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  Lamborghini Einführung


Automobili Lamborghini S.p.A., PRESS DATABASE

Eigentlich erstaunlich, dass ein Mann das Unternehmen prägt, der es eigentlich nur von 1962/63 bis 1973/74 besitzt, also wirklich nur in dieser Zeit Einfluss nehmen kann. Demnächst wird also Lamborghini 50 Jahre ohne Ferruccio Lamborghini existieren, der die restlichen Anteile an der Firma im Alter von 58 Jahren endgültig verkauft. Bevor wir uns um die Gründe kümmern, sollten wir zunächst den berühmten Legenden um die Entstehung der Sportwagenfabrik nachgehen.

Die einen sagen, es habe gar kein Gespräch zwischen Ferruccio Lamborghini und Enzo Ferrari gegeben, weil der ihn nicht empfangen habe. Die anderen, darunter auch der Sohn von Lamborghini, versichern glaubhaft, das Gespräch habe tatsächlich stattgefunden. Darin soll sich Lamborghini nicht nur über die nötigen Reparaturen seines privaten Ferraris beschwert, sondern auch eine Lösung präsentiert haben.

Das kann dann eigentlich nur Knowhow aus der Traktorenfabrik gewesen sein. Gut vorstellbar, denn wenn etwas an einem Traktor mit stärkerem Dieselmotor und ständigem Anfahren verstärkt sein muss, dann die Kupplung. Jetzt weiß man nicht genug über Enzos fachliches Wissen, denn sein Lebenswerk ist eigentlich die Qualität der Organisation. Hat er vielleicht zu Recht auf die hohen Drehzahlen hingewiesen, denen Kupplungen in Supersportwagen ausgesetzt sind?

Oder hat er ihn nach italienischer Macho-Art ganz kühl abblitzen lassen und nur erklärt, Lamborghini solle sich doch bitteschön um seine Traktoren kümmern. Eines ist wohl sicher, weil die Geschichte immer wieder kolportiert wird, der Stachel muss wohl tief gesessen haben. Hätte Lamborghini allerdings in die nähere Zukunft schauen können, wäre die Fabrik wohl nie gegründet worden, denn um Supersportwagen zu fahren, muss man viel Geld haben, um sie zu produzieren, unermesslich reich sein.

Unklar bleiben auch die Zusammenhänge zwischen der Gründung der Firma und einem dafür weiteren wichtigen Ereignis bei Ferrari. Enzos Frau Laura soll sich immer sehr in die Firma eingemischt haben und Ende 1961 allein oder gemeinsam mit ihrem Mann mit einem oder mehreren der leitenden Kräfte aneinander geraten sein. Es folgt eine Mehrfach-Kündigung, darunter auch für den Leiter Dr. Carlo Chiti und Giotto Bizzarrini. Immerhin gilt letzterer als der Schöpfer des Zwölfzylinders, der es von 1964 bis zum Modellwechsel 2011 ohne tiefgreifende Veränderung schafft, also fast 50 Jahre mit etwa diesem Grundkonzept produziert wird.

Bei Ferrari überdauert die erste V12-Konstruktion von Gioacchino Colombo nur etwa 20 Jahre, ehe die Zylinderköpfe gründlich renoviert werden, übrigens vermutlich auch wegen der Konkurrenz von Lamborghini. Allerdings stammt die erste Auflage dieses Motors aus dem Jahr 1947, wo allein die Tatsache, dass ein Zwölfzylinder angedacht wird, schon an Wahnsinn grenzt. Bizzarrini beginnt auch direkt mit insgesamt 4 obenliegenden Nockenwellen und dazu üblichen 2 Ventilen pro Zylinder. Allerdings übertreibt er die PS-Ausbeute. Dazu mehr im Kapitel '350 GT'.

Auch beim Fahrwerk scheinen länger gehegte Träume von Ferrari-Mitarbeitern bei Lamborghini umgesetzt worden zu sein. So haben Bizzarrini und Gian Paolo Dallara wesentlichen Anteil an der Einzelradaufhängung hinten, anders als beim Ferrari 250 GTO, an dem sie zusammen in der 'Gang of Five' zuletzt gearbeitet haben und der noch immer eine Starrachse besitzt, nur durch Schraubenfedern und Längslenker entschärft. Sogar Dr. Carlo Chiti hilft unterstützend, obwohl inzwischen in einer eigenen Firma tätig.

Wie kommt Ferruccio Lamborghini an all diese Leute? Einer, der Ingenieur und Designer Paolo Stanzani, kommt aus der eigenen Trattori, allerdings dort erst seit 1961 eingestellt, also vielleicht schon der Idee eines Sportwagenbaus folgend. Das neue Fahrwerk testet der Neuseeländer Bob Wallace, Chefmechaniker ebenfalls von Ferrari, bei Lamborghini zum alleinigen Testfahrer bestimmt. Unglaubliche Straßendurchschnitte gehen auf sein Konto, teilweise durch unabhängige Zeitmessung verbürgt. Er wird Lamborghini insgesamt 12 Jahre treu bleiben.

Prototyp des allerersten Lamborghini GTs

Da gibt es die Herren Giorgio Neri und Luciano Bonacini, ursprünglich von Maserati kommend, aber jetzt in eigener Firma tätig. Sie sind wohl mit Bizzarrini befreundet, u.a. für der Rahmen des 350 GT verantwortlich. Die vom Chef zu stark geprägte Form des ersten Lamborghini wird von Franco Scaglione überarbeitet, einem Designer, noch vor Giugiaro Chefdesigner bei Bertone. Pinifarina ist auf Ferrari festgelegt, Bertone würde Lamborghinis karosserieren, wenn die sich denn vom konventionellen Stil lösen würden. Das geschieht dann gründlich, mit dem Miura durch Giugiaro-Nachfolger Marcello Gandini und später noch mehr beim Countach. Unglaublich, dass beim Erscheinen des Countach nur kapp zehn Jahre Firmengeschichte vergangen sind.



