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Bayerische Staatsbahn 1



Bernhard Ücker ist uns deshalb ein wenig geläufig, weil es bei ARD-Alpha des Öfteren freitags einen Blick in die Archive von BR-Alpha gibt, also des Bayerischen Rundfunks. Und da ist dann auch ein Beitrag von Bernhard Ücker aufgetaucht, dessen Buch wir gerade in Händen halten.

Er muss schon in seiner Jugend, er ist Jahrgang 1921, ein ziemlicher Eisenbahn-Fan gewesen sein, der etliche seiner 'Sommerferien in der Nachbarschaft eines Bahndamms verbracht' hat, 'an dem es zischte, pfiff und rauchte und so herrlich nach Maschine roch'.

Vielleicht doch erstaunlich, dass so jemand Philosophie studiert, dann aber wiederum eine Frau kennenlernt, die später für seine Modellanlage die Landschaft baut. Und so jemand hat als Reporter beim Bayerischen Rundfunkt einen Bekannten, der offensichtlich seine Liebe zur Eisenbahn teilt.

So entsteht dann, viele Jahre später, ein Buch, in dem beide je zur Hälfte, der eine seine Fähigkeit zum Formulieren auch der bayerischen Sprache nutzt und der andere einige seiner ca. 30.000 Bilder beisteuert, wiederum jedes einzelne wohl kommentiert.

Wer nun aber nach vier Seiten Vorwort, hier natürlich 'Vorsignal' genannt, den raschen Einstieg in die Geschichte der Bayerischen Eisenbahn erwartet, die über die allermeiste Zeit die 'königliche' genannt werden müsste, der wird leicht enttäuscht.

Er gerät in das Ambiente eines kleinen Bahnhofs mit zwei Bahnsteigen auf der Strecke von München nach Tölz. Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir werden bis zum relativ späten Feierabend die Unterhaltung zwischen dem Stationsgehilfen Spittelbauer und seinem Vorgesetzten, dem Stationsmeister Dürnbacher miterleben.

Aus 'bayerisch' wird während des ganzen Buches 'bayrisch' und das betrifft leider auch für Nichtbayern die Sprache. Immerhin geht es dabei nur um die Beschreibung der Geschehnisse auf dem Bahnhof und nicht um die streng sachliche Schilderung der Geschichte, mit denen sie sich laufend abwechselt.

Die Szenen im Bahnhof datieren von 1920. Ein Schicksalsjahr, denn es wird die Bayrische Staatsbahn in die Reichbahn eingegliedert. Daher bezieht das Buch auch seinen Titel 'Endstation 1920'. Und so ist dann auch die Stimmung zusammen mit dem Abendrot.

Wir erfahren von einem kleinen Güterzug, der auch schon damals auf einen viel schnelleren Eilzug warten muss, gehen demnach von einer noch einspurigen Strecke aus. Formsignale müssen zur Dunkelheit hin mühselig von Hand mit Laternen hinter rote bzw. grüne Scheiben ausgerüstet werden.

Das Feuer im Güterzug muss trotz Wartens gut genährt werden, weil die nach Freigabe zu befahrende Strecke relativ steil ist. Dann ist der Eilzug durch, Treibräder drehten schon damals beim Anfahren leicht durch, aber dann hat auch dieser Zug das Weite gesucht. Für längere Zeit ist jetzt Ruhe im Bahnhof.

Und mit der beim Stationsmeister aufkommenden Nachdenklichkeit über die bevorstehende Übergabe der Bayrischen Staatsbahnen an die Deutsche Reichsbahn ab Mitternacht am 1. April schwenkt das Buch hinüber in den Text der allgemeinen Schilderungen dieses Vorgangs.

Während man viel, viel später den Bayern mit den vielen aufeinanderfolgenden Verkehrsministern der CSU nachsagt, sie hätten sich einen zu gehörigen Teil der Mittel zugeteilt, ist es bei der Transaktion 1920 genau anders herum und Ücker bescheinigt als Reaktion:

'Wie so häufig schon zuvor und später dann wieder, fuhr auch hier die geballte Faust sofort in die Tasche. Immerhin erhob sie der Minister noch einmal zu halber Höhe, wenn er sagte, …'

Immerhin hat Bayern das größte Bahnnetz, dass jetzt dem preußischen hinzugefügt wird, dessen 'zu Buch stehendes Anlagenkapital von 2,2 Milliarden schließlich in Gold bezahlt'. Eigentlich sollte man dafür entschädigt werden, aber das zieht sich einschließlich Geldentwertung bis in die Zeit des Nationalsozialismus hin.







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