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Boxster - Teil 1



Wenn heutzutage sich die Recherche z.B. zu einem Zeitungsbericht darin erschöpft, drei Leute anzurufen, dann ist damit überhaupt nicht gesagt, dass man den Dingen genügend auf den Grund gegangen ist, denn jeder(e), der/die etwas erzählt, mischt immer seine/ihre persönliche Sicht darunter bzw. die seiner Firma.


Beispiel gefällig? Da gibt es von 1989 an bei Porsche den späteren Design-Chef Harm Lagaaij. Der bezeichnet die Parallelentwicklung des 911 996 und des Boxster 986 als eine seiner schwierigsten Aufgaben, weil von ihm verlangt wird, beide Wagen bis zur B-Säule völlig gleich zu gestalten. Das klingt zunächst völlig plausibel, weil der eine einen Heck- und der andere einen Mittelmotor erhalten soll, was z.B. unterschiedliche Radstände und Lufteinlässe bedeutet.


Schaut man aber genauer hin, so enthält die Aufgabe doch ein paar Erleichterungen. Der 911 kommt nämlich als Coupé, Targo und Cabrio, der Boxster 'nur' als Cabrio. Letzteres befreit ihn von einer B-Säule und gibt den Dächern verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, egal ob aus Stahl oder aus Stoff. Das gilt dann auch für das Hardtop des Boxsters.


Und da auch beim Coupé die Seitenscheiben rahmenlos sind, können diese oben enden, wie es den Designern beliebt. Also bleiben von der Gestaltung bis zur B-Säule nur die Türen übrig. Natürlich muss das hintere Seitenteil entsprechend angrenzen, aber danach darf es anders aussehen. Wenn wir das spätere Ergebnis vorwegnehmen, erkennen wir auch einen in den Öffnungen unterschiedlich geformten Frontspoiler. Also ganz so unmöglich erfüllbar können die Forderungen nicht gewesen sein.


Trotzdem muss man wohl Schwierigkeiten gehabt haben, einzuschätzen, wie denn das Publikum bzw. potentielle Käufer/innen das neue Konzept finden würden. Deshalb hat man schon während der Entwicklung der beiden das Modell eines Prototyps des kleinen Porsches geschaffen und diesen 1993 auf der Detroit Motor Show gezeigt. Nicht gerechnet hat man allerdings mit der einigermaßen überwältigenden Reaktion auf diese Präsentation.


Wieder zuhause angekommen, mussten jetzt die beiden offenbar schon weit gediehenen echten Prototypen dem kleineren Modell angepasst werden bzw. umgekehrt. Dabei ergaben sich Schwierigkeiten, die nötige Infrastruktur wie Antrieb und Kühlung unterzubringen. Bisher noch nicht erwähnt, es sollte auch die Umstellung von Luft- auf Flüssigkeitskühlung vollzogen werden. Eigenartig genug, das Volk hat von der Vergrößerung des Modells nicht viel bemerkt. Nur die eigenartige Form der kombinierten Frontleuchten, auch 'Spiegeleier' genannt, stieß auf.


Dass man einen teuren Sportwagen fährt, heißt eben noch lange nicht, Neuerem gegenüber auch besonders aufgeschlossen zu sein. Es ist also wieder einmal passiert, wie schon anlässlich der Präsentation der beiden 924 und 928, die Puristen wollten ihren Neunelfer mit ausschließlich runden Leuchten und nicht deren Hang zur vorderen Haube hin, was sie auch prompt beim nächsten Facelift 2001 bekamen und was danach nie wieder geändert wurde.


Uns allerdings interessiert eher, wie man mit den beiden von vorn so gleichen Modellen umgegangen ist. Manches kann man den technischen Daten entnehmen, für anderes braucht man unbedingt die Bilder, am besten die der ersten Prospekte. An denen fällt die völlige Übereinstimmung der Armaturenbretter und der Innenverkleidung der Türen auf. Nur sind es beim 911 fünf teilweise verdeckte Rundinstrumente und beim Boxster drei. Auch ist die Materialwahl in den Abbildungen verschieden.

