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 Schneller Wechsel


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Der Nachmittag hat sich dem Abend zugewandt. Ich sitze in unserer Stamm-Eisdiele, eher hinten in dem langen Schlauch. Mein Treff mit anderen Jugendlichen seit ich 16 war und wieder in das Städtchen zurückgezogen. Da achtet man nicht auf Glanz und Gloria. Auch wie das Eis schmeckt, ist schlicht egal.

Es ist Mai 1974. Morgen kommt der große Tag, ich ziehe mit meiner Familie in die Niederlande. Wir haben dort ein eher wackeliges Haus mit großem Grundstück gekauft. Nein, umgebaut ist noch gar nichts. Bin noch in der Lehrerausbildung, da verdient man nicht sehr viel. Alles kommt dahin, wo es Platz findet.

So weit so gut, wäre da nicht das Auto, dass mir schwer im Magen liegt. Man darf nur zollfrei mitnehmen, was man mindestens ein halbes Jahr besitzt. In meinem Fall ist das ein Alfa 2000 Berlina 96 kW (131 PS), nicht alt, nicht jung. Da sollte sich doch jeder freuen, einen solchen zu besitzen. Nein, fahrbereit ist er, hat uns z.B. bis nach Piräus (Griechenland) und zurück gebracht.

Jeder 'neue' Wagen musste mit dem auskommen, was der vorige erbrachte, gerne auch einen kleinen Gewinn.

Aber wir befinden uns ein Jahr nach der schlimmen Erdöl-Preiskrise. Das ist die mit den autofreien Sonntagen. BMW kommt gerade mit dem Turbo und kriegt auch mit neutralem Spoiler schlimme Prügel. Was das mit meinem Alfa zu tun hat? Ganz einfach: Auch bei eher gemächlicher Fahrt im Dreier-Konvoi in den Süden war er immer der beste, nämlich beim Verbrauch.

Mir schwirrt noch die Zahl durch den Kopf: 12,1 Liter auf 100 km. Ich war es z.T. selbst schuld. Gekauft habe ich ihn mit einem Heckschaden. Wohl wissend um die starre Hinterachse mit Streben und Dreieckslenker nach vorn und mangelnde Doppelwandigkeit hinten für mich eine leichte Beute. Sogar die Heckklappe war beim Unfall aufgesprungen und beinahe unbeschädigt.

Zusätzlich maßvoll der Tachostand. Ungewohnt riesig das Holzlenkrad und unvergleichlich der Sound, wenigstens ein Merkmal, was an die eigentlichen Wunsch-Alfas, das Coupé und das Cabrio erinnerte. Nun war der Zweiliter-Doppelnockenweller aber auch ein wenig fett abgestimmt. Man konnte ihn sogar bei etwas tieferen Temperaturen gut ohne Choke starten, musste nur mit etwas Standgas nachjustieren.

Geholfen hätte vielleicht die Synchronisierung der beiden Weber-Doppelvergaser, aber dazu fehlte mir das richtige Einstellwerkzeug und hätte ich es leihen können, die erforderliche recht komplizierte Handhabung. Diese im Prinzip fast alle gleichen Alfa-Motoren sind halt doch recht einstellempfindlich, nicht nur bei den Vergasern. Da wäre eine gute Werkstatt hilfreich gewesen.

Da war schon eine gewisse Vorerfahrung. Eine Bekannte meiner Mutter hatte einen Sohn, der in England arbeitete. Die bat mich von Zeit zu Zeit, dessen Alfa, der bei ihr in der Garage stand, doch bitteschön in die Inspektion zu bringen. Ein solches Auto fahren und das auch noch bezahlt zu bekommen, so etwas ließ ich mir nicht zweimal sagen.

Aber die Art, wie die Inspektion durchgeführt wurde (ich durfte dabeibleiben), nötigte mir so viel Respekt ab, dass ich es nie gewagt hätte, mit einem eigenen Auto dorthin zu fahren. Mein bis heute feststehender Eindruck: Das muss nach meinen Begriffen ein Vermögen gekostet haben. Natürlich demnach später keine Idee, meinen eigenen Alfa auf Probleme hin in dieser Werkstatt untersuchen zu lassen, zumal der ja ansonsten einwandfrei funktionierte.

Jedenfalls bis zur Erdöl-Preiskrise. Warum? Weil ich danach für kein Geld einen alten R4 kaufte und für überhaupt kein Geld in einen lauffähigen Zustand brachte. So stand der Alfa schon seit etwa einem halben Jahr in der Garage meiner Mutter und weinte vermutlich. Mit jedem Tag bis zum Umzug in die Niederlande wurde er mehr und mehr zum Problem.

Wie in diesem Buch schon geschildert, waren die Autos dort auch im Unterhalt erheblich teurer, was so einen Alfa nur für Besitzer/innen von Betrieben zu einem lohnenden Objekt hätte werden lassen. Aber wer hätte einem jungen Mann so ein Auto mit erklärtem und an der Stoßstange hinten immer noch sichtbarem Schaden abgekauft, und das zu einer Zeit, da die dort ohnehin schon hohen Spritpreise immer noch weiter stiegen.

Die Situation war also beinahe hoffnungslos, nicht ganz jedoch, weil die einzigen beiden anderen Gäste zwar weiter vorn saßen, aber das Gestöhne des einen bis hinten durchdrang. Irgendwann begann ich zuzuhören. Da schimpfte jemand über sein Auto, und diesmal nicht über zu viel Verbrauch, sondern zu wenig Leistung. Und das war auch noch ein Bekannter, mit dem ich vor einiger Zeit eine Kurzreise nach München unternommen hatte.

Ich will das jetzt nicht zu sehr ausdehnen, denn irgendwann sitze ich bei ihm am Tisch und höre mir die Geschichte seines VW-Käfers an. Es war ein Standard-Modell, allerdings mit 29 kW (40 PS) statt 25 kW (34 PS), ihm jedoch bei weitem nicht genug. Hellhörig wurde ich, dass der Wagen erst ein Jahr alt war und entsprechend wenige Kilometer gelaufen. Als er dann ein Foto zeigte, entpuppte er sich als gelbe Schönheit mit grauen Kunstledersitzen und integrierten Kopfstützen.

Sie werden denken, da will jemand tatsächlich vom Zweiliter-Alfa auf einen VW 1300A umsteigen, aber warten Sie es ab. Es war schon dunkel, als wir die Garage betraten. Beim mühelosen Start und vor allem diesem Motorsound hatte der Wagen sein Herz umschlungen. Es gab erst recht für ihn kein zurück mehr, als ich ihm einen Tausch ohne Geldausgleich vorschlug. Schriftliches wurde noch in der Nacht erledigt, natürlich mit Erwähnung des Unfalls.

Ich weiß es nicht mehr genau, ob ich ihm den Wagen direkt mitgegeben habe. Am nächsten Morgen die Verhandlungen mit meiner Mutter. Die fuhr einen Käfer, der immer noch auf meinem Namen zugelassen war. Wir haben hart verhandelt, aber am Ende gehört ihr der gelbe, natürlich mit dem Recht, ihn mir gelegentlich zu leihen und mir wieder mein alter Käfer. Den habe ich dann ordnungsgemäß in die Niederlande mitgenommen.

Eine weitere Information zu einer längeren Fahrt mit dem gelben Käfer finden Sie im Kapitel: Auto 2.








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