 1927 Fiat 509 A
Eine seltsame Geschichte, mit Sicherheit nicht alltäglich, auch nicht im Jahr 1927, dem Geburtsjahr dieses schönen Fiat 509 A. Warum? Weil sie in Brasilien spielt, was Sie unschwer an
den portugiesischen Untertiteln erkennen können.
Versuchen Sie es ruhig, sich die Untertitel übersetzen zu lassen, aber wir versprechen Ihnen, dass Sie am Ende froh sind, dass es diesen Text hier nach etwas längeren Recherchen gibt.
Wahrlich, Brasilien ist nicht unbedingt Fiat-Land.
Hätten Sie nicht auf das Baujahr geachtet und nach VW gefragt oder nach Mercedes Lastwagen, dann wären Sie hier genau richtig. Aber Fiat scheint mehr zum Nachbarland Argentinien
zu gehören. Jedoch auch dort gibt es erst ab 1954 ein Werk.
Da verliebt sich ein Kaffeeanbauer aus Campinas nordwestlich von Sao Paulo in den Fiat eines Freundes und versucht, auch an so ein Auto zu kommen, freilich dazumal nur über die
Zentrale in Turin zu bestellen.
Und genau hier läuft etwas schief. Wir dürfen vermuten, der Fiat des Freundes und damit bestellt war ein etwas stärkeres Modell. Geliefert wird aber just dieser 509 A, gerade von der
Typenbezeichnung frisch umgestellt und mit dem 'A' versehen.
Der vorgestellte Wagen ist ein Torpedo. Geliefert wird er aber auch als Berlina, Coupe, Cabrio, Spider, Landaulet und Weymann, was auf ein Vinyldach hindeutet. Ob das schon 1925/26
die Vorboten der Krise sind, jedenfalls treibt hier ein 1L-Vierzylinder an.
Um ihm doch genügend Drehmoment zu entlocken, ist er sehr langhubig ausgelegt. Und für die Leistung hat man die Nenndrehzahl erhöht. Besonders an diesem Motor ist auch die
keineswegs häufig vorkommende obenliegende Nockenwelle mit Antrieb von der Schwungradseite.
Und wie kommt es, dass der Wagen trotz seiner fast 90 Jahre noch so gut aussieht? Der Haftung für die Auslieferung des falschen Autos wurde irgendwie erst nach 25 Jahren irgendwie
aufgelöst. So lange hat es der brasilianischer Kaffeeanbauer nicht gefahren.
Aber die Tragik geht noch weiter. Denn als man den Wagen nach Besitzerwechsel und Gangbarmachung endlich anmelden wollte, hatte sich 1956 die Gesetzgebung geändert. Für die
fehlende hintere Stoßstange hätte es wohl eine Lösung gegeben, aber für den Umbau auf Linkslenkung wohl nicht.
Und so kommt es, dass der Wagen bis heute nur 2.752 km gelaufen ist. Für uns ein Glücksfall, weil praktisch noch im Auslieferungszustand. Der 'Restaurator' erklärt uns dann auch mit
großem Sachverstand, wie man z.B. dem Motor die Luft zuschnürt, um ihm das zum Start nötige fettere Gemisch zu geben.
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