Die bemühen sich ohnehin um jeweils andere Schwerpunkte. Beim 911 kommt man nach einem kurzen Blick aufs Design relativ rasch und ausführlich zum Motor, obwohl das Kapitel 'Antrieb und Fahrwerk' heißt. Schier endlos kann man die Seiten aufklappen, bis man ein tolles Bild des aufgeschnittenen Motors genießt. Es bleibt das Thema zusammen mit dem Getriebe und dem Fahrwerk während der ersten 50 Seiten. Erst dann kommen mit Sicherheit, Design und Umwelt knapp die restlichen 50 Seiten.

Ganz anders das Boxster-Prospekt. Es schwelgt mit lauter Doppelseiten im Design. Vom Motor ist erst ab Seite 44 die Rede. Nur 15 Seiten Antrieb und Fahrwerk, dann sind wir im Prinzip wieder beim Design. Am Ende die Sicherheit und die Umwelt, insgesamt 18 Seiten weniger als beim 911.

986 B-6, 2.280 cm3, 85,5 * 72,0 mm, 11,0 : 1, DOHC, 4V, Sequentielle Saugrohreinspritzung, Klopfregelung, 245 Nm 4500/min, 150 kW (204 PS), 239/263* g/km, 5-Gang manuell/automatisch, Mc- Pherson v/h, 4-Scheiben innenbelüftet, Kolben-Festsattel v/h, Zahnstange, 16,6 : 1, Servo, hydraulisch, 10,9 m, 205/55 ZR 16 / 225/50 ZR 16, 60 Liter, 1.325/1.375* incl. Fahrer/in, 310 kg, 4,32/2,42/1,78/1,29 m, 130/130 Liter v/h, 240/235* km/h,*Automatik

Wenn Sie die technischen Daten vergleichen, werden Sie hauptsächlich einen im Hubraum größeren Motor vorfinden. Sechs Zylinder haben beide und je zwei obenliegende Nockenwellen, obwohl das nur im Buch über den 996 steht. Dieser hat auch einen Gang mehr bei der Handschaltung, eine aufwendigere Hinterachse, gelochte Bremsscheiben und hauptsächlich hinten breitere Reifen.

996 B-6, 3.387 cm3, 96,0 * 78,0 mm, 11,3 : 1, DOHC, 4V, Sequentielle Saugrohreinspritzung, Klopfregelung, 350 Nm 4600/min, 221 kW (300 PS), 285/290* g/km, 6-Gang manuell/5-Gang automatisch, Mc-Pherson/Mehrlenker, 4-Scheiben innenbelüftet, gelocht, Kolben-Festsattel v/h, Zahnstange, 16,6 : 1, Servo, hydraulisch, 10,9 m, 205/50 ZR 17 / 255/40 ZR 17, 64 Liter (Nachfüllvolumen), 1.395/1.440* incl. Fahrer/in, 400 kg, 4,43/2,35/1,77/1,31 m, 130 Liter, 280/275* km/h,*Automatik

Bleibt zum Schluß nur die Frage, warum man diese beiden vom Vorderwagen her und im Prinzip vom Antrieb her als Zwillinge zu Bezeichnende so stark auseinander zu halten versucht. Womit wir beim Preis wären, der für den Porsche 996 ab umgerechnet 72.000 € und für den Boxster ab umgerechnet 40.000 € betrug. Sie können selbst noch einmal den Unterschieden nachgehen und dann beurteilen, ob diese eine solche Preisdifferenz rechtfertigen.

Zumal in der Regel ja eigentlich das Cabrio das teurere Auto darstellt und ein Mittelmotor auch keine Abwertung gegenüber einem Heckmotor erfahren sollte. Uns sind die Amerikaner als z.T. gnadenlose Verfechter der Marktwirtschaft bekannt. Aber zumindest von einigen Firmen wird der Grundsatz eingehalten, eine marktbeherrschende Situation bei einem bestimmten Produkt nicht gnadenlos auszunutzen.








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