Henry Ford 1
Henry Ford wird 1865 auf einer Farm in Dearborn bei Detroit geboren. Seine Vorfahren sind Farmer, die ursprünglich aus Irland stammen, sein Vater
Zimmermann bei der Eisenbahn, der nebenbei seine eigene
Farm in Michigan bewirtschaftet. Henry besucht die einklassige Dorfschule. Das Landleben ist hart zu jener Zeit, zeitlebens eine Antriebskraft für Ford,
dieses durch Maschinen zu erleichtern. Schon als
Heranwachsender repariert er die Uhren seiner Umgebung. Er durchläuft eine Lehre als Maschinenbauer bei der Dry Dock Company in Detroit.
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Nach ca. drei Jahren kehrt er nach Dearborn zurück. Hier hilft er einen Sommer lang bei der Arbeit mit Lokomobilen von Westinghouse. Er baut selbst einen
Dampfwagen, kann sich aber mit dessen hohem
Gewicht und Gefährlichkeit nicht anfreunden. Außerdem sind die Wege zu der Zeit schlecht. Der ansonsten mehr der Praxis zugewandte Henry Ford liest
neben amerikanischen auch englische Zeitschriften
und findet als Schlüsselerlebnis die Beschreibung eines Gasmotors.
1885 lernt er Clara kennen, die er 1888 heiratet. Henry Ford sagt auch später noch, dass seine Frau eigentlich noch mehr an den Erfolg seines Motorbaus
glaubte als er selbst. Sie leben zunächst auf einer
Farm, wo er seine Versuche weiterführt, bis es ihn 1891 doch wieder nach Detroit treibt. 1893 wird hier Sohn Edsel geboren. Er ist in Detroit bei der Edison
Illuminating Company erfolgreich mit der Wartung
von Turbinen beschäftigt. Dies lässt ihm genügend Zeit, um dort in einer kleinen Werkstatt seinem Hobby, dem Bau eines Motors bzw. Autos nachzugehen.
Er macht Karriere und wird leitender Ingenieur für immerhin 150 Dollar im Monat, hat Mitarbeiter und einen extra Raum für sein Projekt. Später wechselt die
kleine Mannschaft in einen Schuppen hinter der
Stadtwohnung der Fords. Der erste wirkliche Fahrzeugantrieb hat bei 63 mm Bohrung und dem sagenhaften Hub von 162 mm als Zweizylinder-Twin ca. 10
Liter Hubraum, entwickelt aber nur 3 kW (4 PS).
Immerhin kann man (vor Fahrtantritt) zwischen zwei Gängen wählen und hat durch Verkürzen/Verlängern des Abstandes zweier Riemenräder eine
Kupplungsfunktion.
Nur zwei Sitze hat das sogenannte 'Quadricycle' und noch nicht einmal ein Lenkrad, aber es schafft gut 30 km/h und 100 Kilometer mit einer Tankfüllung
von 12 Liter. Ford hingegen hat bei den ersten
Ausfahrten seine liebe Müh' und Not, Passanten vom Gebrauch seines Gefährts abzuhalten und braucht der Polizei gegenüber sogar eine Art Lizenz.
Trotzdem gibt es jetzt ein vorzeigbares Fahrzeug, und das
nutzt Henry Ford, um Investoren für seine Sache zu begeistern. Er ist darin wahrlich nicht ungeschickt und so gelingt schon Ende 1899 die Gründung der
Detroit Automobile Company.
Fords Talent mag man daran erkennen, dass der wichtigste Teilhaber neben William Murphy, einem durch Holzhandel reich gewordener Fast-Freund, der
Bürgermeister Maybury ist und mit ihm natürlich noch
einige andere Honoratioren. 150.000 Dollar sind zusammen gekommen plus Fords Können, ein Auto für die Produktion zu bauen. Nichts scheint einer
erfolgreichen Realisierung von Fords Träumen im Weg zu
stehen.
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Und doch besteht die Firma nur gut ein Jahr, dann sind die Investoren ihr Geld los und um eine Erfahrung reicher. Henry Ford hat kein für die
Serienproduktion geeignetes Fahrzeug geschaffen. Er ist den damit
verbundenen Problemen ausgewichen. Seine Mitarbeiter haben ihn unverhältnismäßig kurz zu Gesicht bekommen. Seltsamerweise nimmt ihm Murphy,
der vermutlich den größten Verlust erlitten hat, das nicht
wirklich übel.
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1901 gibt es ein Rennen im Park Grosse Point, unweit von Detroit am Lake St. Clair. Natürlich ist die Nähe eine Chance für Ford und so bereitet er mit
seinem Freizeit-Team ein
neues Quadricycle auf dieses Rennen vor. Allerdings, an die Leistungen der Konkurrenten kommt er trotzdem nicht heran. Zum Glück bleibt von dreien
wegen Teilnahme an einem
anderen Rennen und Maschinenschaden nur einer übrig.
