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Audi E 22/55
Das Video unten von geringem Autoverkehr in Amsterdam soll einen Eindruck von der Zeit vermitteln. In Deutschland ist der Erste Weltkrieg zwar vorbei, aber
noch nicht seine Folgen. Die Inflation erreicht ihren Höhepunkt, das Rheinland wird von den Franzosen besetzt und droht abgetrennt zu werden, weil
Deutschland die Reparationen nicht bezahlen kann.
Der Audi 22/55 ist demnach keine Neuentwicklung. Einzig den Stand der Technik repräsentieren im Laufe der Serie die hinzugefügten oder nachgerüsteten
Bremsen an den Vorderrädern, zu der Zeit noch etwas Besonderes. Ansonsten ist der Wagen zwar solide, aber eigentlich zu schwer, insgesamt den Stand des
Wagenbaus vor dem Krieg repräsentierend.
Der Motor ist wie der oben abgebildete aus zwei Blöcken je zwei Zylinder zusammengesetzt, obwohl es auch bei Audi schon seit 1914 das schwächere Modell
G (Bild unten) mit vier Zylindern am Stück gibt. Sein Ventiltrieb kann noch nicht einmal mit Side Valves beschrieben werden, weil die
Einlassseite ungesteuert durch Unterdruck geöffnet wird.
Nein, zum Selbstfahren ist dieser Audi nicht gedacht. Er ist einerseits nicht sportlich genug und benötigt andererseits hohe Kräfte am Lenkrad und viel
Feingefühl am Schalthebel. Der ist übrigens zusammen mit der Handbremse draußen vor der nicht vorhandenen Tür. Der Einstieg ist vorne also nur von links
möglich.
Der Spitzkühler (Bild unten) ist auch schon in der Mode von 1914 enthalten, die Holzspeichen in den 20ern out. Aber nicht für alles scheint das Jahr 1923
ungünstig zu sein, denn immerhin fand das erste Rennen über 24 Stunden in Le Mans statt und das gibt es auch noch heute, spannender denn je und von Audi
weidlich für Erfolge genutzt. 08/16