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Lancia Aurelia
Zu dieser Zeit sind alle Lancias nach berühmten römischen Straßen benannt, die Via Aurelia führt sogar größtenteils unweit der Küste nach Frankreich. Eine durchaus logische Namensgebung einer Firma, die äußerlich eher
unscheinbare Autos mit progressivem Inneren produziert, fast immer am Rande des Konkursverwalters. Dabei ist die Form der Karosserie elegant. Wer sie mit heutigen Augen anschaut, wird den Mangel an Chrom eher als wohltuend
empfinden. Nicht bemerkt wird dabei die Verwendung von Aluminium für Türen und Hauben. Bei den Preisen wird die mögliche Käuferschicht wohl eher etwas konservativ gewesen sein. Aber schon beim Öffnen der Türen offenbart
sich der technische Anspruch der Firma, dem Viertürer fehlt nämlich zum leichteren Einstieg nach hinten die B-Säule. Die Besonderheiten setzten sich nach dem Einstieg auf den Fahrersitz fort. Das Lenkrad ist höhenverstellbar, der
Blinker selbstrückstellend, ungewöhnlich für ein Auto dieser Zeit. Es gibt noch mehr kleine Besonderheiten im Innenraum, nur drei Anzeigeinstrumente, aber die technischen Leckerbissen finden sich unter dem Blech. Als V-Motor
mit dem Charakter eines Reihenmotors gilt der Antrieb, nur weil er bei einem V von 60° für jeden Zylinder einen eigenen Kurbelzapfen bereitstellt. Damit kann man gleiche Zündwinkel einhalten. Der Rest ist bis auf den fast
halbkugelförmigen Brennraum mit einer vergleichsweise hohen Verdichtung nicht revolutionär. Kaum ist das Drehmoment aus dem Motor heraus, findet es sich jenseits der Kupplung in einer Kardanwelle wieder. Das Getriebe folgt
erst an deren Ende zusammen mit dem Hinterachsantrieb. Transaxle nennt man das heute, lobt die gute Gewichtsverteilung und tadelt den höheren Kofferraumboden. Etwas weiter im Kraftfluss ergibt sich dann eine wirkliche
Weltneuheit, die Schräglenker-Radaufhängung. Dazu muss man wissen, dass in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fast alle Autos beim Einfedern ihren Sturz entweder
beibehielten oder dieser positiv wurde. Nicht so der Lancia Aurelia. Er hat in dieser Situation negativen Sturz an den Hinterrädern und stützt sich in der Kurve fein ab. Gemein ist den recht unterschiedlichen Modellen der
charakteristische Kühlergrill, der auch die heutigen Lancias noch ziert. Eine weitere Gemeinsamkeit sind die zahlreichenRennerfolge der meist modifizierten Aurelias. Schon im Serienzustand ist sogar die späte Limousine ein
ernsthafter Porsche-Gegner.
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