Nein, man sollte niemals einen Ansatz zur Lösung technischer Probleme total bevorzugen und den anderen restlos verwerfen. Das hat allerdings auch nichts mit der in Deutschland so stark favorisierten 'Technologie- Offenheit' zu tun.

Die hat doch nur den Zweck, den Verbrenner oder Teile davon durch die Hintertür wieder hoffähig zu machen. Wir hingegen haben uns zwar immer gegen Wasserstoff in Fahrzeugen ausgesprochen, aber das ausdrücklich nur auf Pkws bezogen.

Bei Nikola sehen wir jetzt einen deutlichen Trend zum Wasserstoff-Lkw. Diese Linie soll übrigens besonders stark von dem dort nur wenige Monate tätigen, ehemaligen CEO von Opel, Michael Lohscheller, gefördert worden sein. Auch ein veritabler Brand von Batterien in der FEV-Serie soll das beschleunigt haben.

Der FCEV habe andere Batterien, heißt es. Auch unsere Abgrenzung zu Tesla ist nur relativ zu sehen, denn der erste Prototyp, egal ob Brennstoffzelle oder nur Batterie, hatte vom Design her starke Ähnlichkeit mit dem Tesla Semi Truck.

Das entbehrt nicht einer gewissen Logik, denn wenn man jetzt die ersten FCEVs in USA fahren sieht, fällt eine doch schon ganz ordentliche Lücke zwischen Fahrerhaus und Trailer auf. Es ist also intelligent, die nach vorne hin für verbesserte Aerodynamik zu nutzen.

Man hat sich also bisher bei Nicola anders entschieden, mit dem Vorteil, dass die FEVs ohne die zweite Hinterachse in Europa schon auf dem Markt sind. Überhaupt scheint man bei Nicola alles zu nutzen, um nur ja schnell zur Marktreife zu gelangen.

Übrigens ist das, was Sie auf dem Bild als eine Art Tesla-Nachbildung sehen, nichts anderes als eine gewaltige Täuschung für potentielle Cooperationen bzw. Anleger. GM ist darauf hereingefallen und andere. Die Aktie hat damals einen Sprung nach oben und dann einen nach unten gemacht.

Das Fahrzeug kann nichts von dem, was versprochen wurde, muss sogar noch Strom von einer Leitung unter der Drehbühne beziehen. Die Fahraufnahmen mit Trailer wurden durch Bergabrollen der leeren Hülle erreicht und aufgenommen.

Zum Schluss gab es nicht nur Betrugsvorwürfe gegen den Gründer, sondern auch noch andere. GM konnte aber offensichtlich ohne großen finanziellen Schaden aussteigen. Die Ruf-Schädigung als wieder einmal gescheiterter Tesla-Killer war jedoch enorm.

Das neue Fahrerhaus ist einfach von dem Iveco-Diesel S-Way übernommen. Beide Firmen gehören zur Case and New Holland-Holding, die praktisch die Lastwagen-Sparte von Fiat übernommen hat. Im Titel aber tritt schon eine andere berühmte Firma zutage.

New Holland ist einer der bedeutendsten Produzenten für die Landwirtschaft. Die könnte besonders an der Wasserstoff-Technologie sehr interessiert sein, ist es doch die einzige Möglichkeit, z.B. einen Traktor bei noch erträglichem Gewicht auf die neue Zeit umzustellen.

Bei den Amerikanern macht aber anscheinend nicht nur Tesla Tempo. Da kommen z.B. die Brennstoffzellen von Bosch und der dortige Chef-Abgesandte sagt, man habe überall auf der Welt hoch qualifizierte Ansprechpartner. Die E-Achse mit zwei starken Motoren produziert FPT.

Offensichtlich macht das die enorme Schnelligkeit der Entwicklung aus. Umgekehrt heißt das beim Wasserstoff, dass die 'Tankstelle' mitgeliefert wird. Die ist eher 'amerikanisch' organisiert, z.B. mit einem Container-Gestell umgeben und kann somit sogar auf einem Anhänger transportiert werden. Erstaunlich, dass man hier entgegen den Gepflogenheiten beim Lkw mit 700 statt 350 bar arbeitet, mithin bestehende Tankstellen benutzen kann.

Dieser ganze Aufbau seit dem Kladderadatsch erinnert sehr stark an Ford, wo man während des Zweiten Weltkrieges jede Stunde ein großes B24-Flugzeug baute. Aber dieses Tempo der Entwicklung hat auch seinen Preis. Den erkennt man, wenn man auf die Entwicklung der Nikola-Aktie schaut.

Nein, gestiegen ist sie seitdem nicht, eher das Gegenteil. Wer mutig genug ist, der kann jetzt einsteigen. Wie gesagt, CEO Lohscheller hat allerdings schon wieder das Weite gesucht, eher private Gründe angeführt. Im nächsten Kapitel werden wir uns das FCEV einmal etwas genauer ansehen.