Epoche I (1)

Wir wollen uns im ersten Teil dieser Reihe nur mit der ersten Epoche beschäftigen. Sie wird, wie die anderen auch, grundsätzlich durch eine lateinische Zahl gekennzeichnet. Im Gegensatz zu den Epochen ab
III haben sie auch geschichtlich begründbare Trennzeiten.
Klar auf der Hand liegt der Beginn der Eisenbahn in Deutschland auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth am 7.12.1835. Heute ist sie zwischen den Bahnhöfen ca. 8 km lang, für damals wird sie als etwas
kürzer beschrieben, vermutlich auch nicht mit den maximal möglichen neun Waggons befahren.
Die Bahn hätte bis zu 60 km/h geschafft, aber bei der ersten Fahrt war es nur knapp ein Drittel. Die Lok selbst, sechs Tonnen schwer und 'Adler' genannt, kam aus England, sozusagen von Robert Stevenson
persönlich. Der Rest wurde z.T. zu der Zeit bzw. schon bald vollständig in Deutschland gefertigt.
| Die Höchstgeschwindigkeit hängt auch von der Güte der Kohle ab. |
Nach Abschluss der Projektierungsarbeiten durch einen königlich-bayerischen Bezirksingenieur wurde die Strecke in etwas mehr als einem halben Jahr fertiggestellt. Bedient wurde die Lok von einem Briten, übrigens
den Quellen nach mit einem stattlichen Gehalt ausgestattet.
Sie hat einwandfreie Dienste geleistet. Dabei hatte es noch vor dem planmäßigen Verkehr in England zwischen Liverpool und Manchester 1829 Kesselexplosionen gegeben. Bayern blieb davon verschont. Nur
die in Deutschland hergestellten Waggons konnten qualitativ nicht ganz mithalten.
Für die Entwicklung der Bayerischen Staatsbahnen hat die erste in Angriff genommene Strecke wegen fehlender Anschlüsse nachher keine Bedeutung mehr. Anders die in Preußen 1838 eröffnete Bahn
zwischen Berlin und Potsdam. Trotzdem wird der Kaiser dort nicht zum Fan der Bahn, übrigens wie später Wilhelm II. nicht beim Auto.
Anders Ludwig I. Allerdings viel Geld gibt er nicht aus für die Eisenbahn. Dafür werden Aktien ausgegeben, für die der bayerische Staat eine Art Garantie übernimmt. Dann kommt noch Sachsen den Bayern mit der
ersten 100 km langen Fernstrecke von Dresden nach Leipzig zuvor.
Die 60 km von Augsburg nach München werden, vielleicht auch wegen der Moorlandschaft dazwischen und der vielen Durchlässe und Brücken, erst 1940 fertig. 1836 passiert aber noch Beeindruckendes, die
'Fundamentalbestimmungen für sämtliche Eisenbahnen in Bayern' entstehen, vom König höchstselbst initiiert.
Nein, die heute übliche Spurweite von 1.435 mm ist nicht im Bayern erfunden worden. Sie basiert auf den in England üblichen 4 Fuß 8 ½ Zoll. Wie hätte auch sonst eine englische Lok auf dem Kontinent fahren
können. Aber die Bayern haben dieses Maß und noch vieles andere für Bayern und damit wohl insgesamt festgeschrieben.
Dazu gehört auch der ungehinderte und sogar kostenlose Zugriff der Post auf die noch nicht einmal vom Staat finanzierte Bahn. Sogar wenn die Bahn ausfällt, hat sie für den einwandfreien Transport von
Briefen, Zeitungen und Paketen zu sorgen.
Auch Probleme, die man heute z.B. auch in Bayern mit der Verlegung von Stromtrassen hat, hatte man damals nicht. Wer im Weg für eine neue Bahntrasse war, wurde enteignet. Man darf allerdings davon ausgehen,
dass dies nicht entschädigungslos vonstatten ging.
Obwohl mit unserer Erzählung von der Epoche I noch nicht fertig sind, nutzen wir hier noch die Chance, Ihnen unsere EP 3/5 ganz oben vorzustellen. Sie bzw. fünf von denen waren die ersten, die 1913 für die ab 1914
elektrifizierte Strecke von Salzburg nach Berchtesgaden in Dienst gestellt wurden.
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