Vielleicht ist ja der Motorroller für den Teil des weiblichen Geschlechts entstanden, dass auch im Kleid schnell mal eben von A nach B fahren wollte. Denn kleine Räder und eine Haltung, die das unmittelbare Nebeneinander der Beine ermöglichen, gehören wohl zu seiner Definition.
Manche zählen das erste Serienmotorrad überhaupt (Bild 2) zu den Rollern, weil es so einen tiefen Durchstieg hat. Allerdings sind die Räder recht groß, auf jeden Fall das vordere.
Die kompletten Eigenschaften hat aber der als früher Roller geltende amerikanische Autoped ab 1915. Während man auf seinem Trittbrett noch steht, hat der in Lizenz von Krupp gefertigte immerhin schon einen Sitz. Die Bedienung ist für die damalige Zeit denkbar einfach.
Erstaunlicherweise hat dieses Gefährt Frontantrieb, genauso wie das nächste, die Megola. Die muss allerdings nach jedem Halt neu angeschoben werden, weil sie keine Kupplung hat. Wegen des Motors im Vorderrad ist dieses wie das Hinterrad rolleruntypisch groß.
Richtig gefedert ist das Lomos-Sesselrad des Jörgen Skafte Rasmussen, hier im Video. Das ist der Gründer u.a. von DKW. Ein noch kleineres Gefährt als seine berühmten ersten Sperrholz-Autos entsteht, weil alles von einem Zweitaktmotor abhängt, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht genug Leistung hat.
Zum nächsten Gefährt in der Geschichte des Rollers, die Mars mit Bild 4 und Video unten. Sie hat immerhin einen Motor von Maybach mit 5,4 kW (7,3 PS) und zwei Gänge. Solche Schaltgetriebe fahren sich fast wie Automatik- Fahrzeuge.
Das gilt auch für Ner-a-car ab 1923, einem ebenfalls dem Motorrad ähnelnden Gefährt, allerdings durch Fliehkraftkupplung automatisch fahrend. Problematisch ist die offene Welle nach hinten, komfortabel anscheinend die Federung (siehe 2 weitere Videos).
Von den Kosten her günstiger und einigermaßen erträglicher Transport ist nach dem Zweiten Weltkrieg gefragt und das bringt uns direkt zur Vespa. Typisch hier die einseitig ausgebeulte Heckverkleidung, weil der Motor mitsamt Kupplung und Getriebe praktisch neben dem Hinterrad angeordnet ist.
Natürlich ist das problematisch, wenn der komplette Antrieb mitsamt der ohnehin nötigen Bremse zu den ungefederten Massen gehört. Aber es ist, besonders bei dem kompakten Zweitaktantrieb, ungeheuer platzsparend. Auf der anderen Seite kann dann noch das Reserverad angeordnet werden.
Mit gedrosselten 3,7 kW (5 PS) aus 125 cm³ erobert die Vespa mi amore nicht nur Italien. Legendär ist ebenfalls die Lambretta von Innocenti, nachgebaut und später durch die Prima ersetzt von NSU. In den Sechzigern baut sogar Harley-Davidson einen sogenannten Scooter.
Letztere gibt das Stichwort, denn keiner der deutschen Roller, weder der Heinkel Tourist noch die Diana von Dürkopp (Bild 5) oder die Bella (Bild 6) und noch nicht einmal die RS 50 (Bild 7) von Zündapp und auch nicht der englische James-Scooter (Bild 8) schaffen die Eleganz von Lambretta (Bild 1) und Vespa (Bild 9). 03/14