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Ferdinand Porsche



Er wird 1875 als mittleres von fünf Kindern in Maffersdorf geboren. Das heißt heute Vratislavice nad Nisou und liegt in Tschechien, 50 km nördöstlich von Mlada Boleslav (Škoda) und gut 100 km nordöstlich von Prag. Es ist damals Teil des riesigen Gebiets von Österreich-Ungarn, das mit der heutigen Tschechischen Republik nicht annähernd zu vergleichen ist. Österreich-Ungarn, die K und K-Monarchie, ist so groß, dass sie sogar bis Triest, also zum Mittelmeer reicht.

Der Vater betreibt mit mehreren Angestellten einen Spengler-Betrieb, was der heutige Begriff des Klempners nur unzureichend erklärt, denn es umfasst mehr Metallarbeiten als nur die für Wasserversorgung und Heizung. Im Ort hat der Vater mannigfaltige Ämter, ist wohl dort zu den Honoratioren zu zählen. Der junge Ferdinand lernt nach dem Tod seines älteren Bruders den Beruf des Vaters, ist aber viel mehr noch an der neu aufkommenden Elektrik interessiert.

Anton Porsche sieht diese Neigungen seines Sohnes mit Skepsis, bis eines Tages sein Haus als wohl eines der ersten mit einer elektrischen Beleuchtung ausgestattet ist, natürlich nicht aus einem allgemeinen Netz gespeist, sondern dem eigenen Generator. Es soll sogar schon eine Art Türsprechanlage gegeben haben. Außer Volksschule bis 14 Jahre und anschließend (abends) der Gewerbeschule in Reichenbach hat Porsche nie eine planmäßige theoretische Ausbildung genossen.

Auf die Lehre im väterlichen Betrieb folgt eine bei der Vereinigten Elektrizitäts-AG Egger in Wien (später Braun Boveri), während der er als eine Art Gasthörer abendliche Kurse an der Technischen Hochschule in Wien besucht. Nach der Lehre wird Porsche Leiter des Prüfraums und mit 22 Jahren Assistent des Betriebsleiters, seine erste Führungsposition. Im gleichen Jahr meldet er mit dem elektrischen Radnabenmotor sein erstes Patent an.


kfz-tech.de/PVW18

Bevor er 1898 als Chefkonstrukteur zu den Lohner-Werken wechselt, lernt er bei Egger noch Aloisia Kaes kennen, die er 1903 heiratet. Bei Lohner baut er den schon 1900 auf der Weltausstellung in Paris ausgezeichneten Lohner-Porsche, ein Auto mit zwei Radnabenmotoren (Bild oben) in Normal- und vier Motoren in Rennversion. Die Batterien erweisen sich als so schwer bzw. schwach, dass sie durch einen benzinelektrischen (Hybrid-) Antrieb ersetzt werden.


kfz-tech.de/PVW19

Nachbau des Semper-Vivus Hybridfahrzeugs

Porsche selbst nimmt recht erfolgreich an Rennen teil. 1904 wird Luise und 1909 Ferdinand (Ferry) geboren. Beide werden auch für die Entstehung des Volkswagenwerks eine gewisse Bedeutung haben. In Wien wohnt die Familie in der gleichen Straße wie Siegmund Freud. Adolf Hitler ist damals noch ein arbeitsloser Maler, aber ebenfalls in der Stadt. Porsche kommt während seiner Tätigkeit bei Lohner mit höchsten Kreisen in Berührung.


kfz-tech.de/PVW110

Sascha-Wagen für den Grafen Kolowrat

Der auch mit kaiserlichen Ehren bedachte Porsche avanciert zum Konstrukteur für eine breite Palette von Anwendungen. Ab 1906 von Lohner als Chef-Konstrukteur zu Austro-Daimler gewechselt, konstruiert er von der Feuerwehrspritze, die übrigens noch mit Pferden transportiert werden muss, über Flugmotoren, Oberleitungsbusse, Transportsysteme bis zu militärisch nutzbaren Gerätschaften, wie z.B. einen Schleppzug für Lafetten (fahrbare Geschütze).


