Es geht um eine Ära, die mindestens bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs reicht. Wir wollen u.a. der Rolle von Ferdinand Porsche nachspüren. Seine Verdienste für die Auto Union sind hinlänglich bekannt. Aber welchen Anteil hat Porsche an der Entwicklung der Silberpfeile von Daimler-Benz? Sind hier etwa zwei Konstruktionen von ihm gegeneinander Rennen gefahren und haben um Rekorde gerungen?

Dazu müssen wir zunächst die Anfänge Porsches anschauen. Der kommt irgendwann Mitte 1923 von Austro-Daimler nach Stuttgart und löst dort Paul Daimler ab, den ältesten Sohn Gottlieb Daimlers. Man sagt diesem nach, Bedeutendes auf den Gebieten Allradantrieb, Allradlenkung, Knight-Schiebersteuerung und Königswellen geleistet zu haben. Aber was hat es mit der Einführung des Kompressors bei Daimler auf sich?

Ganz oben sehen Sie einen Motor mit so einem Glanzstück. Es sind hier zwei speziell geformte Flügel, von denen sich der rechte im und der linke gegen den Uhrzeigersinn dreht, dabei Luft, die normalerweise vom Motor angesaugt wird, unter leicht bis mittel erhöhtem Druck in den jeweiligen Zylinder pumpen. In diesem Fall wird sie durch die obere Öffnung angesaugt und in dem verbleibenden Zwischenraum zwischen dem jeweiligen Flügel und der Wandung zur unteren Öffnung transportiert.

Da viel Luft bei Hubräumen von teilweise etwa einem Liter pro Zylinder gebraucht wird, sind die Kompressoren relativ groß und werden mit bis zu knapp der vierfachen Kurbelwellendrehzahl übersetzt. Ein Kompressor läuft nicht immer mit, sondern kann bei Leistungsanforderung mit Durchtreten des Gaspedals aktiviert werden. Sein Tun wird, auch bei heutigen Oldtimern noch, von einem typischen Kreischen begleitet, nicht sehr angenehm mit so einem Ungetüm im Nacken.

Daimler ist nicht die erste Firma, die solche Kompressoren einsetzt. Wir hätten da einen Alfa von 1910 zu bieten. Aber es könnte sein, dass Rennfahrzeuge bis in die 20er noch nicht damit ausgerüstet sind. Erkennbar ist ein Kompressorwagen jener Zeit an der Typenbezeichnung, denn bei denen ist neben den Steuer-PS mit etwas über 250 cm³ pro PS und der normalen noch die Leistung mit Kompressor angegeben, also drei Zahlen hintereinander.

Wenn wir diesen Typ 6/40/65 auf das Jahr 1922 datieren, dann fällt der noch in die Zeit von Paul Daimler. Es gibt also schon Kompressorwagen, als Ferdinand Porsche seinen Dienst bei Daimler antritt. Jedoch ist man 1922 bei der Targa Florio noch nicht erfolgreich. Erst das Krähberg-Rechen im Oktober 1923 bringt mit einem anderen ebenfalls 1,5 Liter großen Motor den ersten Sieg. Kein geringerer als der 22-jährige Rudolf Caracciola steuert den Wagen mit Beifahrer Kühnle. 1924 gibt es auch schon den ersten Achtzylinder mit zwei Litern.

Sehr oft sind es gar nicht unbedingt speziell für Wettbewerbe hergerichtete Fahrzeuge, die bei Rennen eingesetzt werden. Es gab aber Kurzversionen, die man benutzte, womit zumindest schon einmal das 'K' erklärt wäre. Unten der Typ 630 mit der Bezeichnung 24/100/140 PS. Er entsteht 1926, dem Jahr der Fusion mit Benz. Sie ahnen schon, selbst bei 6,3 Liter Hubraum bleibt es nicht und das nächste Modell 26/120/180 PS mit 6,78 Liter erhält noch zusätzlich das 'S' für Sport.

So frisch gestärkt gewinnt man 1927 das Eröffnungsrennen auf dem Nürburgring, wieder mit Caracciola als Fahrer. Schon damals ist es also teilweise möglich, Wettbewerbswagen zu kaufen, freilich zu abenteuerlichen Preisen. Das schränkt die Seriengröße zunächst ein. Allerdings nimmt der Rennruhm der Fahrzeuge zu. Inzwischen ist man bei 'SS' für 'Super Sport' und 26/170/225 PS angelangt, 1928 folgt der 27/170/225 PS mit über sieben Liter Hubraum, wobei die Leistung mit Kompressor bei Einsätzen als Rennwagen konfigurierbar ist.

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