Eierlegende Wollmilchsau
kfz-tech.de/Ye251
Sein wichtigster Vorteil ist nicht der, dass damit ein Übergang geschaffen wird, er quasi eine Brückentechnologie ins E-Zeitalter darstellt. Nein, der versteckt sich da, wo man ihn gar nicht vermutet, nämlich in
der Möglichkeit zur Rekuperation, die beim Verbrennungsmotor fehlt.
Die hat man diesem nicht beibringen können. Es hat zahlreiche Versuche gegeben, z.B. die Schwungnutz-Kupplung oder irgendwelche Erwärmung, die später wieder abgerufen werden konnte. Allein, nichts
davon ist irgendwann in einer größeren Serie aufgetaucht.
Der Verbrenner hat weiterhin seine Bewegungsenergie über die Bremsanlage als Wärme in die Luft entlassen. Eine Möglichkeit hätte wirklich geholfen, nämlich das Segeln. Aber dazu müsste die
Gesetzeslage geändert werden, sozusagen ein Korridor geschaffen werden von der höheren zur tieferen Geschwindigkeit.
Es müsste erlaubt sein, z.B. in einen Ort mit 50 km/h-Begrenzung oder eine Kreuzung mit 70 km/h hinein zu segeln. Tut man das heute und beginnt man, die Geschwindigkeit schon lange vor dem
eigentlichen Schild zu senken, fühlt man sich im Auto dahinter genervt.
Diese Chance, den Verbrenner ein wenig umwelt- und konsumfreudiger zu machen, haben wir leider verpasst. Aber auch die elektrische Rekuperation hat ihre Tücken. Kommt es nur auf sie an, müsste die
Batteriekapazität exakt auf die bei Rekuperation anfallenden kW-Stunden abgestimmt sein.
Jedes Kilogramm unnötiges Mehrgewicht würde den Nutzen schmälern. Aber glauben Sie im Ernst, dass dazu Batterien mit bis zu 100 km Reichweite dienlich sind? Mit Sicherheit zu groß. Und dann auch
noch mit dem Makel behaftet, dass sie möglichst gerade nicht ganz vollgeladen werden dürfen.
Verrückt oder, der sogenannte Vollhybrid hätte hier echte Vorteile. Kann es sein, dass Toyota mit seinen Technologien jetzt wieder in den Mittelpunkt rückt? Jedenfalls bleibt festzuhalten, dass
vergleichsweise große, wiederaufladbare Batterien für die Rekuperation eher ungeeignet sind.
Aber untersuchen wir das zweite bedeutende Pro eines Plug-In-Hybrids, nämlich dass man Vieles rein elektrisch erledigen kann, sogar deutlich mehr als Durchschnittsbürger pro Tag brauchen. Aber, bitteschön, das
kann doch ein reines E-Auto auch, oder?
Und jetzt taucht so ein Missstand im System des Autokaufs auf, das sogenannte 'Must have'. Beispiele: Wer vor drei Jahren eine Garage gebaut hat und dazu einen Pickup hätte gut gebrauchen können, kauft
ihn jetzt vielleicht als Neuwagen, obwohl die Garage längst steht.
Ein Ehepaar, das drei Kinder hat, braucht mindestens ein sechssitziges Auto, damit die Mutter (oder der Vater) auch einmal nach hinten wechseln und sich gezielter um die Kinder kümmern kann. Es könnte
ja sein, dass wir außer der Urlaubsfahrt noch weitere hätten, bei denen wir unterwegs laden müssten.
Nun gut, bei einem/r Handlungsreisenden in der Familie kann man das noch verstehen, aber beim Durchschnitt des Landes, wo auch noch mindestens ein Mal in den Urlaub geflogen wird? Ja, das Laden ist
immer noch nicht ganz so einfach, wie es sein könnte und spontan ausgeführt sehr teuer. Aber die Zahl der Ladesäulen reicht doch mehr als aus.
Es ist eine Frechheit, wenn ein Plug-In-Hybrid zu den E-Autos gezählt wird, denn mit seinem Kauf wurde ein neuer Verbrenner geboren, den zumindest in den nächsten zehn Jahren niemand verschrottet, evtl. auch nicht
nach einem Unfall. Seine Abgaswerte werden tendenziell nicht besser, sondern eher schlechter.
Was soll das? Nur wegen möglicher kleinerer Unpässlichkeiten beim Laden ein ganzes Autoleben einen Verbrenner mit sich herum zu schleppen? Laufen auch gesunde Menschen demnächst mit elektrischen
Gehhilfen herum, weil es bequemer ist, oder bleiben diese wirklich kranken vorbehalten?
Gibt es noch Möglichkeiten mit weniger Aufwand, etwas gegen den Klimawandel zu tun? Wenn uns das schon zu viel ist, was machen wir, wenn todsicher dereinst noch wesentlich einschränkendere
Maßnahmen von uns verlangt werden? Bleiben Sie gesund und fahren Sie rein elektrisch.
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