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Geschichte von Toyota 1



Sakichi Toyoda, 1867 geboren, ist ein wenig aus der Art geschlagen. Statt seinem Vater auf den Spuren eines Zimmermanns zu folgen, träumt er von den Möglichkeiten, die ihm vielleicht durch die Umwälzungen der neuen Meiji-Regierung verschafft werden. Da die persönliche Erfahrung und der Vergleich meist die größten Lehrmeister sind, bewirkt die Öffnung zum Ausland hin für Japan einen grundlegenden Wandel.

Schulpflicht, wenn auch nur für 5 Jahre, Dienst in der Armee, Steuern und Teile ausländischen Kulturguts stürmen auf die Dorfbewohner im Gebiet von Yamaguchi ein. Zusätzlich passiert das, was schon seit längerer Zeit z.B. den afrikanischen Kontinent bedroht, nämlich dass Produkte wie z.B. Textilien eingeführt und so billig verkauft werden, dass die bislang übliche Selbstherstellung und der damit verbundene Verkauf nicht mehr lohnt.

So nimmt es nicht Wunder, dass der 18-jährige Sakichi auf den Gedanken kommt, die ausländischen Produktionsmethoden zu übernehmen, zumal die neue Regierung alle Anstrengungen unternimmt, die Landbevölkerung von den neuen Notwendigkeiten zu unterrichten. Immerhin versucht er sich zunächst an Webstühlen aus Holz, nicht so sehr weit weg vom ungeliebten Beruf des Zimmermanns. Kaum vorstellbar, dass er dies ohne Anleitung fünf Jahre lang betreibt.

Mit der Öffnung des Landes durch die Meiji-Regierung kommt es auch zu großen Ausstellungen, z.B. 1890 in Japans Hauptstadt Tokio, die zu der Zeit schon über 1,2 Mio. Einwohner hat. Sakichi studiert hier die Webstühle eingehend und kommt, wie auch bei seinen Reisen später zu dem Urteil, dass Japan es sehr schwer haben wird, mit ausländischen Produkten zu konkurrieren.

Es wird lange dauern, ehe Sakichi nach der Patenterteilung seinem Betrieb zu dauerhaftem Erfolg verhelfen kann. Zu groß die Rückschläge durch wechselnde Konjunktur und damit gepaartem Verhalten seiner Geldgeber, hauptsächlich der Fa. Mitsui. Seine Tuchproduktion siedelt er in Tokio an, kann aber mit den dort produzierenden, automatischen Maschinen nicht mithalten.

Zwischendurch kommt es noch zu einer von den Eltern arrangierten Ehe. Er kann sich aber weder um Ehefrau, noch um den 1894 geborenen Sohn Kiichiro kümmern. Beide verbleiben im großelterlichen Haus. Irgendwann wird die Ehe geschieden, der Enkel bleibt weiterhin, die Frau geht zurück zu ihren Eltern.

Die zweite Unternehmensgründung von Sakichi dient dem Zweck, frisch patentierte Haspelmaschinen zum Spinnen von Wolle zu verkaufen. Diese Firma ist in Nagoya angesiedelt, der nächsten größeren Stadt im Bereich seines Heimatdorfes. Diesmal ist u.a. sein Onkel beteiligt, was aber trotz der Absatzerfolge finanzielle Unregelmäßigkeiten nicht ausschließt. Der Erfinder muss sich der Realität stellen.

Erst das Jahr 1897 verzeichnet den durchschlagenden Erfolg. Eine neue Heirat und der erste mechanische Webstuhl aus Stahl, wenn er auch noch lange nicht mit ausländischen Produkten vergleichbar ist. Wieder kommt es zur Zusammenarbeit mit Mitsui und wieder trennt man sich, als eine Rezession das Land erschüttert. Inzwischen ist Kiichiro ein mäßiger Schüler, zeigt aber ähnliche Begabungen wie sein ständig abwesender Vater.

Zusammen mit der Geburt einer Tochter in der neuen Beziehung des Vaters wird auch der Sohn aus erster Ehe mit der Familie vereint. Es ist ein ambivalentes Verhältnis des Sohns zum Vater, bei dem der eine des anderen Fähigkeiten erst recht spät erkennen wird. Inzwischen ist die Fa. Toyoda Loom Works gegründet, die die Fertigung von Webstühlen weiter rationalisiert und bis zur erneuten Wirtschaftskrise 1907 dem Mitgesellschafter Sakichi Toyoda kreative Pausen ermöglicht.

