Suche

A     B     C     D     E     F     G     H     I     J     K     L     M     N     O     P     Q     R     S     T     U     V     W     X     Y     Z




Formeln
Alle Tests
Buchladen
 F7 F9



Škoda - Geschichte 1



Bewegt man sich aus der Mitte Deutschlands nach Osten, also von Hessen über Thüringen nach Sachsen, so kann ich aus eigener Anschauung sagen, die Landschaft wird immer idyllischer. Was hat man angesichts des Waldsterbens dem Erzgebirge nicht für eine schlimme Zukunft vorhergesagt, zu sehen ist davon eher das Gegenteil.

Sie ahnen es vielleicht, ich bin auf der Reise zu den Wurzeln bedeutender tschechischer Automobilindustrie, der Marke Skoda. Der Weg bleibt leider nicht immer so schön. Spätestens wenn man in Tschechien das Hochplateau erreicht, ist Schluss mit verträumten Sträßchen, die sich windungsreich durch grüne und trotzdem lichtdurchflutete Wälder schlängeln.

Hinzu kommt das Pech heftiger Baumaßnahmen auf der Hauptstraße nach Prag. Und da ich ohnehin nach Mlada Boleslav, für mich ein wenig nördlicher will, beschließe ich, die große, gerade aber stark verkehrsgeregelte Straße links abbiegend zu verlassen und mich über Nebenwege durchzuschlagen, was sich zwar als reizvoll, aber keineswegs zeitsparender herausstellt.

Kurz vor der Stadt frage ich - noch kein Navi damals - nach dem Weg und schon habe ich einen Beifahrer, der im Werk arbeitet. Schade, Tschechisch ist so eine unerreichbare Sprache, was sich übrigens auch beim Entree ins Museum herausstellt. Egal, ich bin da und genieße es, viel zu lesen, zu sehen und zu fotografieren. Die Texte sind immerhin auch auf Englisch und Deutsch.

Wenn man zurückblickt, hatte man als Kfz-Techniker eigentlich schon zu sozialistischen Zeiten das Gefühl, Skoda ist im Ostblock eine besondere Automarke. Zwar gab es lange und vielleicht zu lange Heckmotoren, aber wenigstens nach dem Viertaktprinzip arbeitende Motoren. Immerhin hat es Skoda noch vor Ende des Kommunismus wegen Verbots aus Moskau zwar nicht zum Frontantrieb geschafft, aber zu fünf Gängen in einer ganz normalen Limousine.

Später ist mir Skoda als tschechische Tochter innerhalb des VW-Konzerns besonders aufgefallen. Da lese ich in einem Selbststudienprogramm von einem Vierzylinder, den ich auf den ersten Blick für veraltet halte: untenliegende Nockenwelle, dreifach gelagerte Kurbelwelle. Was ich auf den ersten Blick für einen Druckfehler halte, entpuppt sich nachher als Konstruktion aus den Asservatenkammern von Skoda, die diese Firma tatsächlich in die Zeit mit VW hinübergerettet hat.

So, genug der Vorrede, kommen wir zu Vaclav Klement aus Mlada Boleslav und seinem inzwischen berühmten Brief von 1894 an die Fahrradfabrik Seidel & Naumann in Wien, in dem er sich über den verzogenen Rahmen seines neu erworbenen Fahrrades beschwert und um Abhilfe bittet, natürlich auf Tschechisch. Das Antwortschreiben, in dem man sich weigert, einen Text in dieser Sprache zur Kenntnis zu nehmen, erzürnt ihn dermaßen, dass er beschließt, selbst Fahrräder zu produzieren.

Bei dieser Gelegenheit fällt mir die Geschichte von Ferruccio Lamborghini ein, der sich bei Enzo Ferrari über die mangelhafte Kupplung beschweren will und im Prinzip ebenso abgebürstet wird. Unterschied zwischen den Geschichten: Ferrari musste gegenüber Lamborghini nie klein beigeben, wohl aber Seidel & Naumann einige Zeit nach dem Vorfall von der Firma Laurin & Klement Lizenzen annehmen.

Womit wir zur zweiten wichtigen Person zur Gründung der Firma kommen, dem Schlosser Laurin, ebenfalls Vaclav mit Vornamen. Im Gegensatz zu diesem hat Klement eigentlich Buchhändler gelernt und fährt Fahrrad wie viele damals als Sport und Hobby, meist angeschlossen an entsprechende Vereine. Da hätten wir das später erfolgreiche Duo beisammen, den eher cholerischen, weltgewandten Klement und den ruhigen und stärker handwerklich begabten Laurin.

Nächste Seite








Sidemap - Technik Impressum E-Mail Datenschutz Sidemap - Hersteller