Was braucht der Mensch? (2)
Sie werden es kaum glauben, aber das bisher jeweils als Neuheit zum Thema Elektromobilität Präsentierte kann uns nicht überzeugen. So ist es eher das Gegenteil von Klimaschutz, den Fokus auf
Beschleunigung zu legen. Zugegeben, das lesen Sie bei uns nicht zum ersten Mal.
Es werden in diesem Kapitel noch mehr Gedanken auftauchen, die wir an der einen oder anderen Stelle schon einmal thematisiert haben, aber eines können wir Ihnen versichern, in dieser Zusammenstellung hier
haben Sie das bei uns noch nicht lesen können.
Also los! Uns schwebt wieder einmal ein Fahrzeug mit vier elektrischen Radmotoren vor. Natürlich hat das Auswirkungen auf die ungefederten Massen, aber zum Ersten ist ja ein batteriebetriebenes Auto per se
schwerer, kann also etwas größere ungefederte Massen vertragen und zum Zweiten schlagen wir Kompensationen vor.
Dazu gehört, die Motoren drehmoment- und leistungsmäßig so zu begrenzen, dass mit vier Personen und Gepäck ein Daueraufstieg von acht Prozent möglich ist. Da wären dann spielend echte 130 km/h auf
einer glatten Autobahn auch bei Gegenwind drin.
Die Auslegung der Motoren vorn und hinten müsste unterschiedlich sein, denn auch E-Motoren haben im Wirkungsgrad Stärken und Schwächen. Es könnte zwischen Asynchronität und Reluktanz, sowie über
Planetengetriebe zwischen verschiedenen Drehzahlen des Mitlaufens entschieden werden.
Solange der jeweilige Motor selbst nicht entsprechend unseren heutigen Errungenschaften bremsen kann, müssten wir die alten Systeme beibehalten, vielleicht aber wenigstens die Hydraulik aufgeben und auf
elektrische
Ansteuerung umstellen.
Es geht in erster Linie um Sicherheit, aber das direkt dahinter lauernde Kriterium wäre der Wirkungsgrad. Dazu noch ein Beispiel. Schon der Citroën 2CV hatte große längliche Behälter in der Nähe der Räder, in denen
eine Masse zwischen Federn exakt die Gegenbewegung der Radaufhängung vollführte.
Genau so etwas brauchen wir jetzt, vielleicht mit einer gewichtssparenderen Hülle. Neben der teilweisen Kompensation der großen ungefederten Massen könnten die noch einen zweiten Zweck erfüllen, nämlich dass die
vertikale Bewegung der Räder hier mit leichten Veränderungen elektrische Energie liefert.
Ansonsten würden Vorder- und Hinterachse völlig gleich aussehen, also auch die Lenkung für die Hinterachse übernommen werden. Hier sollte endlich das schon lange prophezeite System Drive by Wire installiert
sein. Das damit verbundene Sicherheitsproblem wären durch Dreifachauslegung zu lösen, also drei starken Schrittmotoren oben am Domlager.
Überhaupt, das einzig wirklich komplizierte Bauteil mit noch viel Forschungsbedarf wären die Dämpfer, voll elektronisch geregelt, womöglich mit integrierter Federung. Aber die nur, wenn sie nach oben hin im
Durchmesser
nicht zu viel Bauraum verschlingen. Sonst bleiben wir bei der Schrauben- oder evtl. Luftfederung.
Wenn man über vier Elektromotoren verfügt, kann man sich Einschlagwinkel bis 90° (Bild oben, Video unten) erlauben. Es muss also nicht mehr rangiert werden, das Auto kann seitwärts verschoben werden. Wenn man
dabei irgendwann den Parkhäusern einen begrenzten Zugriff auf Antrieb und Lenkung erlaubt, kann dort unglaublich viel Parkraum gespart werden.
Nein, Achsen im herkömmlichen Sinn gäbe es dann nicht mehr. Die Radaufhängung würde irgendwo an einem sehr stabilen Rahmen angebracht. Dieser würde dann vielleicht in einem Stück hergestellt, denn seine
Anforderungen hinsichtlich Crashverhalten könnten vorn und hinten gleich sein, allerdings müsste Abschnittsreparatur möglich sein.
Nun gut, an den jeweiligen Enden die Elektronik anordnen, vorn die stärker zu kühlende. Natürlich würde man die Flüssigkeitskühlung beibehalten, allerdings mit dem Einbau einer Wärmepumpe unbedingt
prüfend vorgehen. Man hört zurzeit so Manches von wegen Unwirksamkeit und Geräuschentwicklung.
Ja, die zurzeit in ihrer Wirksamkeit etwas überschätzten Sonnenkollektoren gäbe es auch in unserem Fahrzeug, aber als Extra und nur in den Glasflächen. Mit einem großen Panoramadach würde das reichen
und das übrige Design nicht so stark behindern. Ergebnisse der Forschung in dem Bereich auch für Gebäude sind überfällig.
Stellen Sie sich das vor: Batteriefächer über die vormaligen Achsen hinaus, Radstand so viel Sie wollen und trotzdem Wenden möglich auf der Stelle, was wollen Sie mehr? Sie müssen zugeben, da ist die
Diskussion, ob ein bestimmtes E-Auto auf einer neuen oder der bisherigen Verbrenner-Plattform aufgebaut müßig ist, oder?
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