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Der heißt 'Winton', hat zuvor sogar noch eindrucksvoll den Meilenrekord erhöht und damit die beginnende Überlegenheit des Verbrennungsmotors
gegenüber Dampf- und Elektroantrieb
gezeigt. Eigentlich hat Ford gegen ihn keine Chance. Warum er trotzdem gewonnen hat? Vielleicht weil sein Konkurrent wegen etwa doppelter Leistung zu
übermütig war und seinen Motor vermutlich bei dem
vorherigen Rekord ruiniert hat.
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Jedenfalls holt das Ford'sche Quadricycle die anfänglichen Verluste auf und erhält alle Ehren eines Sieges, obwohl der doch hauptsächlich auf dem Defekt
des Gegners beruht. Hinzu kommt natürlich ein
Bonus für den Einheimischen. Im folgenden Frühjahr 1902 kommt es zur zweiten Firmengründung, vielleicht beschleunigt durch den Sieg in Grosse Point.
Die fünf Investoren sind die gleichen wie beim ersten
Mal. Ford bringt statt Geld wieder sein Wissen und seine Erfahrung mit.
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Er soll einen produzierbaren Wagen bauen, was ihn jedoch nicht sonderlich zu interessieren scheint. Er stellt die Weichen wieder in Richtung Racing Car,
doch diesmal sind seine Kompagnons wachsamer.
Nach nur vier Monaten ist sein Engagement in der neuen Firma beendet. Ford nimmt ein wenig Geld und seinen Racing-Entwurf mit. Das produzierbare
Projekt behält die Firma, die ab jetzt nicht mehr 'Henry
Ford'-, sondern 'Cadillac Automobile Company' heißt. So ganz nebenbei hat Henry Ford bei der Etablierung seiner Konkurrenz mitgeholfen.
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In Tom Cooper hat Ford einen neuen Gönner und Liebhaber von Autorennen gefunden. Den '999' beim nächstjährigen Grosse-Point-Rennen fahren
allerdings beide nicht, zu gewaltig scheint der Unterschied
zum vorigen Modell. Stattdessen engagieren sie einen Neuling namens Barney Oldfield, der vielleicht mit seiner Naivität die Gefahren unterschätzt und
prompt wieder die Siegestrophäe für Ford holt.
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Nach dem Sieg kühlt allerdings die Beziehung zu dem rennverrückten Cooper ab. Henry Ford sucht andere Partnerschaften und findet sie in dem
erfolgreichen Kohlenhändler Alex Malcomson. Der ist ähnlich effektiv auf Erfolg aus, was sich später bei der Trennung von beiden noch als Pferdefuß erweisen wird. Aber jetzt ist die Beziehung ein reiner Glücksfall.
Kurz gesagt, die dritte Firmengründung, diesmal mit
dem Namen 'Ford Motor Company', wird zur endgültigen.
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Jetzt kann man sich natürlich mit Recht fragen, wie die vielen Vorgänger des Model T zustande gekommen sind. Es sind allerdings nicht ganz so viele, wie
die Buchstaben suggerieren. Model D und E gibt es
z.B. nicht. Das Model K ist eher ein Premium-Produkt mit Sechszylinder und Anlasser, ganz nach dem Willen von Malcomson. Und dann gibt es da noch die
Flops, die schnell ersetzt werden und so etwas
wie Facelifts, die etwas verändert zusätzlichen Profit versprechen.
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Bestimmte Manöver scheinen Henry Ford geboten, mit dem er sowohl seinen Partner los werden wird, als auch die gesamte Produktion in die Hand
bekommt. So gründet er z.B. für die Arbeiten, die bisher die
Dodge-Brüder erledigt haben, die Ford Manufactoring Company, an der sich Malcomson unklugerweise nicht beteiligt. Jetzt kann Henry Ford mit den
Preisen, die diese Firma berechnet, so jonglieren, dass der
Gewinn dort bleibt.
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Sie ahnen schon, es wird nicht einfach werden zwischen den beiden, bevor Ford endlich die absolute Bestimmungsgewalt über die Firma mit seinem
Namen haben wird. Klugerweise kauft er den anderen
Teilhabern hier und da schon einmal Aktien ab und erhöht so langsam seinen ehemals 25-prozentigen Anteil. Er wird Malcomson für seinen weiteren Weg
nicht unbedingt brauchen, wohl aber den schon jetzt
unentbehrlichen James Couzens, von dem noch die Rede sein wird.
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Offensichtlich gibt es mit bestimmten Teilhabern eine Absprache, beide Firmen zusammen zu führen, wenn Malcomsen erst einmal draußen ist. Keine
sehr feine Methode, aber letztlich erfolgreich. Der wehrt
sich zwar noch mit der Gründung einer eigenen Firma, gibt aber 1906 auf. Henry Ford ist auf dem besten Weg zur Alleinherrschaft über seine Firma. Die
braucht er auch, denn ab1907 denkt man über das
Modell T nach.
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Es gibt berühmte Sprüche von Henry Ford. Und wenn heutzutage so oft das Publikum nach seiner Meinung befragt wird, Ford wäre vermutlich dagegen
gewesen. Befragt, warum er nicht seine Kunden/innen nach der
Entwicklungsrichtung von Mobilität befragte, soll er geantwortet haben, die hätten gesagt, sie hätten sich nur ein schnelleres Pferd gewünscht. Später hat er
allerdings bestritten, das je gesagt zu haben.
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