Vielleicht wäre die Automobilproduktion bei Toyota nie in Gang gekommen, hätte Sakichi nicht wiederum aus Frust über den Gang der Geschäfte 1910 die USA besucht. Während in Japan Autos ausgesprochen selten zu sehen sind, ist man hier mit dieser Art der Mobilität schon weit fortgeschritten. Ford hat zwar noch nicht auf Fließfertigung umgestellt, aber von den in diesem Jahr weltweit 250.000 Autos produziert die USA den mit Abstand größten Teil, Deutschland z.B. nur ca. 13.000.

Eigentlich ist Toyoda wegen Inspiration im Bereich Webstühle und Spinnmaschinen unterwegs, aber hier scheint sich ein Gedanke festgesetzt zu haben, der den 43-jährigen an die Zukunft einer in Japan aufzubauenden Fahrzeugindustrie glauben lässt. Der unmittelbare Weg nach seiner Rückkehr führt ihn allerdings weit weg von solchen Plänen. Immerhin setzt seine Frau durch, dass Sohn Kiichiro an der renommierten Universität Tokio Maschinenbau studieren darf.

Es ist die Zeit, in der die Mandschurei entsprechend ausgebeutet wird. Japan gebärdet sich auch sonst ziemlich imperialistisch. Nach dem gewonnenen Krieg 1904/05 gegen Russland wird Korea ein Teil Japans. Der Erste Weltkrieg sieht das Land ebenfalls auf Seiten der Siegermächte und danach versucht man noch, Teile von Russland nach dessen Schwächung durch die Oktoberrevolution zu erobern.

Erst mit deren Rückeroberung im Jahr 1922 scheint Ruhe einzukehren. Für all diese Aktivitäten braucht das Militär Transportmittel, aber die kann es von einheimischer Wirtschaft trotz des Angebots massiver Subventionen nicht erwarten. Durch deren Unvermögen, die relativ hohen Anforderungen des Militärs zu erfüllen, fassen mit Ford zunächst und General Motors danach zwei ausländische Konzerne mit Montagewerken Fuß, was sich aber für eventuelle Lastwagen-Produzenten aus Japan noch mehr als Schreckensbild darstellt. Außerdem machen sich die beiden auch noch gegenseitig beinharte Konkurrenz.

Bei den Aufräumarbeiten nach dem furchtbaren Erdbeben von 1923 werden die Transportprobleme noch deutlicher. Gesenkte Zölle lassen die Amerikaner noch mehr profitieren. Sakachi Toyoda hat inzwischen die Verhältnisse in seiner Spinning & Weaving Company geordnet, nicht gerade zur Zufriedenheit seines Sohnes. Kiichiro studiert noch in Tokyo an der wohl besten Universität des Landes, da adoptiert sein Vater den zukünftigen Ehemann seiner Tochter, zieht ihn praktisch vor und macht ihn zum Geschäftsführer.

Risaburo ist jetzt ältester Sohn und Kiichiro wird zurückgesetzt. Aber typisch für Japan scheint nach einem solch harten Schnitt auch die Möglichkeit des Ausgleichs zu sein. Ganz in die Zukunft geschaut wird auch der Schwiegersohn die Pläne Kiichiros zwar oft kritisieren, aber nicht endgültig verhindern.

Zunächst jedoch bleibt es für Jahre bei der Produktion von Webmaschinen. Mit der Integration des jungen, gut ausgebildeten Ingenieurs in die Firma wird deren Automatisierung vorangetrieben. Das gelingt 1924, worauf eine längere Probezeit von 320 Stück in einem eigens errichteten Werk folgt. Das Wachstum der Firma beschleunigt sich.

Daten, die im Westen eine besondere Rolle spielen, erscheinen in Japan seltsam verschoben. So hat die in USA erst 1929 ausbrechende Weltwirtschaftskrise hier schon etwa zwei Jahre früher begonnen. Aber inzwischen verkaufen sich die Produkte der Toyoda Automatic Loom Works so gut, dass man mit der Herstellung von Webstühlen einigermaßen besser durch die Krise kommt als mit auf diesen entstehenden Waren.

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