 1952 Ford Taunus 12 M
Er wird auch nach der großen Weltkugel vorne in der Mitte der Haube benannt. Ansonsten kennzeichnet die '12' den Hubraum und das m soll auf ein Meisterstück hindeuten. Immerhin ist er der erste Ford
mit
selbsttragender Pontonkarosserie. Dabei heißt 'selbsttragend', dass kein besonderer Rahmen unterhalb der Karosserie nötig ist, sondern alle Elemente, sogar Dach und Scheiben zur Stabilität beitragen. Das Gewicht
verringert sich
deutlich bei gestiegener Zuladung. Innen- und Gepäckraum werden deutlich größer.
Die Kotflügel sind beim 12m zwar verschraubt, sehen aber bei seiner Pontonkarosserie nicht mehr wie extra angebaute Teile aus. Die Motorhaube erstreckt sich in gleicher Höhe über den gesamten Vorderwagen und die
Räder. Vorbild
sind die englischen Fords 'Zephyr' und 'Consul' vom Vorjahr und natürlich eine amerikanische Version (Bild 1). Dies kann man auch an der für Europa ziemlich erfolglosen Einführung eines Pick-ups erkennen.
Ja, etwas Hilfe von Ford-Europa und sehr viel von USA ist nötig, das Projekt P 1 mit der noch kleinen Konstrukteursmannschaft zu stemmen. Der Konstruktionsstandort Köln wird trotzdem durch das doppelte Ford-Signet
mit den
Buchstaben 'F' und 'K' auf dem Kofferraumdeckel und am vorderen Ende der seitlichen Zierleisten hervorgehoben. Der Wagen unterscheidet sich besonders in der Karosserie deutlich von seinem
Vorgänger. Seine praktische Nutzbarkeit wird vielfach gelobt.
Der Wagen wird zu der Zeit eher der Mittelklasse zugerechnet. Hier konkurrieren die beiden ewigen Kontrahenten Ford und Opel, nicht etwa im Kleinwagenbereich, wo sie beide kein Angebot parat halten. Der Grund liegt
neben dem
Abtransport der Opel-Kadett-Fertigung in die Sowjetunion wohl auch und besonders in der Einkommensstruktur in Deutschland sieben Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.
Bei weit unter DM 500,- Durchschnittseinkommen von Angestellten kommt der Wagen wohl eher für Selbstständige in Frage, darunter besonders auch solche, die relativ viele Kilometer pro Jahr abspulen müssen. Ein
ausgesprochener
Kleinwagen kommt für diese Klientel nicht in Frage. Diese empfinden dann auch die steuerliche Belastung in Deutschland als nicht zu hoch. Wichtiger Faktor ist dann auch noch der Export, deshalb vielleicht auch die
Weltkugel.
Immerhin sind die Stückzahlen von Anfang an beträchtlich. Aus einem in ca. 5 Minuten werden 288 bei einem Dreischichtentag und dann ununterbrochen über 100.000 pro Jahr.
Dem amerikanischen Mutterkonzern mögen diese Zahlen gering erscheinen. Immerhin nimmt der Markt dort über 50 Mio. Neufahrzeuge insgesamt pro Jahr gegenüber ca. 1,5 Mio. in Deutschland auf. Um den deutschen
Markt auch
wider die Konkurrenz von Opel zu öffnen, sinkt der Preis während der Produktionszeit kontinuierlich. An der Strategie, den Zulieferern zur kostengünstigeren Produktion Arbeit abzunehmen, hat sich bis heute nichts
geändert. Zusätzlich
wird ein Modell 12 ohne jeden Chrom mit Einzel-Stahlrohrsitzen, Mittelschaltung und sonstigen Vereinfachungen eingeführt.
Aus heutiger Sicht erscheint Autofahren zu jener Zeit sogar preisgünstig. Bei Preisen um die DM 0,50 (trotz hoher Steuern) für Benzin fallen wohl die 2500-km-Intervalle auf, die aber meist weit unter DM 10,- kosten. Eine
große Wartung
beläuft sich auf das vierfache, obwohl neben Getriebe- und Hinterachsölwechsel eine Menge Schmiernippel und -stellen zu versorgen sind. Mit dem Aufkommen des Ölfilters wird auch der fällige Ölaustausch am Motor
seltener.
Beim Motor bleibt bis auf zusätzliche 3 kW (4 PS) alles beim Alten. Jedoch im Getriebe werden während der Produktionszeit alle Gänge synchronisiert. Hinzu kommt wahlweise der vierte. Die Kardanwelle bleibt ohne
Mittellager und an
der starren Hinterachse ändert sich ebenfalls nicht viel. Die Vorderachse wird von QuerBlattfeder auf Querlenker mit 'wartungsfreien' Schraubenfedern
umgestellt. Mutig ist man bei den damals
schlechten Straßen z. T. noch mit Kopfsteinpflaster, als erster Hersteller Deutschlands die Räder auf 13 Zoll zu verkleinern, mit entsprechendem Raumgewinn.
Wie fährt es sich in einem Auto ohne Heizung? Nein, damit ist keine Standheizung gemeint. Gar keine Heizung, auch nicht eine, die mit dem Kühlmittel verbunden ist. Vermutlich im Winter mit Mantel und Hut. Heute gibt es
fast keine
Autos ohne Klimaanlage mehr. Übrigens ist der Aufpreis für die Heizung zu der Zeit auch bei den Konkurrenzfabrikaten durchaus üblich.
Besonders erwähnt wird im Prospekt auch der Blinker statt des nach dem Krieg noch allgemein üblichen Winkers. Je eine Leuchte vorn/hinten und die 1955 eingeführte in der Mitte sind zu der Zeit schon sehr
fortschrittlich. Als
Besonderheit lässt sich der Blinker mit dem Lenkausschlag zurückstellen. Und dann der Hupenring als Sicherheitselement, weil man ihn bei Gefahr sofort findet. Sogar Doppelfanfaren werden der gleichen Kathegorie
zugeordnet.
Immerhin besitzt die Karosserie schon ein etwas besseres Crashverhalten als die des Vorgängers. 07/08
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