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Widersprüche

| Einen völlig intakten TDI entsorgen? |
Halten sich Prinzipien ein Leben lang, wenigstens einige wenige? Ja, eines hat sich bei mir als unumstößlich gehalten, nämlich, dass mehr Bildung mit Sicherheit eher zur Rettung der Welt als zu deren
Untergang beitragen würde. Wobei wir jetzt bewusst die Frage ausklammern, ob denn die Bildung im Laufe der Zeit größer oder gar kleiner geworden ist.
Jedenfalls wird sie im Moment sehr häufig vorgetäuscht. In schlechten Zeiten treten Heilsbringer/innen auf, die anscheinend genau wissen, woran die Welt krankt und wie sie genesen könnte. Solche sind z.B. die
Apostel der E-Mobilität. Nein, hier sind nicht Leute gemeint, die nach ruhiger Überlegung ein E-Auto kaufen, auch nicht solche, die an die Zukunft der E-Mobilität glauben.
Hier muss endlich einmal etwas gegen die Hyper-Überzeugten geschrieben werden, angefangen vom unbedingten Streben nach Autarkie, hinüber zu den von den künftigen Kosten her falsch beratenen
Hauseigentümern/innen bis hin zu denen, die inzwischen mit ihrem neuen E-Auto deutlich mehr fahren als früher mit ihrem Verbrenner, aus welchen Gründen auch immer.
Man hat schon längst erkannt, dass alle Lehren von Übel sind, die auf 'ismus' enden. Nur für dieses Gruppe gibt es noch keine solche Bezeichnung. Vielleicht noch schlimmer, dass sie im Gewand der scheinbar
Vernünftigen daherkommen, wissend, wie die Welt zu retten sei und die entscheidenden Anstöße gebend.
Und dann prasseln sie nieder, die ganzen Argumente gegen die Verbrenner. Aber nein, es werden dann nicht nur Argumente für E-Autos genannt, auch deren Nachteile kommen zur Geltung. Man ist ja objektiv,
verheimlicht diese nicht und holt so einen Punkt nach dem anderen bei den vielleicht Umsteigwilligen.
Was fehlt, wie so oft in dieser Welt, sind die grundsätzlichen Erwägungen. Nämlich, dass auch ohne E-Mobilität die ganze, sauber erzeugte Energie restlos und sinnvoll verbraucht würde. Diese neue Sparte hat
sich nur dazwischengedrängt. Bis vielleicht auf Investitionen gewisser Hersteller wie z.B. Mercedes, die für Öko-Strom zusätzliches Geld lockermachen, tut die Branche aber nichts, um aktuell den Bestand
an regenerativer Energie signifikant zu erhöhen.
Wenn ich noch einmal das Wort 'Wirkungsgrad' höre, dann schreie ich. Der Begriff hat sich in den letzten Jahren als fast noch biegsamer erwiesen als 'Nachhaltigkeit' und 'CO2-Neutralität'. Ja, es gibt sogar
direkte Vergleiche. Da stellt sich jemand auf eine belebte Straße und prangert den Lärm und die Abgase des vorbeibrausenden Verkehrs an, zeigt Mitleid für die dort wohnenden Menschen. Allerdings vergisst er, dass im
Prinzip auch ein Teil der Energie, die im Moment von E-Autos verbraucht wird, irgendwo anders mit noch viel mehr Nachteilen produziert wird.
Allerdings spart das E-Auto im Betrieb echt Energie. Deren Höhe hängt davon ab, wo man den Vergleichstest absolviert. In der Stadt ist der Verbrenner echt benachteiligt, bei Autobahngeschwindigkeit das E-
Auto. Nehmen wir die letztere Situation als die mit den meisten Kilometern im Lebenslauf eines Autos, ist das Heizwert-Äquivalent beim Diesel grob verallgemeinert etwa 2 zu 1.
Sie können es rechnen, wie Sie wollen, beim E-Auto die Investitionen und Wartung bei der Gewinnung, das Hoch- und Runtertransformieren von Strom, die Verluste bei (Fern-) Leitungen, bei der Anfahrt von
Ladepunkten, beim Tanken selbst und einfach nur im Stand zu der Förderung von Erdöl, dem Transport via Schiff bzw. Pipeline, die Aufbereitung in einer Raffinerie und die Bereitstellung an der Tankstelle, sie
werden wohl meist bei 2 zu 1 landen.
Klar ist der Aufwand beim Kraftstoff höher, aber fast alle Investitionen sind längst abgeschrieben. Die Infrastruktur existiert ganz einfach schon. Da hat es eine neue Technik schwerer. Wenn also der Betrieb eines
E-Autos ca. 50 Prozent Energie spart, müsste man doch für den sofortigen Umstieg auf E-Autos sein, oder? Nein, müsste man nicht, wenn dafür Verbrenner unnötig entsorgt werden. Werden sie das nicht,
schaden, zwar unterschiedlich stark, aber beide der Umwelt.
Der Hype bringt das Ganze zum Kippen. Da werden Hersteller gezwungen, unnötig schnell und damit kosten- und materialintensiv neue Fabriken aus dem Boden zu stampfen, E-Autos mit einem relativ großen
Anti-Umwelt-Rucksack zu bauen, der mit der Zeit kleiner zu werden verspricht. Warum nicht in größerer Ruhe umstellen? Was geschieht nachher mit den zusätzlich erzeugten Kapazitäten? Schon die
Umstellung auf kürzere Fertigungszeit bringt mehr Autos auf die Straße.
Im Moment ist man sogar dabei, die Laufzeiten von Kohle-Kraftwerken wieder zu erhöhen. Da fällt mir der Ingenieur der Müllverbrennungsanlage ein, der erwähnt, wie viel mehr Braunkohle das Kraftwerk von
nebenan verarbeitet (ca. fünfzigmal so viel) und wie groß die Unterschiede sind, was man selbst und was die aus den Abgasen herausfiltern. Nicht ganz, aber fast so einen Vergleich könnte man auch zwischen
Braunkohle und Verbrennern ziehen.
Am vernünftigsten wäre, jeder am Ende seiner Standzeit angekommene Verbrenner würde durch ein neues E-Auto ersetzt. Aber es sind andere Leute in anderen Ländern, die ihr Auto aufgeben (müssen), als die
Neukäufer/innen von E-Autos. Leider sind auch noch die Preise deutlich gestiegen und Kleinwagen so gut wie verschwunden. E-Autos haben die durchschnittliche Größe gekaufter Fahrzeuge sogar noch
vergrößert.
Ja, sie verbrauchen trotzdem weniger Energie. Aber nicht, wenn wir die gewaltigen Anstrengungen rechnen, die man innerhalb kürzester Zeit glaubt, tätigen zu müssen. Man weiß zwar, dass die Zukunft vom E-
Auto bestimmt sein wird, aber kein Mensch kann vorhersagen, wie die Zukunft damit aussieht. Es steht zu vermuten, dass auch bei der Infrastruktur durch die Eile das eine oder andere entsteht, was sich
nachher als überflüssig erweist.
Aber sich jetzt schon hinstellen und sagen, wir sind der Nabel der Welt und es wäre gut, es würden alle sofort umsteigen, ist dreist und im Übrigen auch wenig nachhaltig, und die vielen Extra-Fahrten mit der
entsprechenden Zahl von Nachahmern/innen kontraproduktiv. Wie gesagt, der erste Teil dieses 'ismus' ist noch nicht gefunden, aber wir arbeiten daran.
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