kfz-tech.de/PVW111

Bescheidenes Armaturenbrett des Sascha-Wagens

Allerdings bedeutet die Tätigkeit von Porsche auch erhöhten Aufwand für seinen Arbeitgeber, den der sich dann nicht mehr leisten kann oder will. Camillo Castiglioni, u.a. auch Aufsichtsrat von Austro-Daimler, soll einmal über Porsche gesagt haben: 'Sie können Porsche engagieren. Er ist ein sehr genialer Mann. Aber hören Sie mein Rezept. Sie müssen ihn in einen Käfig mit sieben Schlössern sperren. Darin soll er seine Motoren zeichnen. Und er soll Ihnen die Motorzeichnungen durch die Gitterstäbe herausreichen, damit er um Himmels willen nicht noch einmal an die Zeichnung oder den Motor heran kann. Das ist mein Rezept. Ich gebe es kostenlos, obwohl es nicht zu bezahlen ist.' (Zitat: Stiefel: Camillo Castiglioni, 2012)


kfz-tech.de/PVW112

Von Porsche konstruierter Feuerwehrwagen

Porsche bleibt auch als Rennfahrer erfolgreich. Wobei die Prinz-Heinrich-Fahrt, die er 1910 gewinnt, nicht eigentlich ein Autorennen genannt werden sollte. Es ist eher eine Zuverlässigkeitsprüfung über lange Strecken (1910 fast 2000 km) mit eingebetteten Schnelligkeitstests. Es sind auch keine Rennwagen zugelassen, sondern nur Tourenwagen, mit drei Personen besetzt.

Neben dem unvermeidlichen Kontrolleur soll der erst 18-jährige Kroate Josip Broz Tito Mitfahrer gewesen sein, der spätere langjährige Staatschef Jugoslawiens. Auch hat Porsche nicht nur die Prinz- Heinrich-Fahrt 1910 gewonnen, sondern ist auch noch per Losentscheid zum Gesamtsieger aller drei Fahrten von 1908 an geworden.

Als wichtig für die Entwicklung eines Volkswagens wird der bei Austro-Daimler entstehende Sascha-Wagen (Bild oben) erachtet. Nach außen hin ist es eine Auftragsarbeit für den Grafen Sascha Kolowrat, die aber sehr wohl Porsches Hinwendung zu einem kleinen, für mehr Leute als bisher bezahlbaren Automobil zeigt. Der Wagen hat zwar mit 1.100 cm3 einen für damalige Verhältnisse kleinen Motor, ist aber wegen seines geringen Gewichts und 33 kW (45 PS) in Rennen außerordentlich erfolgreich.

Unterschiedliche Auffassungen mit dem Aufsichtsrat über die Verteilung der Gewinne entweder an die Aktionäre (Castiglioni) oder als Investition in die Firma (Porsche) und die weitere Ausrichtung der Firma in der schweren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ergeben die Trennung und Hinwendung zu Daimler nach Stuttgart 1923. Porsche kauft im gleichen Jahr für sich und seine Familie eine Villa in Stuttgart - Feuerbach.

Er ist bei seinem neuen Arbeitgeber u.a. für die Weiterentwicklung der berühmten Kompressor-Motoren verantwortlich. Ihm wird 1924 von der Universität Stuttgart, wie schon 1917 in Wien, die Ehrendoktorwürde verliehen. Ob es nun die 'angespannte Lage', die Folgen der Fusion mit Benz 1926 oder Porsches angeblich 'lockerer Führungsstil' war, jedenfalls kündigt er 1928. Der eigentliche Anlass ist, dass bei einem spektakulären Versuch im Winter die Mehrheit der bereitgestellten Neuwagen nicht anspringt.

Der Vorstand gibt ihm die Schuld, er wiederum dem Einkauf, der seiner Meinung nach zu schwache Batterien beschafft habe. Es folgt ein Jahr bei den Steyr-Werken, die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Austro-Daimler übernommen werden. Es ist die Zeit, in der sich der berüchtigte 'Schwarze Freitag' von 1929 mit seinem Börsencrash auch und besonders auf Europa auswirkt. Porsche macht sich mit einem Konstruktionsbüro selbstständig.

Das müssen schwierige Zeiten in der 1930 gegründeten, eigenen Firma gewesen sein. Seine Tochter Luise hat inzwischen den Wiener Rechtsanwalt Anton Piech geheiratet, der sich mit 15 Prozent an der neuen Firma beteiligt, mit ebenfalls 15 Prozent Adolf Rosenberger. Die Tatsache, dass er jüdischer Abstammung ist, wird in der folgenden NS-Zeit noch eine Rolle spielen. Zwölf bewährte Mitarbeiter aus der vorigen Position von Porsche kommen mit in die Firma, sowie Ferry Porsche nach dessen einjähriger Lehrzeit bei Bosch.







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