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Verdichtung 1



Wir beten an die Göttin der Verdichtung. Gewiss, wir sind als Heiden nicht gerade monotheistisch unterwegs, haben also noch andere Götter. Für uns zweitwichtig ist die Gemischbildung. Mal sehen, ob sie im Laufe dieses Kapitels eine ähnliche Bedeutung erlangt wie die Verdichtung. Es gibt eine Riege von Untergöttern wie z.B. das Drehmoment, immer Arm in Arm mit der Leistung, oder die Drehzahl, von eher jüngeren Leuten oder Junggebliebenen angebetet. Ältere dagegen schwören auf den Hubraum, haben vielleicht nicht mitbekommen, dass der an Bedeutung eingebüßt hat.

Wer sich mit einem nicht anspringen wollenden Motor beschäftigen muss, der stellt stets die gleichen Fragen nach Luft, Kraftstoff und Zündung. Letztere scheidet natürlich beim Diesel aus, zeigt aber schon hier die eminente Bedeutung der Verdichtung. Ohne sie ist alles nichts. Schauen Sie sich so einen ausgemergelten Motor an, dessen Kurbelwelle Sie von Hand drehen können, ohne einen merklichen Widerstand zu spüren.

Über den triumphiert der Anlasser, falls die Batterie ihn nicht im Stich lässt. Er dreht den Motor so hoch, dass man fast denken könnte: 'Der läuft doch, oder?' Und bisweilen obsiegt der Anlasser sogar. Mit den letzten Resten von Druck und der rasenden Geschwindigkeit, die es diesem nicht mehr ermöglicht hat, sich schnellstens zu entfernen, erwacht der Motor tatsächlich zum Leben.

Aber was für eins? Man sagt solchen Motoren nach, dass sie nicht die Wurst vom Brot ziehen. Man kann auch kleinste Steigungen am Tacho ablesen, der dann gefühlvoll in die Knie geht. Nein, diese Göttin ist keineswegs zickig. Wer lange genug Dienst getan, hat ein Recht auf Achtung vor dem, was er/sie einmal geleistet hat. Wobei im Falle der Verdichtung zwei Lobeshymnen möglich wären, die von bestechendem Drehmoment bzw. Leistung, oder Verbrauch.

Ja, es ist eine vielseitige Göttin. Nicht nur Jünger der Leistung beten sie an, auch solche, denen die Sparsamkeit bzw. die Umwelt am Herzen liegt. Welche andere aus dem Götterhimmel könnte diese beiden Gruppen noch vereinen, etwa die Gemischbildung? Schon wenn sie auf Schichtladung setzt, verliert sie prompt die Leistungsjünger/innen. Schon daran mag man erkennen, dass Sie zwar keineswegs unwichtig ist, aber an die Bedeutung der Verdichtung nicht herankommt.

Ein Beispiel gefällig? Wir wollten es wissen beim Bosch-Lehrgang über die KE-Jetronic. Und der Trainer dort hat mitgespielt. Welche Bedeutung kommt bei dieser Anlage den Einspritzventilen zu? Sind es überhaupt Einspritzventile oder schmücken Sie sich da mit etwas, was ihnen eigentlich nicht zukommt? Denn entgegen sonstigen Gepflogenheiten wird die Menge an einzuspritzendem Kraftstoff schon vorher kalibriert.

Wir haben eines von denen abgesägt. Kein großer Verlust, denn sie sind wegen ihrer beschränkten Aufgabe auch nicht gerade die teuersten. Und siehe da, der Motor ist auf allen Töpfen gelaufen, als wäre nichts geschehen. Und hier kommt das Dilemma, solche Handlager 'Ventile' zu nennen. Eigentlich müsste es 'Düsen' heißen, aber im Gegensatz zum Vergaser kalibrieren sie nicht, wie oben erklärt, sondern zerstäuben nur durch eine federnde Öffnung. Und genau das ist die Definition eines Ventils.

Also lassen wir diesen Bauteilen ihren Namen, wenn sie schon erheblich an Bedeutung eingebüßt haben, wie der Versuch zeigt. Man könnte den Lehrsatz prägen, dass, sobald etwas in den Brennraum Ragendes nur einen Kraftstoff- und keinen Elektroanschluss hat, zerstäubt es nur und hat mit der Einspritzmenge nichts am Hut. Und wenn ein Motor partout nicht anspringen will, sollte man sich um diese Bauteile zuallerletzt kümmern.

Kommen wir zurück zur Verdichtung und bleiben beim Versuch des Anlassens. Tut es Ihnen auch so leid, wenn, zum Glück Amerikaner, weil weit weg, versuchen, einen eigentlich ehrwürdig zu behandelnden alten Herrn mit allen Mittel zum Laufen zu bringen, nur bewaffnet mit einer frisch geladenen Batterie und Starthilfespray. Ja, sie schaffen es, denn ältere amerikanische Motoren sind weniger filigran als robust.

Aber sie leiden trotzdem. Wer weiß, was sich alles auf den Zylinderwänden eingenistet hat und jetzt zwischen ihnen und dem Kolben zermalmt werden muss, nicht ohne Spuren evtl. sogar auf bei denen zu hinterlassen. Wie viel besser wäre es, den Alten vorsichtig zu demontieren, reinigen und schmieren, wenn die Maße und Oberflächen noch stimmen und erst dann zum Laufen zu bringen.

Wissen Sie auch, wer dabei regelrecht jubilieren würde? Richtig, die Verdichtung. Sie wäre fast so hoch wie in jungen Tagen und die Verbrennung würde dem Kurbeltrieb kräftig eins auf die Nuss geben so, wie man es sich von einem vernünftig arbeitenden Motor der Gattung Verbrennung wünscht. Da hat der Elektromotor mit Sicherheit andere Bedürfnisse.









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