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Typ 4
Typ 4 B4, 1679/1795 cm3, 90,0/93,0*66,0 mm, 6,6 : 1, OHV, 2 Fallstromvergaser/D-Jetronic, Gebläse, 124/132 Nm 2800/2700/min, 129/135 Nm 5000/min, 50/59 kW (68/80 PS)
4500/4900/min, 55/63 kW (75/85 PS) 5000/min, Heckmotor, längs, Einscheiben, Trockenkupplung, 4-M, 3-A, McPherson, Schräglenker, Schraubenfedern, Zweikreisbremse, Scheiben/Trommeln, 4,5/2,4/1,6/1,5 m,
Zwei-/Viertürer 50 Liter, 1020/1120 kg, 145/155 km/h, 1968 - 1974, ab 7.770 DM.
Mit seinen 4 Türen 11 Jahre zu spät zu sein, hat man dem VW 411 angekreidet. Aber vielleicht muss man noch tiefer gehen, um das Problem von VW zur Zeit der Geburt der Typen 3 und 4 zu erkennen. Es ist halt eine
Firma, die sich an eine Bauart von 1936 regelrecht gefesselt hat. Alle VW haben bis 1967 einen Rahmen mit Aufbau, also keine selbsttragenden Karosserien.
![](https://www.kfz-tech.de/Buchprojekte/VW1/249.jpg)
kfz-tech.de/PVW1132
Und der Transporter T2 von 1967 zählt eigentlich auch nicht. Denn so ein Fahrzeug mit einem im Prinzip ebenen Boden und daher ohne Mitteltunnel muss ja unter diesem noch einen Rahmen haben. Also ist der VW 411
von 1968 der erste VW mit einer Bauart, die bei fast allen anderen Firmen schon längst Einzug gehalten hat.
So ist der VW 411 eigentlich ein Befreiungsschlag, was man ihm aber wegen seines immer noch vorhandenen Konzepts mit luftgekühltem Heckmotor nicht ansieht. Aber auch der ist nicht sein Problem. Wenn Sie mich
fragen, ist es die Front, zu der die Designer vermutlich per Androhung von Gewalt gezwungen wurden.
![](https://www.kfz-tech.de/Buchprojekte/VW1/252.jpg)
kfz-tech.de/PVW1135
Es musste genügend Gepäckraum her, auch vorne. Das hat die gesamte Gürtellinie nach oben getrieben und besonders das vordere Ende des Wagens. Die Glupschaugen hat man schon bald durch doppelte
Scheinwerfer ersetzt. Aber auch die hektische Umbenennung in 412 hilft nicht.
Ganz allgemein haben luftgekühlte Heckmotoren das Problem, sie brauchen keinen Kühlergrill. Aber die Leute kaufen nun mal, auch später beim Passat B2, nicht gern ein Auto ohne Kühlergrill. Der gehört irgendwie für
sie dazu. Sogar Elektroautos tragen noch Andeutungen davon mit sich herum. Und dann auch noch so eine hohe Front, das riecht nach Schrank, der durch die Luft bewegt wird.
![](https://www.kfz-tech.de/Buchprojekte/VW1/253.jpg)
kfz-tech.de/PVW1136
Man weiß es nicht, kommt der vergleichsweise hohe Verbrauch von dieser Front oder vom Motor. Schon im weitaus windgünstigeren VW-Porsche ist er ja kein Kind von Traurigkeit. Ansonsten fährt sich der 411/412 prima,
komfortabel und für die Zeit geräuscharm. Mit neuer McPherson-Vorderachse und Schräglenkern und Schraubenfedern hinten ist er von einem als sportlich geltenden BMW nicht weit entfernt.
![](https://www.kfz-tech.de/Buchprojekte/VW1/255.jpg)
kfz-tech.de/PVW1138
Der 411/412 hat sogar den üblichen Radstand von 2,4 m beibehalten, obwohl damit natürlich der wegen dem liegenden Reserverad große vordere Überhang noch mehr Pinocchio ähnelt. Vielleicht hätte man die vordere,
der beiden als eine Art Fahrschemel verbliebenen Achsen etwas anders konstruieren und das Reserverad zurückverlegen sollen. Immerhin war sie ohnehin neu im Konzern.
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kfz-tech.de/PVW1139
Wie vermisst man das heute, die Kurbelfenster und sogar die Möglichkeit, Dreiecksfenster einbauen zu lassen. Eine ebenfalls bestellbare Standheizung kennt man schon. Neu ist aber ein elektrisches Gebläse für die
über Wärmetauscher am Motor geleitete Warmluft. Durch die bewährte VW-Qualität fühlt man sich ausgesprochen gut aufgehoben.
![](https://www.kfz-tech.de/Buchprojekte/VW1/257.jpg)
kfz-tech.de/PVW1140
Leider kommt der Motor zu einer Zeit, in der noch Vergaser das Feld beherrschen. Als Boxermotor kann er wenig später von Einspritzanlagen profitieren, die das aufwendige und durch Mehrverbrauch bestrafbare
Synchronisieren von zwei Vergasern überflüssig machen. Zusätzlich tritt natürlich der evtl. Mangel an Warmluft bei so einem Auto besonders zutage.
![](https://www.kfz-tech.de/Buchprojekte/VW1/258.jpg)
kfz-tech.de/PVW1141
Schon längst hat auch eine Wandlerautomatik bei VW Einzug gehalten. Sogar das Schaltgetriebe ist neu konstruiert, obwohl die Gangzahl, wie damals üblich, über die Vier nie hinausgeht. Auch vorne Scheiben- und hinten
Trommelbremsen sind völlig OK, die Gürtelreifen in Käfer-Breite vielleicht ein wenig zu schmal. Eigenartigerweise hält man am wartungsintensiveren Drucksystem für die Scheibenwischer fest.
Der Variant kommt leider ein Jahr nach der Limousine. Umgekehrt wäre besser gewesen. Da hätte man nicht mit vorn unglaublichen 390 und hinten schwer erreichbaren 170 Litern Gepäckraum beginnen müssen.
Plötzlich
hat der Wagen (80 PS) statt (68 PS) bei ähnlichem Vebrauch, Doppelscheinwerfer mit Halogenlicht. Aber es ist zu spät.
1974 läuft der letzte VW 412 vom Band. Vorher ist der Motor auf Vergasertechnologie
zurückgerüstet worden. |
Als wahrer Kontrast zum VW 411 mag der schon 3 Jahre früher erschienene Renault 16 dienen. Der hat Frontantrieb und nicht so einen seltsam nach vorn verschobenen Innenraum, bei dem sich die
Radkästen störend in den Weg stellen. Auch ist er leiser trotz Aluminiummotor. Allerdings erreicht er auch nicht die Haltbarkeit eines 411, neigt zu frühen Durchrostungen.
![](https://kfz-tech.de/Bilder/Hersteller/VW/1968/411.jpg)
![](https://www.kfz-tech.de/Buchprojekte/VW1/259.jpg)
kfz-tech.de/YVW141
![](https://www.kfz-tech.de/Buchprojekte/VW1/260.jpg)
kfz-tech.de/YVW142
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