Jaguar S 1963
Sie erkennen ihn leicht innerhalb der Familie der Jaguar-Limousinen. Er hat schmälere Stoßstangen als die breiten des Mark II mit leichtem Bogen unterhalb des Kühlergrills, ungünstig aufeinander treffendes Blink- und Begrenzungslicht, keine an den Hinterrädern herausnehmbare Teilkotflügel, und das lange Heck des Mark X mit Tankdeckeln links und rechts.
Mit zwei Tanks mit je 30 Liter nutzt er den Gepäckraum etwas besser, wodurch allerdings das Tanken umständlicher wird und eine elektrische Umschaltung über einen Kippschalter am Armaturenbrett nach knapp der Hälfte der Reichweite nötig ist. Was er noch vom Mark X geerbt hat ist die unten abgebildete Hinterachse, die auch z.B. den E-Typ ziert.
So können wir schon einmal zusammenfassen, dass der Jaguar S dank der neuen Hinterachse himmlisch federt, sich aber bisweilen etwas unruhig verhält. Die neue Hinterachse braucht wohl noch etwas Feintuning. Und die rundherum eingebauten Scheibenbremsen sind hitzeempfindlich, hinten wohl auch wegen ihrer Nähe zum Achsantrieb. Ändert aber nichts an der Tatsache einer genial einfachen, wenn auch nicht gerade leichten Hinterachse, ein leicht erkennbares Markenzeichen von Jaguar über Jahrzehnte.
Jetzt könnten wir noch über das deutlich verbesserte Getriebe reden, würden vermutlich aber den Kern dieses Wagens nicht erfassen. Denn das ist das Gefühl von Holzverarbeitung, dass einen vom Armaturenbrett her überwältigt, Sicherheitsmerkmale seien dahingestellt. Wunderschön und vielleicht ein wenig für die stolzen Preise von ca. 25.000 DM für den größeren Motor ohne Servolenkung und Overdrive entschädigend.
Ein Jaguar ist im Gegensatz zum Mercedes jener Zeit etwas für Snobs, Leute die auf Besonderheiten Wert legen. Und man kann den Limousinen von Jaguar schon eine Alleinstellung gegenüber einem gewissen Einerlei auch in der Oberklasse bescheinigen. Allerdings entpuppt sich auch das Auto als Snob, bei dem mitunter viel zu lange an bestimmten technischen Lösungen festgehalten wird.
Zum Holz passt der gediegene Motor (Bild oben), der natürlich mit Overdrive bestellt werden sollte und im vierten Gang mit und ohne diesen ab 50 km/h alles bis zur Höchstgeschwindigkeit abdeckt. Sehr schnelles Fahren wird ohnehin nicht empfohlen, weil dann die Kolbengeschwindigkeit bei 106 Millimeter Hub astronomische Höhen erreicht und der Verbrauch laut Tests die Schmerzgrenze von 20 Liter/100 km durchbrechen kann. Nach unten hin soll irgendwo bei 14 Liter/100km Schluss sein. Also das Manöver mit den doppelten Tanks ist durchaus nicht selten. 05/15