Semi Truck
kfz-tech.de/YP21
Jetzt ist er da, sogar mitten in Europa. Nein, fahren darf man ihn noch nicht, beifahren z.T. schon. Das ist OK, auch gegenüber von VW auszustellen und damit ein wenig den Rang abzulaufen. Obwohl die
Kernmarke VW ja gar nicht die Konkurrenz darstellt, sondern eher die Töchter Scania und MAN.
Es ist die Version mit der schwächeren Batterieausstattung. Dazu kommt der Chefentwickler mit ein paar Zahlen, die schon verwunderlich sind. 10,5 Tonnen soll er wiegen, der Long-Range. Passt so gar nicht
zu den anderen Angaben von Tesla.
Da gibt man 500 Meilen mit 38 Tonnen an, also 800 km. Mercedes kommt 'nur' auf 500 bis höchstens 600 km. Deren Lkw (eActros) wiegt nach offiziellen Angaben 11,5 Tonnen, hat 600 kWh nutzbare
Batteriekapazität. Tesla hält sich da wieder einmal bedeckt.
Passt das zusammen, der deutlich leichtere Sattelschlepper kommt 200 bis 300 km weiter als der schwerere. Gewiss, Tesla setzt auf 4680-Module, Mercedes auf deutlich schwerere LFP-Akkus. Aber Tesla
braucht deutlich mehr brutto, um netto auch nur gleichziehen zu können.
Und dabei hat der eActros eine angetriebene E-Achse weniger, die wir vielleicht mit einer Tonne Gewicht berechnen können. Dafür hat der Tesla vorn Einzelradaufhängung, was aber viel weniger ins Gewicht
schlägt. Zusätzlich ist er auch noch deutlich länger.
Jetzt könnte man sagen, dass ja der Semitruck wesentlich aerodynamischer ist. Aber dazu gibt der Chefentwickler einen Verbrauch von 100 kWh/100km an, bisweilen sogar deutlich weniger. Aber von so
einem Verbrauch sind europäische Lkw auch nicht weit entfernt. Jedenfalls reicht das nicht aus, die Unterschiede oben zu erklären.
Wer manipuliert hier die Zahlen? Baut der weltweit erste auf dem Markt tatsächlich schwerer als der Newcomer? Tesla-Pkw sind durch alles Mögliche aufgefallen, aber nicht durch besonders geringes Gewicht.
Es ist eben nicht alles aus Aluminium, besonders beim Semitruck nicht.
Noch so eine gewaltige Zahl vom Entwickler des Semitrucks: 7 Millionen Kilometer sei man schon mit diesem eLkw gefahren, also jede Menge Erprobung, oder? Man schätzt den Bestand von Semitrucks bei
Tesla auf 200 bis 300. Pepsi hat bisher unter 100 geordert.
Nehmen wir also mal 300 im Betrieb befindliche Semitrucks an, dann entfallen auf jeden rein rechnerisch 23.333 km. Selbst wenn die Zahl doppelt so hoch wäre, sie ist geradezu lächerlich verglichen mit den
Kilometerleistungen im Transportgewerbe. Man kann eben doch gewisse, von Tesla herausgegebene Zahlen miteinander verknüpfen.
Worüber wir mit unserer Kritik, der Semitruck könne in Europa nicht zugelassen werden, nicht gerechnet haben, ist das jetzt von Tesla protegierte Gegenargument, natürlich von Marken-Befürwortern dankbar
aufgegriffen. Natürlich wäre eine sofortige Zulassung möglich.
Das stimmt auch, man bräuchte nur einen entsprechend verkürzten Auflieger, z.B. den, der nur einen Schiffscontainer transportieren kann, also den mit 20 Fuß Länge. Aber welche Spedition würde sich mit so
einer Ladeleistung begnügen?
Es ist auch dieses gezielte Streuen von Informationen, flankiert von Weglassen wichtiger Teile wie beispielsweise der Batteriekapazität, was diese Marke so etwas anrüchig macht. Kombiniert mit den vielen
männlichen und auch weiblichen Bewunderern ergibt das eine teilweise unverdaubare Melange.
|