Obwohl es schon Vorläufer gibt, gilt der abgebildete Mercedes 260 D als der erste Pkw der Welt mit Dieselmotor. Drei Jahre Entwicklungszeit sind nötig, um dem Motor die nötigen Manieren beizubringen. Er hat - damals noch korrekt nach der Typenbezeichnung - einen Hubraum von 2545 cm³ und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 95 km/h. Er wird auf der Automobil-Ausstellung von 1936 in Berlin vorgestellt, ca. 12 Jahre nach dem ersten Diesel-Lkw.
Die Karosserie ist als Pullman-Limousine mit sechs bis sieben Sitzplätzen ausgelegt. Der Wagen wird auch in einer Sonderserie fast ausschließlich als Taxi verkauft. Er hat trotz seiner Größe einen geringen Verbrauch, mäßigen Rußausstoß und sehr hohen Ölverbrauch. Bei einer Tankfüllung verlangt er nach mindestens einem Liter Öl. Eigentlich haben die Taxiunternehmer auf diesen Wagen gewartet, braucht er doch ca. 30 Prozent weniger als der kleinste Benzinmotor in dem Auto. Mit der entsprechenden Konzession kostet der Dieselkraftstoff zollvergünstigt nur die Hälfte gegenüber Ottokraftstoff. Außerdem hält der Motor bei den vielen Kaltstarts länger.
Es hat im Vorfeld viele Versuche gegeben, den Dieselmotor für den Pkw zu bändigen. Etliche davon sind wegen enormer Unruhe gescheitert. So haben ein vorgesehener Drei- und ein Vierzylinder die Erwartungen nicht erfüllt. Die endgültige Version ist aus einem Sechszylinder-Benzinmotor entstanden. Aber erst das Vorkammer-Verfahren, eine andere Motorlagerung, eine neu entwickelte Bosch-Einspritzpumpe und viel Feinarbeit führen zum einigermaßen erwünschten Ergebnis. Es gelingt, dem Motor durch besondere Dimensionierung etwas Ruhe und eine akzeptable Haltbarkeit anzuerziehen. 250.000 km sollen bei Vielfahrern durchaus möglich sein. Probleme bereiten der hohe Kaufpreis des Wagens und das dünne Tankstellennetz für Dieselkraftstoff.
Offensichtlich hilft die neu entwickelte Reihen-Einspritzpumpe von Bosch sehr. Das sieht man schon daran, dass sie anschließend im Prinzip über 30 Jahre lang beibehalten wird. Der Motor hat gegen die Gewohnheit beim Dieselmotor eine Regelklappe. Sie sieht der Klappe im Benzinmotor ähnlich, funktioniert aber ganz anders. Gibt man Gas, so öffnet sie und über Unterdruck wird die Regelstange in der Einspritzpumpe verschoben, die dann für größere Einspritzung sorgt. Das System ist beim Mercedes besonders gegen Undichtheit geschützt. Tritt die nämlich in größerem Maße auf, so gibt das System selbsttätig Vollgas ...