Suche

A     B     C     D     E     F     G     H     I     J     K     L     M     N     O     P     Q     R     S     T     U     V     W     X     Y     Z




Formeln
Alle Tests
Kfz-Jobs
Motorölfinder



  Multiplikatorenpräsent



kfz-tech.de/YPs13

Wir haben noch nie für Reisen zu irgendwelchen Präsentationen irgendeinen Reisezuschuss irgendeines Herstellers oder Zulieferers erhalten. Warum erwähnen wir das jetzt? Weil am Ende dieses Kapitels uns vielleicht der Vorwurf entgegenhallt, wir wären ja gerne selbst eingeladen worden.

Gewiss, so etwas lässt sich nicht vermeiden. Es sollte uns aber nicht daran hindern, die folgende Geschichte zu erzählen. Sie ist einer großen deutschen Automobilzeitschrift entnommen, an der die Kritik auch nicht alleine hängenbleiben soll. Wenn man den Text ganz genau durchgeht, wird man das Gefühl nicht los, dem Redakteur selbst ist das System nicht mehr ganz geheuer.

Worum geht es? Ganz einfach um die Firma Porsche. Die taucht in den Heften mindestens in jeder dritten oder vierten Ausgabe in irgendeiner Form auf, natürlich begleitet von zusätzlichen Werbeanzeigen. Das ist bei fast allen Autotests in entsprechenden Heften so, da können die youtuber (noch) nicht mithalten. Doch diese Tatsachen wären uns kein Kapitel in diesem Buch wert.

Hier geht es um mindestens zwei Umdrehungen mehr in dem Spiel zwischen Kunden, Journalisten und Hersteller, das Porsche auf eine besondere Weise zu beherrschen scheint. Die erste Umdrehung gilt für immer neue Sonderserien, die, natürlich limitiert, zu exorbitanten Preisen unter die potentiellen Käufer gebracht werden, im Fall des neuen Speedsters auf dem Genfer Autosalon: 1948 Stück in wenigen Stunden ausverkauft.

Sie ahnen es schon, die Zahl basiert auf dem Lebensalter der Firma, aber mit '70' wollte man sich wohl nicht begnügen. Gestatten Sie, dass wir uns mit den Zutaten des Speedsters und seinen diversen Vorgängern nicht lange aufhalten. Auf den bei knapp € 200.000 liegenden Grundpreis eines GT3 schlägt der Hersteller noch einmal gut € 70.000 drauf. Für eine um 5 cm niedrigere Cabrio-Version mit dünnem Tuch und Handbetätigung.

Es wäre ein wenig ungerecht zu behaupten, beim Speedster würde man das bezahlen, was man gerade nicht bekommt, denn man kann sich zum gleichen Preis auch die Klimaanlage einbauen lassen. Der Hersteller sieht darin gerade die Tugend dieses Autos und beziffert für ihn ca. 100 kg weniger Gewicht. Was allerdings das Heritage-Packet für gut € 21.000 soll, bei dem es nur um die äußere Rückverwandlung in einen Rennwagen zu Zeiten des 356 mit Startnummer geht, das müssen Sie den Hersteller fragen.

Eigentlich verstehen sich Autozeitschriften ja als Testmagazine für potentielle Käufer/innen. Aber in diesem Fall sind die Autos bereits verkauft. Das führt uns zur zweiten Umdrehung dem Nirwana entgegen. Da werden mehrere Speedster an die Ostküste von Sardinien verbracht. Dorthin fliegen dann die Journalisten (Frauen nicht bekannt) von vermutlich ausgesuchten Verlagen. Deutsche Youtuber mit einem entsprechenden Beitrag wurden noch nicht gesichtet.

Auch unser Redakteur spricht von einer 'konspirativen Schlüsselübergabe'. Der Sinn des Ganzen besteht darin, dass man den Gästen die Autos für die Heimfahrt überlässt. Ob auch diese Fahrzeuge zu den schon verkauften gehören oder extra für die Pressearbeit gebaut wurden, unbekannt. Das macht ja auch Sinn, die Heimreise zunächst mit sieben Stunden Fähre zu beginnen. Immerhin kann man dabei die Höherstellung der Vorderachse beim Befahren der Rampe testen.

Wer die Schiffspassage mit Kabinen für jeweils zwei Personen bezahlt hat, das lässt sich nur ahnen. Natürlich bezieht die Planung keinen auch nur minimal ausgedehnten Aufenthalt auf Sardinien ein. Eigentlich auch etwas unlogisch, die bewusste Tour über italienische Landstraßen mit einem eher extremen Sportfahrwerk absolvieren zu müssen. Außer den vielen Flugreisen muss auch ein moderner Autojournalist noch mancherlei andere Hindernisse überwinden.

Irgendwie wollen die 510 PS bei 8.500/min gepaart mit Keramikbremsen nicht so ganz in die Landschaft passen. Unser Redakteur einigt sich zusammen mit seinem Fotografen trotzig über mancherlei Umwege. Das Ergebnis ist ein Landschaftsbild mit Mohnblumen und Zypressen, das es in diesen Artikel geschafft hat. Nicht schlecht, stünden dem nicht über 300 g/km des Speedsters entgegen.

Sogar die Lenkung lässt den Fahrer die Unebenheiten der Straße deutlich spüren. Gemeint ist natürlich die der Vorderachse. Das Bemühen der beiden Insassen erscheint ehrlich, die Bergwelt ebenfalls schön abgelichtet, diesmal wieder mit Porsche. Man bemüht sich, den Eindruck zu verwischen, als wäre man nur hirnlos möglichst schnell über Bezahlautobahnen nach Hause gebrettert.

Allein will sich das Gefühl, dieses Auto sei genau das richtige für die Tour, einfach nicht einstellen. Ständig hat man das Gefühl, als seien knapp 100 m2 Rasen mit einem 200PS-Rasentraktor bearbeitet worden. Zu diesem Bild passt vielleicht die Uhr, die offensichtlich nur zukünftige Speedster-Besitzer/innen für knapp € 10.000 erwerben können. Jetzt wissen Sie, warum ein Porsche so teuer ist, speziell ab 911.







Sidemap - Technik Impressum E-Mail Datenschutz Sidemap - Hersteller