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  Argumentation 2



Man tut immer so, als wenn jemand, der etwas produziert und es dann zum Kauf anbietet, nahezu frei entscheiden könne, wie er/sie dies präsentieren will und welchen Preis das Produkt haben soll. Das ist typisch für Leute, die ihr Leben lang angestellt waren und die ihre(n) Chef/in als größte Bedrohung angesehen haben. Falsch, die größte stellt der/die Kunde/in dar, von der ein/e Chef/in noch viel mehr abhängig ist.

Mit Recht wirft man auch der Industrie vor, dass die Zahl der verkauften SUVs von ursprünglich 3 auf inzwischen ca. 30 Prozent gewachsen ist. Und vor allem, dass man bei ihnen eine weitere Steigerung bis auf 50 Prozent annehmen muss. Natürlich ist ein Hersteller in einem solchen Fall in einem Zwiespalt, denn offensichtlich verdient man an einem solchen Gefährt mehr als an einem Brot-und-Butter-Auto.

Aber man darf auch die Macht der Kundschaft nicht unterschätzen. Die französischen Hersteller haben den Trend jahrelang beharrlich ignoriert wie eine Krankheit, die man quasi von selbst los wird. Allein es hat nichts genützt. Inzwischen produziert man selbst solche Vehikel und hat bei den Verkaufszahlen kräftig aufgeholt.

Nein, völlig losgelöst von der Käufergunst ist man als Hersteller nie. Die ist ansonsten auch in den letzten Jahrzehnten größeren Schwankungen unterworfen, ebenso wie vielleicht die Wählergunst. Da ist man froh, wenn ein Trend sich als einigermaßen stabil erweist. Denn direkt hinter dem Verkaufserfolg lauert der Druck der Lieferzeiten.

Das ist ähnlich wie bei Buchautoren/innen, deren erstes Buch mit vermutlich viel biografischem Inhalt ein riesiger Erfolg wird. Gelesen ist es schnell und nach einer Fortsetzung verlangt, aber diese zu schreiben? Man hat halt nur ein Leben und damit einen begrenzten Brunnen, aus dem man schöpfen kann. Und neue Erfahrungen zu machen, dauert halt seine Zeit.

Eine Automobilproduktion hat es da noch viel schwerer. Da muss evtl. eine neue Fabrik aus dem Boden gestampft werden. Ein Vorgang, dem wochenlange Suche nach einem geeigneten Standort und Abwägung der von der Politik gelieferten Vergünstigungen vorausgeht. Immerhin gibt es inzwischen z.B. vom VW-Konzern so etwas wie eine modulare Fertigungsplattform.

Und dann die Arbeitskräfte. Kein Wunder, dass man versucht, sich über Leiharbeit mehr Flexbilität zu verschaffen. Mit allen Unterschieden bei Kündigungsschutz und Entlohnung, an denen auch die Gewerkschaften viel zu wenig Veränderung versuchen. Wenn halt der Publikumswille stark pendelt, da strahlt das auf ein Werk und die zu beschäftigende Belegschaft aus.

Fassen Sie sich, etwas übertrieben ausgedrückt, bitte in den meisten Fällen an die eigene Nase, wenn wieder irgendwo Leute entlassen werden. Sie haben Ihre Bedürfnisse einmal mehr geändert, bzw. Ihre Mitkonsumenten/innen. Natürlich hat das bisweilen auch durchaus berechtigte Gründe, wie zurzeit die Furcht vor noch mehr Klimawandel.

Aber so einfach dürfen wir die Automobilindustrie im Falle der SUV-Produktion nicht in Ruhe lassen. Sie rennen nicht nur der Käufergunst hinterher, sondern befördern auch noch die Lust am Ungeeigneten. Sie verstümmeln das Auto bis zur Unkenntlichkeit. Welchen Sinn soll bitteschön ein Coupé als SUV machen, oder ein SUV, das tiefergelegt wurde?

Wenn das so weitergeht, bieten die irgendwann Autos mit am Dachrand befestigten Rädern an. Man kann sich vorstellen, wie manche/r Ingenieur/in von Wünschen des Marketings zur Verzweiflung gebracht wird. Die Hersteller sind relativ erfolgreich in der Lobbyarbeit. VW beschäftigt ca. 40 bis 50 Mitarbeiter in EU-Nähe. Da müsste es doch möglich sein, die Käufergunst ein wenig mehr in vernünftige Bahnen zu lenken.

Tut die Industrie auch, aber sehr versteckt. Nach und nach sind die 4WD-Modelle weniger geworden, auch die mit nur optionalem Allradantrieb. Die Dachhöhe hat etwas nachgelassen. Immerhin ist der CO2-Ausstoß deutlich zurückgegangen, stößt aber inzwischen an physikalische Grenzen. Es ist halt ein unsinniges Auto. Und mehr Rauminhalt hat es durch den höheren Boden auch nicht.

Doch, für manche Leute mag es Sinn machen, so ein Auto zu kaufen. Dabei spielt vielleicht noch nicht einmal die höhere Sitzposition die entscheidendste Rolle. Es ist die Sicherheit, die so ein Gefährt angeblich vermittelt. Natürlich unsereinem nicht. Wir denken, dass kein in der Öffentlichkeit chaufiertes Fahrzeug sicher sein kann, außer vielleicht ultrastark gepanzerte.

Bedenken Sie, sobald Ihnen an der Fahrertür eine Pistole gezeigt wird und Sie zu der Einsicht kommen, die sei echt, sind Sie in deren Macht, egal ob Sie in einem Kleinstwagen oder in einem SUV bzw. Cross- over sitzen. Oder wollen Sie ernsthaft daran denken, in so einer Situation noch mit einem beherzten Tritt aufs Gaspedal davonzubrausen? Sie haben wohl zu viele Action-Filme geguckt!

Die Welt ist anscheinend voll von unberechenbaren Gefahren und als Antwort darauf mühevoll zusammengebastelter Sicherheit. Der Mensch braucht so ein Gefühl, und wenn der Ursprung davon auch wenig mit Realität zu tun hat, glauben sie mir, was an Taten auf der Basis eines solchen Gefühls folgt, ist um Klassen besser, als wäre da nur noch Verlassenheit als Grundtendenz. Das soll natürlich keine Rechtfertigung für den Kauf eines SUVs sein.







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