1970 Audi 100 Coupé
Präsentiert wird der Wagen ein Jahr nach der Limousine auf der IAA 1969 in Frankfurt. Allerdings vergeht dann noch ein knappes Jahr bis zur Auslieferung der ersten Exemplare. Man hat sich viel Mühe gegeben, aus der
relativ braven Limousine ein schickes Coupé italienischen Zuschnitts zu machen. Das Chassis ist gegenüber der Limousine deutlich verkürzt, die Länge um fast 20 cm geschrumpft.
Gelobt werden das geringe Gewicht und die hinter einer flacheren Windschutzscheibe tiefere Dachlinie. Das ergibt eine Höchstgeschwindigkeit, die nur bei den ersten Exemplaren über der oben vermerkten
Werksangabe liegt. Später erzwingen die ersten eingreifenden Abgasvorschriften offenbar den Wegfall eines der beiden Vergaser und begrenzen die Leistung etwas.
Der Motor wird als nicht ganz hitzefest beschrieben, weil die Vergrößerung der Bohrung gegenüber der Limousine offenbar die Kühlung zu sehr limitiert. Leider zehren hohe Temperaturen auch etwas an den an sich
lobenswert innenliegenden Scheibenbremsen, besonders in der Automatikversion. Ansonsten gilt für dieses Coupé Ähnliches wie für viele Fahrzeuge jener Zeit: Rost, Rost, Rost.
Schade um ein Auto, das sich vom Hosenträger-Image der Marke ein wenig abzuheben scheint. Allerdings darf man sich nicht in sein Inneres begeben, dann ist alles wieder da, der perforierte Kunststoffhimmel aus
Käfer-Zeiten, die Sitze ähnlichen Materials, in diesem Fall schweißtreibend. Den Vogel schießt allerdings das Armaturenbrett der Limousine mit dem in Kunststoff nachgeahmten Holzfurnier ab.
Schade, dass die Firma nicht auch innen zeigt, wozu sie fähig ist. Aber man ist offenbar schon bei ca. 4.000 DM Mehrpreis angelangt und meint, potentiellen Kunden/innen nicht mehr
zumuten zu können. So ähnelt der Neue eher einem Ford Osi als einem Fiat Dino. Vielleicht noch am ehesten hatte das Audi Coupé mit letzterem die Sprintstärke gemeinsam, wenn es gelang, die Kraft des
Fronttrieblers von Anfang an auf den Boden zu bringen.
Nein, nach USA wurde der Wagen nicht exportiert, nur die Limousine mit Vier-Augen-Gesicht, was späteren Fans die Versorgung mit Ersatzteile wohl deutlich erleichtert hätte. Über die vom Werk hört man allenthalben nur
Beschwerden. Das ist der Nachteil eines so gründlich von der Limousine abgesetzten Modells. Immerhin hat es trotz seiner relativ bescheidenen Akzeptanz doch eine erstaunliche Reihe von Modellpflege-Maßnahmen
erfahren. 12/19
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