Scheibe erneuern

kfz-tech.de/PKa65
Wir wollen hier nicht mehr die unterschiedlichen Glasscheiben genauer unter die Lupe nehmen, gehen ganz einfach vorn und hinten von einer Verbundglasscheibe aus. Ausnahmen werden extra benannt.
Möglichst einfach beginnt man wohl mit einem Oldtimer. Der hat in aller Regel eine Scheibe, deren umlaufender Gummi sowohl diese als auch eine Falz entlang des Daches, der beiden A-Säulen und des
Abschlusses zum Vorderwagen umschließt.
Wie bekommt man hier die Scheibe raus? Nicht geklebte Scheiben können auch mit den schuhbedeckten Füssen herausgedrückt werden, wenn man die Scheibe anschließend ohnehin entsorgen will. Dabei gehen
Scheiben aus Verbundglas eher kaputt als Einscheiben-Sicherheitsglas. Wenn letzteres allerdings auch nur an einer Stelle einen kleinen Riss erhält, zerfällt es in unglaublich viele Krümel.
Das kann dann natürlich sehr arbeitsaufwendig sein, wenn man z.B. vorher das Armaturenbrett nicht abgedeckt hat und Teile der Scheibe in die Lüftungskanäle gefallen sind. Deshalb, weil man den Gummi am besten
später ohnehin nicht mehr braucht, die Scheibe herausschneiden. Auch nicht ganz einfach, weil man mit dem Messer dabei auch kräftig in den Lack ratschen kann. Im später nicht sichtbaren Bereich ist
das noch leicht behebbar, ansonsten ein echter Fauxpas.
Überhaupt sollten die nach dem Ausbau sichtbar werdenden Teile der Karosserie intensiv auf Rost hin untersucht werden. Da können bei älteren Autos sogar Schweißarbeiten notwendig und der Einbau einer
neuen Scheibe hintangestellt werden. Das gilt im Prinzip auch für eine geklebte Scheibe, deren Ausbau jedoch ganz anders verläuft. Hier kann man keinen außen relativ dick auftragenden Gummi zerschneiden,
sondern nur die Schicht Kleber zwischen Karosserie und Scheibe.

Es gibt dazu regelrechten Schneiddraht, evtl. mit dreieckigem Querschnitt, so dass immer eine Schneide in Richtung Vorschub ausgerichtet ist. Dazu gehören Enden, an denen man meist innen hält und außen
zieht. Dazu muss erst der Draht an einer Stelle durch den Kleber gestochen werden. Man hält und zieht meist relativ nah zum Rand der Scheibe, so dass der Draht an der Schneidestelle
einen recht spitzen Winkel bildet.
Statt Draht ist in neuerer Zeit auch Nylon möglich. Von innen an der Durchsteckstelle eine Schlaufe nach außen, die dann rings um die natürlich von allen möglichen Zierleisten befreite Scheibe gelegt wird. Dann
wird innen eine größere drehbare Rolle mit Saugnäpfen an der Scheibe befestigt, den Nylonfaden in ebenso spitzem Winkel durch den Kleber zieht, von einer zusätzlich angeschlossenen Bohrmaschine angetrieben. Die
Rolle sollte an jeder Ecke auf die nächste umgesetzt werden.
Viel Sorgfalt ist bei dieser scheinbar automatisch ablaufenden Arbeit notwendig. Sehr leicht schneidet man dabei in die Verkleidungen am Dach, den A-Säulen oder dem Armaturenbrett. Abdeckungen und
vorherige Demontagen sind hilfreich. Auch eine Frontscheibe kann elektrische Verbindungen haben, z.B. eine Antenne oder Beheizung. Die sind somit nicht nur vorher abzuklemmen, sondern deren Anschlüsse auch
beim Ziehen zu beachten, damit sie nicht zerschnitten werden.

