Boxermotor 2
Wo kommt er eigentlich her, der Boxermotor? Man sagt, Carl Benz habe ihn erfunden und ab 1899 erstmals eingesetzt. Aber zur Ehrenrettung des Reihenmotors muss erwähnt werden, dass er eigentlich aus
einem Aggregat mit zwei liegenden Zylindern entstanden ist.
Benz war überzeugt von den besonderen Qualitäten des liegenden Hubkolbenmotors. Bei einem Zylinder war das mit einer senkrecht montierten Kurbelwelle noch vertretbar. Aber mehr Zylinder hätten dem
Motor weitere Stockwerke verpasst.
Außerdem fand Benz augenscheinlich langsam heraus, dass ein liegendes Schwungrad nicht unbedingt sein muss. Und weiterhin offensichtlich hat dem Motorkonstrukteur Benz der Zweizylinder Boxer mehr
zugesagt als der liegende Reihen-Zweier, obwohl Ersterer offensichtlich aufwändiger in der Herstellung war.
Daimler und Maybach haben fleißig in die Höhe gebaut, was die Motorkutsche und auch das Zweirad verschandelt hat. Erst als die Motoren nach vorne wanderten und in das Chassis eintauchten, war der
stehende Reihenmotor einigermaßen erträglich untergebracht.
Benz scheint beim Verbrennungsmotor ohnehin den besseren Start gegenüber Daimler und Maybach erwischt zu haben. Schon seine elektrische Zündung war der mit dem Glührohr der Stuttgarter deutlich
überlegen, auch wenn Benz deren Motordrehzahl bei weitem nicht erreichen konnte.
Sogar schon Wasserkühlung hatte der erste Boxermotor. Wäre es nur dabeigeblieben. Aber das ging nicht, weil Ferdinand Porsche den Motor hinten einbauen wollte und damit lange Übertragungswege für das
Drehmoment. Außerdem waren vielleicht auch die damals schon stark grassierenden Überlegungen zur Aerodynamik mit ausschlaggebend.
Hinten Wasserkühlung ist halt ein Graus. Am Fahrzeugende noch ein Kühler macht es fast noch schlimmer, lange Rohre nach vorn und viel verschenkten Platz im vorderen Gepäckraum auch nicht besser. Dann
bleibt der Kühler hinten neben dem Motor, wird aber seiner Aufgabe auch nicht gerechter.
Heute wissen wir, dass so ein Motor hätte vorne eingebaut werden müssen. Sind wir plötzlich schlauer geworden? Nein, man hatte noch nicht die Technik dazu. Denn entweder wieder die langen Antriebswege oder
ein Frontantrieb, für den aber standfeste Gelenke erst relativ spät erfunden wurden.
Und als es sie gab, hatte bei den allermeisten Herstellern der Reihenmotor schon längst seinen Siegeszug angetreten. Wie will man einer kaufmännischen Abteilung klarmachen, einer schöneren
Neukonstruktion zuzustimmen, wenn es die vorhandene auch tut.
Schließlich befindet sich das alles unter einer Motorhaube und da schaut ohnehin kaum jemand hinein. Überhaupt sind die technischen Daten immer mehr vor den Konsumenten/innen verheimlicht und immer
weniger von denen verstanden worden.
Und wenn man nur den entsprechenden Aufwand für eine stark getunte Version betreibt, muss der Boxermotor schon mit einer teuren kleinen Mehrscheibenkupplung und fast unlösbarer Führung der Abgasrohre
ausgestattet sein, sonst sind Reihen- und V-Motor mit Trockensumpf-Schmierung fast noch tiefer im Fahrzeug angeordnet.
Aber für die Serie bleibt er unschlagbar. Zu spät kam für ihn auch die Idee, die Nebenaggregate von der Schwungradseite aus antreiben zu lassen. Auch, hätten ihm früher eingeführte Hydrostößel geholfen und
damit das umständliche Einstellen der Ventile beendet.
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