das liegt wohl an dem Feiertag gestern, von dem man sich noch zu Hause erholt. Der Feiertag ist vom Präsidenten für die Verlegung der Hauptstadt von Almaty nach Akmola vor 10 Jahren angeordnet, obwohl die nur ca. 300.000 Einwohner hatte (Almaty über 1 Mio.) Typisch für die autokratische Entscheidung, Akmola ab dem Zeitpunkt auch noch Astana (kasach. Hauptstadt) zu nennen. Astana zählt inzwischen mehr als 600.000 Einwohner. Und wenn Sie meinen, es sei einfach gewesen, diesen Sachverhalt von unserem Local Guide zu erfahren, dann irren Sie sich.

Das Durchschnittseinkommen in Kasachstan liegt bei ungefähr 300 Euro im Monat. Mit 700 Euro kommt eine Familie laut unserem Reiseführer ganz gut über die Runden. Offiziell leben 15 Mio. Einwohner in Kasachstan, ein Viertel davon Russen. Viele deutschstämmige Kasachen haben das Land in den letzten Jahren verlassen, was zumindest bei unserem Reiseführer für Empörung dieser Gruppe gegenüber gesorgt hat. Viele sprächen kaum deutsch, hätten wenig Bereitschaft sich anzupassen, und würden dort vom sozialen Netz leben. Auch in Deutschland müsse man die Bereitschaft zum Arbeiten haben. Weil so viele gegangen seien, schätzt unser Reiseführer die tatsächliche Einwohnerzahl deutlich niedriger ein. So würden zum Beispiel Deutschlehrer händeringend gesucht. Sie können in Privatschulen bis zu 2000 Euro verdienen.

Die Inflation wird von unserem Reiseführer mit 12% angegeben. Kasachstan ist kein armes Land, es besitzt viele Bodenschätze, insbesondere Erdöl. Die Verteilung des Reichtums stellt aber die Herausforderung der kommenden Jahre dar. Kasachstan ist das neuntgrößte Land der Erde mit ca. 3000 km von West nach Ost. Außerdem gibt es viele Gastarbeiter aus den umliegenden Ländern. Die Nähe zu China bedingt regen Handel.

Einer aus unserer Gruppe möchte das stille Örtchen aufsuchen, aber wir werden mehrmals verwiesen. Wie sich herausstellt, ist das Wasser abgestellt, im gesamten Komplex. Diese Tatsache kratzt natürlich am Ehrgefühl unseres Reiseleiters, hypermodernes Einkaufszentrum, aber keine Wasserspülung. Später halten wir dann an einem anderen Einkaufszentrum, zwar weniger modern, aber immerhin für die Befriedigung unserer Bedürfnisse geeignet.