kfz-tech.de/PKa66
Natürlich sind auch sonstige Arbeiten vor dem Ausbau der Scheibe nötig, z.B. die Scheibenwischer betreffend. Inzwischen befindet sich innen nicht nur ein Spiegel, sondern außer dem Regensensor auch evtl.
ein komplexes Kamerasystem. Schauen Sie sich an, welche Halterungen an der neuen Scheibe schon vorhanden sind. In den allermeisten Fällen scheidet ein nachträgliches Einkleben solch aufwendiger Komponenten
aus, denn die müssen ja auch abseits vom Scheibenwechsel austauschbar sein.
Das macht natürlich die Bestellung einer neuen Scheibe zu einem Vabanquespiel. Hier geht es nicht nur um Typ, Baujahr und möglicher leichter Tönung, sondern auch um die Ausstattung. Also vorher die neue
Scheibe nicht nur sorgfältigst reinigen und auf Beschädigung prüfen, sondern auch mit der alten Scheibe vergleichen. Dann bleibt das Auto vielleicht wenigstens fahrbereit, wenn eine neue Scheibe bestellt
werden muss.

kfz-tech.de/PKa67
War's das? Zumindest ist die alte Scheibe jetzt abnehmbar und interessiert eigentlich nicht mehr. Dafür die neue, bei der zu entscheiden ist, ob der neue Kleber hier oder an der Karosserieseite aufgetragen wird.
Halt, vorher dort noch sorgfältig den alten Kleber durch Schneiden auf ein Mindestmaß zurückführen. Kratzer sind hier ebenso unerwünscht wie oben erwähnt. Es bedarf keines Primers, wenn später
neuer Kleber auf den alten trifft, wohl aber auf dem Scheibenrand (Bild oben).

kfz-tech.de/PKa68
Sie haben es schon bemerkt, wir tragen den neuen Kleber auf die Scheibe auf. Dazu kann man im Prinzip eine normale Kartuschenpresse nehmen, wegen größerem Gleichmaß besser eine mit Antrieb. Die
aufgeschraubte Spitze der Kartusche wird einseitig angeschlitzt, was später die Form des Klebers auf der Scheibe bestimmt. Übrigens sind kleine Hilfsmittel besonders erwünscht, die einen möglichst
gleichbleibenden Abstand zum Rand der Scheibe gewährleisten.

kfz-tech.de/PKa69
Ewig Zeit bleibt nicht, die Scheibe exakt an der Stelle der alten zu platzieren. Ist die schwer, weil von besonderer Größe, dann braucht man Hilfseinrichtungen zum Transport dorthin und in jedem Fall
Vorrichtungen, die einen Verbleib in der einmal festgelegten Lage während der Zeit des Aushärtens garantieren. Selbst danach darf man das Auto in der Regel bis zum nächsten Tag nicht so betreiben, dass die
Karosserie belastet wird oder stärkerer Winddruck auf die Scheibe entstehen könnte.
Nehmen Sie die absolut wasserdichte Montage einer neuen Scheibe sehr ernst. Die Schäden bei Zuwiderhandlung können gravierend sein, allen voran der sich langsam bildende Geruch unter der
Bodenverkleidung und die nachfolgenden Korrosionsgefahren. Lieber bei Unsicherheit über eine gelungene Reparatur die Scheibe noch einmal ausbauen, wobei es keine einheitliche Meinung gibt, ob direkt oder
später herauszuschneiden.

kfz-tech.de/PKa70
Bleibt noch der Einbau einer nicht geklebten Scheibe. Die erhält ihren hoffentlich neuen und vielleicht mit Spülmittel oder entsprechend eingeschmiertem Gummi, in den rundum eine Schnur genau da
eingelegt wird, wo später die umlaufende Falz der Karosserie greift (Bild oben). Am Ende überlappt die Schnur ein wenig und jetzt kommt es darauf an, dass von außen wegen Bruchgefahr hoffentlich nicht zu einseitig
gedrückt wird und dadurch mit der gezogenen Schnur die Gummilippe umlaufend nach innen überlappt.
Auch hier sollte zum Schluss noch einmal der Gesamtsitz der Scheibe kontrolliert und eventuell vorsichtig nachgedrückt werden. Je nach Gummi kann dieser Zierleisten enthalten, die vorher oder nachher mit
eingezogen werden müssen. Neue Wischerblätter sind in jedem Fall wichtig, natürlich lieber gratis als zusätzlich berechnet.

kfz-tech.de/YKa37

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