Ferry Porsche 1

kfz-tech.de/YPo1
Er ist der eigentliche Gründer der Fa. Porsche, die natürlich ohne den Vater nie hätte gegründet werden können. Dazu der Hinweis von ihm auf dessen Berühmtheit. Man spricht immer von einer Porsche-
Konstruktion, auch wenn sie im Dienst einer bestimmten Firma entstanden ist.
Ferry Porsche merkt auch an, dass es bei anderen Konstrukteuren kaum eine Zeitungsmeldung wert ist, wenn sie den Arbeitgeber wechselten. Nicht so bei Ferdinand Porsche, der schon berühmt ist, noch
bevor es die Rennwagen von Auto Union, den Käfer oder die nach ihm benannte Firma gibt.
Aber wie spielt das Leben des Sohnes da hinein? Hat er überhaupt eine Chance, in irgendeiner Form auch nur annähernd in die Fußstapfen seines Vaters zu treten? Dazu vielleicht erst einmal die Situation, in
die er 1909 in Wien hineingeboren wird. Vielleicht eine so friedliche Zeit wie die in Europa vom Fall der Mauer bis zum Beginn des Krieges in der Ukraine.
1908 feiert Kaiser Franz Joseph zusammen mit vielen Regenten Europas das sechzigste Jahr seiner Regentschaft. Nur noch sechs Jahre bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs und doch so fern. An das
mögliche Ende der Habsburger denkt zu der Zeit angesichts von tausend Jahren Monarchie in Österreich-Ungarn niemand.
Sicherlich werden die Erfolge der industriellen Revolution den jungen Porsche mehr in den Bann gezogen haben. Der Vater seit 1906 schon technischer Direktor bei Austro Daimler.
Ausgerechnet am Tag der Geburt seines Sohnes gewinnt der mit einer verbesserten Version des meist verkauften Typs der Firma seine Klasse im Semmering-Bergrennen.
Man muss sich das einmal vorstellen. Die an Austro Daimler beteiligte Firma, die sich inzwischen 'Mercedes' nennt, hat gerade dank eines begnadeten Wilhelm Maybach fast die größten Entwicklungsschritte
ihrer Geschichte hinter sich. Und doch schafft es Austro Daimler die ersten drei Plätze bei der Prinz-Heinrich-Fahrt von 1910 vor Mercedes zu belegen.
Ferry Porsche erwähnt das mit großer Ehrfurcht. Das kann wohl nie eine Rivalität zwischen Vater und Sohn werden, dafür liegen die Talente zu weit auseinander. Ein guter Schüler ist Ferry übrigens nicht,
dazu ist er zu oft im Werk in unmittelbarer Nachbarschaft der Porsche-Villa. Und das auch sonntags, wenn ihn der Vater sogar mitnimmt.
Ferry Porsche bezeichnet sich selbst als guten Zuhörer besonders in technischen Angelegenheiten. Dass er die Schule nie geliebt hat, geht aus einer Auflistung seines weiteren Werdegangs hervor. 1909
geboren, mittlere Reife und erst 1928 ein Praktikum bei Bosch. Irgendwie fehlen da zwei Jahre. Wo sind die hin?
1920, erst 11 Jahre alt, bekommt Ferry Porsche sein erstes Auto. Nein, nicht zum Selbstantreiben und auch nicht elektrisch, sondern mit 3,5-PS-Verbrennungsmotor und Zweiganggetriebe. Autofahren hat
er da schon längst gelernt, erhält mit 14 Jahren schon den Führerschein fürs Motorrad und mit 16 den fürs Auto.
Und verschafft sich sofort Zugriff auf die mit erfolgreichsten Fahrzeuge dieser Zeit, allesamt Kompressor-Vierzylinder mit 4,5 Liter Hubraum. Allerdings führen gerade diese sportlichen Aktivitäten irgendwann zu
einem Verbot durch den Vater. Dessen Wechsel zu Steyr und die Gründung der eigenen Fima in Stuttgart haben wir schon erwähnt.
Dieser Wechsel hat für Ferry Porsche den Vorteil, näher zu seiner dort wohnenden Freundin bzw. späteren Frau zu sein. Überhaupt kann man sagen, dass in dieser Firma auch seine Fähigkeiten langsam immer
sichtbarer werden. Sie ist auch für die Entwicklung der Fa. Porsche so wichtig, dass es sich lohnt, einmal die Beteiligten neben Ferdinand und Ferry Porsche aufzulisten:
Adolf Rosenberger | Kaufm. Direktor |
Karl Rabe | Chefkonstrukteur |
Karl Fröhlich | Getriebe |
Josef Kales | Motor |
Josef Zahradnik | Fahrwerk |
Ghislaine Kaes | Sekretär |
Josef Goldinger | Fahrmeister |
Franz Sieberer | Büro |
Erwin Komenda* | Karosserie |
Josef Mickl* | Berechnungen |
*Kommen später hinzu |
Anfangs geht es um drei Projekte für Wanderer, Zündapp und NSU, später um den Käfer, aber zwischendurch ziemlich heftig um Rennwagen, genauer gesagt, den Weg zu einer völlig neuen Konstruktion eines
Rennwagens der Auto Union, was zu einem erbitterten Zweikampf mit Mercedes führen wird. Den darf Ferry Porsche sogar noch probefahren.
750 kg Trockengewicht ohne Reifen, 16 Zylinder, Mittelmotor, zu Beginn ca. 220 kW (300 PS), später etwa das Doppelte. Auf einem Bild entdecken wir Ferry Porsche am Motorprüfstand, allerdings mit einem Käfermotor. Er
wird jetzt zunehmend für Aufgaben innerhalb der Firma gebraucht. 'Zeit und Geld waren sehr knapp'.
Aus dem Auto-Union-Rennwagen verbannt, nimmt Ferry an harmloseren Veranstaltungen im Motorsport teil, mit mehr als befriedigenden Ergebnissen. 1935 kommt mit Ferdinand Alexander das erste Kind zur Welt. Sohn
Porsche ist intensiv mit den Ergebnissen der Prüffahrten der ersten drei Prototypen befasst.
Dann werden bei Mercedes 30 Versuchswagen gebaut und Ferry Porsche wird mit der Verantwortung für die Durchführung der Versuchsfahrten das erste Mal sehr in die Pflicht genommen. Vermutlich auch deshalb ist er
bei Ferdinands erster USA-Reise nicht dabei, wohl aber mit seiner Frau bei der zweiten.
Wie sehr die gesamte Mannschaft vom Rennfieber gepackt ist, zeigt das letztlich unvollendete Projekt Mercedes-Benz T80 mit dem Flugmotor DB 600, Leistung: über 3.700 kW (5.000 PS). Es ist tatsächlich realisiert
worden und heute im Museum in Stuttgart zu bewundern.
Mercedes T80
Womit wir so langsam bei der Überleitung zu Projekten angekommen sind, bei denen der VW-Käfer ins Visier genommen wird, nicht nur vom Motor her, sondern auch eine zwar nicht besonders praktische, aber
wesentlich windgünstigere Karosserie erhält. Hier sind wesentliche Vorarbeiten für den späteren Porsche geleistet worden.
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