Es wird berichtet, dass vor allem Ferruccio Lamborghini die Belegung der einzelnen Modelle mit Stiernamen vorangetrieben habe. Gewiss, auch das Logo der Traktorenfabrik zeigt schon einen Stier. Geht man der Sache nach, dann scheiden natürlich der 350 und 400 GT schon einmal ganz aus. Aber auch Miura und Jalpa, nach berühmten Züchterfamilien und Jarama als Ort in Spanien benannt und der Espada als Degen des Stierkämpfers eigentlich auch. Aus seiner Zeit in der Firma kann er also nur noch den Urraco und den Islero mitbestimmt haben, tatsächlich Stiere, von denen ersterer der Farbe der Elster wegen so genannt wird und letzerer einen berühmten Stierkämpfer tödlich verletzt hat.

Silhouette kann ja wohl auch kein Stier sein.

Höchstens zwei von fünf oder sechs, je nachdem, wie man zählt, bleiben also nur als Stiere übrig, während wenigstens von den späteren fünf immerhin der Diablo wegen seiner teuflischen Aggressivität, der Murciélago (Fledermaus) weil er nach 24 Stichen mit dem Todesdegen überlebt, ebenso Veneno, Reventón und Huracán. Bleibt als einziger der Gallardo, immerhin eine Stierrasse. Heute weiß man, dass es bei Lamborghini einen dicken Band mit Stiernamen und vermutlich auch Begriffen aus der Welt der Stierzucht gibt. D.h. es wird weitergehen, aber es sei trotzdem nicht so einfach, einen passenden Namen für ein neues Modell zu finden.

Zu den Legenden gehört wohl auch, dass Ferruccio Lamborghini das Grundstück für die neue Fabrik bewusst an der Stelle ausgesucht habe, wo die Testfahrer von Ferrari nach ca. 34 km vorbeikämen und wegen einer Kurve bremsen müssten. Entweder war da nie eine Kurve oder sie ist durch Verkehrsplanung bzw. Werksvergrößerung verschwunden, jedenfalls ist da heute eine lange grade Straße vor dem Werk.


Mit eigenem Namen: der erste Lamborghini-Sportwagen


Offiziell als 'Fiat 500' bei der Mille Miglia gemeldet


Immerhin entsteht die neue Firma über 20 km von seinem Traktorenwerk entfernt. Dass sich Ferruccio Lamborghini schon viel früher für den Bau sportlicher Autos interessierte, beweist der Prototyp von 1947 oben im Bild. Es zeigt einen Rennwagen auf Fiat-Basis mit einem getunten Motor, der angeblich 160 km/h schafft. 1948 ist Lamborgini zusammen mit seinem Freund Giancarlo Baglioni bei der Mille Miglia offiziell angemeldet.


Firmen-Logo: Ferruccio Lamborghini Cento


Hier, ebenfalls aus dem Jahr 1947, der erste Traktor mit Namen 'Carioca'. Er hat immerhin schon 6 Zylinder, genau wie die Motoren von Deutz, die heute, allerdings als Dieselmotoren, in Traktoren von Lamborghini eingebaut werden. Sie sind angeblich sehr erfolgreich, natürlich von der Leistung und besonders dem Drehmoment her haushoch überlegen.


Die ersten Lamborghini Traktoren wurden zwar mit Benzin gestartet, aber dann konnte auf ein wesentlich preisgünstigeres, nach Lamborghinis Patent verdampfendes Derivat umgeschaltet werden. Ob das nun Erdöl oder gar Rohöl gewesen sein mag, sei dahingestellt, vermutlich doch schon in etwas destillierterer Form. Mit Ausnahme des Motors ist der L 33 eine vollständige Eigenfertigung.


Berühmt ist der Raupenschlepper DL 30 C durch seine gelbe Farbe. Er und seine Vorgänger ab 1952 kennzeichnen auch den Weg hin zum Dieselmotor. Unten der DL 48-52 von 1954.


Unten einer der nicht mehr unter der Leitung von Ferriccio Lamborghini entstandenen Traktoren, der C 553 von 1976.


Forschen wir zum Schluss noch nach den Gründen für Lambrghinis Rückzug auf sein Weingut. Ein Jahr zuvor wurde wohl die Traktorenfabrik verkauft. Sie konnte nicht länger als Finanzquelle für die Sportwagenfabrik dienen. Wieder eine Legende: Ein Auftrag von 5000 Traktoren nach Bolivien soll wegen der Unruhen dort zurückgenommen worden sein, obwohl er schon fertig ausgeführt war. Noch ein Grund könnte der in Italien zu der Zeit ziemlich unerbittert geführte Arbeitskampf und natürlich auch die Erdöl-Preiskrise gewesen sein.

Zusammenfassend: Die Umstände zur Gründung der Firma waren recht gut, z.B. durch Konflikte und Festhalten an 'Bewährtem' bei Ferrari. Jetzt, 10 Jahre später, hat sich das fast ins Gegenteil verkehrt. Außerdem hat Lamborghini lauter junge Leute engagiert. Die haben seine anfänglichen Pläne fast auf den Kopf gestellt, z.B. beim Design. Aber die wollten die Marke auch im Rennsport vertreten sehen und der Chef hielt davon nichts. Vielleicht hat ja auch dieser latent schwelende Konflikt Ferruccio Lamborghini zum Abschied aus der Firma bewogen.







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