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Informationen
Nein, die Misere kommt eben nicht von einem Überangebot an Informationen. Wenn man die Tagesschau sieht, könnten es ruhig noch ein paar mehr qualifizierte Informationen sein und nicht so oft das Prinzip
die Wiederholung der Meldung im darauffolgenden Filmbericht. Wer schreibt die eigentlich, die Meldungen für den/die Sprecher/in? Da wird offenbar einfach der Text des Berichts eines/r Korrespondenten/in
um eine Kleinigkeit gekürzt und als Meldung herausgegeben. Achten Sie einmal auf die Wiederholungen, falls sie überhaupt noch unter den Zuschauern der Tagessschau bzw. des Fernsehens sind.
Nein, es sind nicht die vielen Informationen, denn die lassen sich wohl nicht abstellen. Die veröffentlichte Meinung wird immer versuchen, Aufsehen zu erregen mit Informationen, die bisweilen auch nur
halbseiden sind. Das ist ihr Job, damit verdient sie ihr Geld, außer bei den Öffentlich-Rechtlichen. Hinzu kommt das inzwischen grassierende Bedürfnis so vieler Menschen, mit ihren selbstgemachten
Statements der Bedeutungslosigkeit zu entgehen. Auch das ist absolut legitim, sich nach vorne ins Rampenlicht kämpfen zu wollen. Vermutlich ist auch dieses Buch nicht frei von einem solchen Gedanken.
Was in letzter Zeit eher fehlt, ist das Korrektiv. Das Publikum, die Beurteiler schwächeln. Wenn also Möchtegern-Prominente etwas aus seinem/ihrem ach so interessanten Alltag absondern, was den
Informationswert einer Tafel Schokolade hat und das auch noch gedruckt bzw. auf das Display gebracht wird, dann liegt das an den Kauf- bzw. Klickraten. Denn die sollten eigentlich die Wege von
Informationen für die etwas gewichtigeren freimachen. So einfach ist die Marktwirtschaft: Wird etwas nicht beachtet, verschwindet es früher oder später von selbst vom Markt.
Aber warum wird denn so ein Mist so häufig angeklickt? Nicht, weil es zu viele Informationen gibt, sondern weil sich das Fundament zur Beurteilung solcher Informationen nicht entsprechend mit
weiterentwickelt hat, vielleicht sogar eine solche Entwicklung rückläufig ist. Oder, noch schlimmer, die Einsicht in die Notwendigkeit, ein solches Fundament zu besitzen, ist geschwunden. Und was ist, wenn
das so von einer Generation zur nächsten weitervermittelt wird?
Es gibt genug Beispiele für das Fehlen solcher Grundlagen. Um mal wieder auf den Kfz-Bereich zurück zu kommen, sei ein englisch-sprachiges, mit 3D-Animation relativ aufwendig gemachtes Video erwähnt,
dass ein schwieriges Kfz-Kapitel erklären soll, den Nachlauf, in Sonderheit seine Wirkung auf die Rückstellkräfte der Lenkung. Sie ahnen es, der Nachlauf hat überhaupt gar keinen Einfluss auf die
Rückstellkräfte, oder eher negative. Gemeint, auch im Video, ist nämlich der durch Schrägstellung der Lenkachse oben nach hinten.
Wie kann es sein, dass jemand sich eine solche Mühe macht und sich im zentralen Punkt nicht hundertprozentig informiert? Ganz einfach, denn wenn man sich die Kommentare anschaut, dann sind die
durch die Bank voll des Lobes. Man verwechselt offensichtlich die Machart mit dem Inhalt. Über eine Mio. Klicks können offenbar doch irren, und zwar ganz gewaltig. Der alte Konflikt: Ist etwas, was jemand
sagt, vielleicht einfach nur plausibel, oder ist es auch sachlich richtig? Wer hält das heute noch auseinander, wo uninspirierte, schöne Menschen oft mehr Erfolg haben als hart ackernde nicht so gut
Aussehende?
Wie bringt man es den Menschen bei, sich nicht vom schönen Schein blenden zu lassen? Und sagen Sie nicht zum wiederholten Mal, das sei allein Aufgabe der Schulen. Oder fordern gar die Einführung eines
neuen Schulfachs, z.B. Wirtschaften. Da könne man auch gleich den Umgang mit Geld üben. Sicher, bei dem liegt auch Einiges im Argen. Es gibt eine sich vermehrende Zahl von Menschen, die offensichtlich
nicht mit Geld umgehen können. Möglichst immer etwas Geld zur Verfügung haben, nicht nur in der Not, sondern auch zur Verwirklichung einer neuen, als wichtig empfundenen Idee.
Auch so ein Thema, was ist im Moment wirklich wichtig, vielleicht die Zusammenfassung des bisherigen Kapitels überhaupt? Bestimme ich selbst das noch, oder habe ich dies längst an andere übergeben,
und wenn es 'nur' der Lebenspartner oder gar die Kinder sind. Unglaublich, wie sehr Eltern ihre Kinder vor allen Unbilden des Lebens glauben schützen zu müssen. Da verstreichen unendliche Möglichkeiten
kindgerechter Kommunikation und etwas sanfter gestalteterer Einführung in die Unbilden der Lebenswirklichkeit ungenutzt. Wenn ein solcher Fall eintritt, dann gehört der den Kindern auf für sie ertrag- und
fassbare Art und Weise nahegebracht und keineswegs verschwiegen.
Letzteres führt zu einer Erweiterung des Themas. Denn eigentlich sollten die Kinder von ihren Eltern öfter wirklich angeschaut werden. Nicht nur, z.B. Großeltern, sollten mit Ihnen so reden, dass etwas von
ihrem Wesen und momentanen Entwicklungsstand für sie sichtbar wird. Und das ganz unabhängig von evtl. Unpässlichkeiten oder gar Hilferufen. Einfach nur so, eben ohne eine Tür zum Eingreifen. Fiktiven
unabhängigen Beobachtern müsste das Gefühl vermittelt werden, dass hier Informationen hin zu dem Elternteil und zurückfließen, ersteres vielleicht sogar noch wichtiger.
Das wäre gerade auch für die Erwachsenen eine Übung, die sie lehren könnte, sich vermehrt den Standpunkt des Gegenübers anzuschauen und sich damit auseinander zu setzen. Vielleicht hat ja der Kontakt
über das Smartphone auch diesen besonderen Nachteil, dass man während des Lesens einer Nachricht schon im Kopf die Antwort parat hat. Bisweilen schon damit beginnt, bevor man diese bis zum Ende
gelesen hat. Im realen Gespräch würde der/die andere irgendwann sagen: 'Lass mich doch bitte einmal ausreden!'
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