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  BMW - Geschichte 12



Lassen Sie uns über den neuen BMW 700 sprechen. Da gibt es einen frisch installierten Generaldirektor Heinrich Richter-Brohm, der eigentlich die Fertigung eines Mittel(klasse)wagens ähnlich dem viel später tatsächlich entwickelten BMW 1500 anstrebt. Da aber die enormen Entwicklungskosten scheinbar nicht aufzubringen und der Vorstand bzw. die Entwicklungsingenieure überhaupt nicht auf eine Linie zu bringen sind, rücken die Pläne in weite Ferne. Da gibt es noch einen Bankier namens Frowein, der die Banken zur dringend notwendigen, gemeinsamen Kreditvergabe bringen könnte, aber der verstirbt plötzlich und unerwartet. Der 600er verkauft sich schlecht und wird 1959 eingestellt werden müssen.

Richter-Brohm ist mit dem Techniker, Importeur und Rennfahrer Wolfgang Denzel in Wien befreundet und der hält den ersten Dominostein zur beginnenden Rettung von BMW in den Händen. Er konstruiert auf eigenes Risiko mit den vielen Teilen des BMW 600 eine konventionelle Karosserie im 3-Box-Design. Allerdings sitzt deshalb der Motor nach wie vor hinten, was aber zu jener Zeit höchstens für eine völlige Neukonstruktion außergewöhnlich wäre. Zusammen mit italienischem Chic von Michelotti entsteht in kürzester Zeit ein marktfähiges Auto in Form einer Limousine und eines Coupes.


Der 700er ist noch nicht auf der Straße, da droht der endgültige Zusammenbruch. Das Kunststück, ihn verhindert zu haben, schreibt man im Prinzip zwei Männern zu. Der eine heißt Matern und vertritt die BMW- Händler als Anwalt. Ihm gelingt es, bei der entscheidenden Aktionärsversammlung im Dezember 1959 die Abstimmung für den Fortbestand von BMW (ca. 6.000 Arbeitnehmer) als Fertigungsstätte von Mercedes (ca, 60.000 Arbeitnehmer) zu verhindern. Er zweifelt in aller Öffentlichkeit die schon fast beschlossene Pleite an. Er zieht ein Angebot für das Werk Allach aus der Tasche, in dem MAN 30 Mio. DM bietet und weist auf die falsche Bilanz hin, bei der z.B. die Entwicklungskosten des gerade anlaufenden 700ers in gerade mal einem Jahr abgeschrieben werden sollen. Wäre diese Bilanz zu Beginn der Versammlung vorgelegt und positiv abgestimmt worden, die Übernahme durch die Stuttgarter wäre nicht mehr zu verhindern gewesen.

An dieser Stelle ist es vielleicht günstig, einen Schnitt zu machen, denn mit der Abwehr des übermächtigen Konkurrenten Mercedes ist es natürlich nicht getan. Das Werk ist immer noch in bedrohlicher Lage. Jetzt kommt der zweite, Herbert Quandt, ins Spiel. Seine Vergangenheit, den Vater Günther, den Bruder Harald Quandt und die Herkunft seines Reichtums lassen wir hier außen vor. Wir sehen ihn im Zusammenhang mit BMW als einen ab jetzt überdurchschnittlich engagierten Anteilseigner mit zunächst etwa 10 Prozent eigenen Aktien und insgesamt 25 Prozent Stimmrechten. Das Werk ohne Partner weiter führen heißt, das in Allach (am Ende für 37,5 Mio.) gut zu verkaufen und für den Rest der aufzubringenden Entwicklungskosten eines neuen, dringend benötigten Mittelklassewagens weitere Aktien auszugeben. Quandt garantiert insofern, als er verspricht, nicht veräußerte Aktienpakete selbst zu kaufen, was allerdings Dank des Vertrauens der Anleger in den Namen BMW nicht nötig sein wird.

So wie vor dem Krieg Franz Josef Popp, so scheint jetzt Herbert Quandt die Geschicke des Werks in die Hand zu nehmen. Er schlägt den neuen Aufsichtsratschef Wilcke vor und ist an der Übernahme des Chefkonstrukteure Gieschen von Borgward und des Chefverkäufer Hahnemann von Auto Union zumindest beteiligt. Er legt als Multimillionär ansehnliche (Prüf-)Strecken mit dem BMW 700 zurück, wenn auch als Beifahrer, denn er ist stark sehbehindert. Dem neuen Chefverkäufer kommt seit dem Tag seiner Einstellung eine Schlüsselrolle zu. Denn er muss eine große Menge nicht verkaufter 700er vom Hof schaffen, was ihm mit einiger Hemdsärmeligkeit auch gelingt. Wer als Händler den alten nicht nimmt (und verkauft), kriegt vermutlich auch nicht den neuen Hoffnungsträger. Wieder ist Hahnemann gefragt, als der Neue viel zu früh auf den Markt muss und dann Kunden mit Garantie und Kulanz bei der Stange gehalten werden müssen. 01/11

Teil 13

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