Afrika 1987 - Teil 2
        Africa (part 2)

Bilder und Text: Viktor Kohnen

Sonntag, 21.12.1986
Da wir "Economy Class" gebucht haben, müssen wir neben Arabern eingepfercht im Sessel pennen. So schleichen wir uns abends unter Deck zu unserem Bulli. Ich bekomme leichte Probleme mit der Seekrankheit. Wo kann ich erbrechen? Agathe hat 2 x (allerdings als erste) - ich 3 x.

Sonntagabend und Montag, 22.12.1986
Es ist 1.30 Uhr. Wir stehen als wirklich letztes Kfz in der Reihe der Autokontrolle, und das kam so: Nach ca. 24 Stunden Überfahrt legt das Schiff "Tipana" gegen 19.30 Uhr im Hafen von Bejaia (und nicht Algier) am Zollhof an. Wir müssen unsere Schlüssel stecken lassen. Die Autos werden vom Bordpersonal auf den Hof gefahren (oh weh!). Wir gehen zu Fuß von Bord in eine riesige Halle, überall Polizei, Zöllner. Dort bekommen wir Personalkarte, grüne Karte PKW und Zettel für Kfz- und Gelddeklarierung, ausfüllen und warten. Es heißt: Anstellen zum Zwangsumtausch. Vor uns ca. 100 Personen. Plötzlich: Kein Geld mehr im Büro. Ach ja, zwischendurch habe ich einer alten Algerierin ihre Personalkarte ausgefüllt, weil sie nicht schreiben kann. Also Anstellen für Stempel im Reisepass (RP). Die Schlange am Zwangsumtausch hat sich aufgelöst, also stellen wir uns am Zwangsumtausch an und siehe da, es klappt. Es ist 22.00 Uhr. Danach nochmals Anstellen für Stempel RP und Abstempeln grüne Karte Kfz. Dafür gibt es eine Kfz-Quittung (die Bürokratie kenne ich doch?!). Nun heißt es neue Kfz-Karte ausfüllen und in neue, noch längere Schlange stellen zwecks Abstempeln derselben. Mit dieser abgestempelten Karte geht es zur Versicherung. Jetzt zum Autohof, Auto suchen. Ein nagelneuer Peugeot steht genau hinter uns. Wir können nicht heraus. Ein Zöllner sieht das und ist uns behilflich. Er setzt sich in den Peugeot und versucht rückwärts zu fahren. Wir stellen bald fest, dass die Handbremse klemmt und sich nicht lösen 1ässt. Aber was so ein algerischer Zöllner ist, kennt den Trick mit der Kupplung. Mit schleifender Kupplung und immerwährendem Absterben des Motors setzt er den Wagen Stück für Stück zurück (Wahnsinn!).
So, da sind wir wieder, 2.30 Uhr, zwanzig Meter weiter. Ein Zöllner schickt zwei Algerier, die eine Reihe neben uns standen einfach und wirklich ohne Grund hinter uns. Die Autokontrolle ist harmlos, aber es wird 5.00 Uhr. Was haben wir Bammel wegen unserem versteckten Schwarzgeld.
Montagmorgen - es regnet in Strömen. Zuerst wollen wir durch den Atlas zum Meer. Die Umgebung ist üppig grün, es wachsen Mandarinen. Der Atlas hat hohe Berge. Wir bemerken, dass man selbst in kleinen Ortschaften alles in Hülle und Fülle bekommt. Es hört nicht auf zu regnen. Wir entschließen uns, nicht zum Meer zu fahren, sondern Richtung Süden. Seit heute haben wir übrigens einen Gast: Christoph aus München mit dem Fahrrad. Wir fahren Richtung Süden, Bon Sadda, an riesigen Feldern und Äckern vorbei. Abends hört es endlich auf zu regnen. Wir besuchen eine Ortschaft, in der wir auch essen. Zwei Salate, zwei Koteletts, eine Flasche Cola, die wie gefärbte Brause schmeckt, eine halbes Hähnchen und Brot. Zwanzig DM, eigentlich teuer. Wir probieren auch in einer Frittenbude in Fett gebackenen Teig, dazu Tee. Geschlafen wird mit drei Personen im Auto neben einem Acker. Total lehmig.

Dienstag, 23.12.1986
Morgens zunächst mal Eis von der Scheibe gekratzt. Bergige Gegend. Hinter Bon Sadda wird das Grün immer weniger. Man merkt von hundert zu hundert Kilometern, dass man Richtung Süden fährt, nur nicht am Wetter. Höhe ca. 1.100 m, bewölkt und kalt. Hinter Laghonat sind die Berge weg. Ca. 100 km nur flache, eintönige Gegend ohne Hügel bis zum Horizont. Um vereinzelte Seen herum ist es allerdings sehr grün. Abends, man glaubt es kaum, fängt es wieder an zu regnen. Wir besuchen noch den Ort Berriane. Dort essen wir einen leckeren, gut aussehenden Kuchen.