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Semi Truck und Tesla-Boy



kfz-tech.de/Ye244

Schauen Sie sich das Video an und dann ärgern wir uns vermutlich gemeinsam. Achten Sie genau und kritisch auf die Zahlen, die wir Ihnen präsentieren. Auf die im Video brauchen Sie nicht zu achten, denn deren teilweise Fragwürdigkeit heraus zu arbeiten ist schließlich der Sinn dieses Kapitels.

Eigentlich geht es auch gar nicht um Tesla, sondern um die Tatsache der recht fragwürdigen Vergleiche in diesem Video. Wir hatten schon immer unsere Meinung von den Gewichten des Tesla Semi Trucks und sind überhaupt nicht überrascht.

Wir steigen ein bei 3.20 und hören zum soundsovielten Mal, dass ein E-Fahrzeug 65 Prozent effizienter ist als ein Verbrenner. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob es sich um voll beladene oder leere Lkw oder auch Pkw handelt. Der Verbrennungsmotor verliert halt je ein Drittel an Kühlung/Innenraumheizung und durch den Auspuff.

Bei 3.30 wird der Verbrauch eines Tesla Semi Trucks angegeben, den wir auf über 100 kWh pro 100 km umgerechnet haben, grob gerechnet das Siebenfache unseres Hyundai Kona. Auch keine Überraschung, denn unser Golf Diesel lag bei 5 L/100km und ein Mercedes Actros wird mit 35 L/100km angegeben.

Ab 4.00 wird es langsam spannend, denn jetzt kommen die Unterschiede zu Europa voll durch, nämlich mit einem zulässigen Gesamtgewicht in USA von 36 und in Europa von 40 Tonnen. Das sieht dann auch für den Semi Truck in USA nicht mehr ganz so gut aus. Denn in Europa darf der E-Lkw noch 2 Tonnen draufpacken, in USA nur eine Tonne.

Und nach nicht enden wollendem Lob kommen dann bei 5.40 endlich die Zahlen: gut 9 Tonnen bei 500 km Reichweite und bei 800 km sind es 10,5 Tonnen. Wer hätte das gedacht? Natürlich jede(r), der/die einigermaßen das Gewicht fehlender Diesel-Antriebstechnik dem Gewicht der verwendeten Batterien gegenrechnen kann.

Störend ist allerdings, dass nicht nur bei Tesla mit Reichweiten gerechnet wird. Wir haben eine lange Testfahrt des Semi Trucks per Video verfolgt und konnten nur konstatieren, dass der viel zu oft von echten Lkws überholt wurde. Hinzu kommt, dass Lkw in USA deutlich schneller unterwegs sind als in Europa.

Armer Semi Truck. Aber wie schaffen wir es, die bis auf die Reichweite durchaus glaubhaften Werte jetzt gegenüber einem europäischen Lkw positiv darzustellen? Man manipuliert, vielleicht nicht bewusst, sondern möglicherweise aus Unkenntnis. Aber das journalistisch nutzbare Ergebnis ist in beiden Fällen gleich.

Zunächst wird das Leergewicht erklärt, aber leider das amerikanische. Das beinhaltet wesentlich weniger als das europäische, z.B. den/die Fahrer/in nicht. Aber es kommt noch doller. Doch zuerst können Sie sich in Ruhe die Erklärung von 4 x 2, 6 x 2 und 6 x 4 zu Gemüte führen, denn die brauchen wir gleich noch.

Bei 7.20 geht es dann endgültig schief. Warum? Weil man ausgerechnet die 6 x 2 Variante auswählt. Das wären dann drei Achsen, hinten also eine Nachlaufachse, völlig ungewöhnlich bei einem Lastzug mit 38 oder 39 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Zählen Sie einmal beim Überholen auf der Autobahn: 4 x 2, 4 x 2, 4 x 2, 4 x 2, 4 x 2, 4 x 2, 4 x 2, usw.

Aber es kommt noch schlimmer, denn das Gewicht eines solch ungewöhnlichen 6 x 2 wird mit 8.000 bis 10.000 kg angegeben. Wie hat denn der Anbieter des 10.000ers bis heute überlebt? Man zieht also einen Wert durch Beifügung eines zweiten, ungleich größeren, künstlich nach oben.

Wir empfehlen Ihnen dazu die Seite:
Messwerte_Technische_Daten_Mercedes_Actros.pdf
Dort wird das Leergewicht eines Mercedes Actros und eines Scania R480LA mit 7.700 bzw. 7.520 kg angegeben. Richtig hanebüchen wird es, wenn auch noch die Werte einer 6 x 4 Konfiguration mit 9 bis 11 Tonnen angegeben werden.

Warum eigentlich dieser Vergleich? Der Tesla braucht offensichtlich die Länge seiner beiden Radstände, um in der Long-Range-Version seine Batterien unterzubringen. Aber ein Mercedes oder ein Actros brauchen die nicht. Hier werden künstliche Varianten genannt, nur um die Gewichte des Tesla Semi Trucks zu relativieren.

Was nützt es da, wenn man einen sogenannten Experten befragt, der das auch noch nachschauen musste? Zum Glück wird der Experte nicht namentlich benannt, denn es kommen 9.317 kg heraus. Da würde die Hinzufügung einer harmlosen Nachlaufachse mit Mechanismus bei Mercedes 1.617 und bei Scania fast 1.800 kg wiegen, schon fast das Gewicht eines kompletten E-Pkws.

Aber es kommt noch härter. Jetzt ist auf einmal der Semi Truck leichter als der mit Diesel betriebene. Und dann wird es richtig wild, denn wenn man statt 6 x 2, die man beim Diesel gar nicht braucht 6 x 4 nehmen würde, die man erst recht nicht braucht, dann wären das ja noch einmal 1.000 kg mehr.

1.000 kg für einen Antrieb von der ersten zu einer weiteren Hinterachse. Das ist schon mehr als dreist. Aber der Verfasser hat sich nun mal auf die Fahnen geschrieben, die Long-Range-Version des Semi Trucks als leichter darzustellen als den Diesel-Lkw. Ja, Sie haben Recht, es fehlen noch ein paar Kilogramm.

Der wievielte Rechentrick ist das eigentlich? Denn jetzt wird am Leergewicht herumgebastelt, die amerikanische Variante auf die europäische umgedeutet. Man rechnet dem Diesel-Lkw den Kraftstoff hinzu. Leider hat auch diese Sache einen Haken, denn der ist in Europa schon eingerechnet.

Ziemlich viel sogar. Wenn Sie auf die angesprochen pdf-Datei schauen, hat die Angabe des Leergewichts eine Art Fußnote, die angibt, dass hier schon 400 Liter Diesel mit eingerechnet sind. Bleibt die Frage, die auch im Video gestellt wird: Was ist Teslas Geheimnis?

Das Wenige, dass die Firma selbst kommuniziert, ist bis auf ein paar grobe Schnitzer gar nicht so schlecht. Das Geheimnis oder vielleicht sogar ihr Untergang sind die Tesla-Boys and Girls, die immer wieder Fakten auf Links drehen, um ihre Marke in einem besseren Licht darzustellen, häufig gegen die Mathematik und notfalls auch gegen die Physik.

Bei den derzeit in Europa produzierten E-Lkws beträgt der Gewichtsunterschied ziemlich exakt die 2 Tonnen, die er auch schwerer sein darf.







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