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 1964 Fiat 850
Reihen-Vierzylinder, Hubraum 843 cm³ (65,0 mm * 63,5 mm), Kurbelwelle, 3-fach gelagert, linksdrehend, Zylinderkopf Aluminium, 8,0/8,8/9,3* : 1, Motorsteuerung OHV, Kettenantrieb, Gemischaufbereitung
Einfach-/Doppelvergaser, Kühlung Flüssigkeit Druckumlauf, Drehmoment, 50,5/55/59* Nm bei 2800/2800/4000/min, 25/27/35* kW (34/37/47* PS), Nenndrehzahl 5000/5000/6200*/min, Heckmotor, längs Hinterradantrieb,
Viergang, Halbautomatik (ab 1966), Radstand 2.027 mm, Vorn Querlenker oben, Querblattfeder unten, Schräglenker, Schraubenfedern hinten, Schnecken-Segment Lenkung, Bremsen Trommel/Scheiben vorn (Special),
5.50 - 12 (4'') / 145 - 13 (4,5'')*, Länge 3.575 mm, Breite 1.425 mm, Höhe 1.385 mm, Tankinhalt, 30 Liter, Zuladung, 400 kg, Leergewicht 670/720* kg + Fahrer(in), ca. 120/125/140* km/h, 1964 - 1971, Produktion ca. 2,2
Mio., Schiebedach als Extra, Elektrik, 12 V/ 36 Ah/ 230 W, *Special.
Es ist das Ende des Booms, bei dem Herstellern Fahrzeuge aus den Händen gerissen werden. Man nennt die jetzt folgende Zeit die der Auto-Absatzkrise, z.B. mit den Sonntags-Fahrverboten in Deutschland
1973.
Da kann der kleine Fiat zwar auch nicht viel gegen ausrichten, wohl aber gegen andere Folgen der Erdöl-Preiskrise, nämlich durch seinen geringen Verbrauch. Ihm kommt zugute, dass man bei Fiat
konsequent an der Produktion von Kleinwagen festgehalten hat.
Er ist weiß Gott nicht unbedingt hübscher als der Vorgänger 600, was auch auf den Rückschritt zum Stufenheck zurückzuführen ist, hat aber durch 2,7 cm größeren Radstand und zusätzlich nach vorn und
hinten verlängerte Karosserie deutlich mehr Innenraum.
Vielleicht hat es ja die außen stärkere Verwandlung gebraucht, um zu kaschieren, dass sich unter der Karosserie sehr viel 600er-Technik befindet. Nur zur Orientierung, der Vorgänger stammt im Prinzip aus
dem Jahr 1955. Der Tank ist nach hinten gewandert, das Reserverad steht etwas steiler.
Allerdings ist die Kurbelwelle immer noch nur dreifach gelagert. Und trotzdem hat man dem Stoßstangenmotor im Special 35 kW (47 PS) bei 6.200/min angedeihen lassen, was einer Literleistung von
knapp 41 kW (56 PS) entspricht. Heute mehr als normal, damals aber keineswegs.
Gleichzeitig mit dem Special 1966 eine Halbautomatik. In Frankreich kommt etwa parallel mit dem 850er der Simca 1000 auf den Markt, etwas hübscher, größer und vor allem viertürig. Vom 850er hat es
eine solche Version in Spanien bei Seat gegeben.
Man ist in Frankreich schon weiter, auch, weil man viel langfristiger angefangen hat zu planen. Dante Giacosa ärgert sich, dass bei Fiat immer alles so kurzfristig sein muss. Er hatte eigentlich auf den etwas
moderneren Motor im Simca mit ca. 1.000 cm3 auch für Fiat gehofft.
Immerhin kostet der Special nur knapp 500 DM mehr. Er erreicht die Fahrleistungen von Mittelklassewagen seiner Zeit. Dies allerdings nur mit erhöhter
Motorbelastung (Drehzahl) und entsprechendem Geräusch. Doch standfest soll er gewesen sein, der kleine 850er Stoßstangenmotor, den es auch im Coupé gibt.
Die Überarbeitung z.B. der Hinterachse des 600ers hat ihm gut getan. Trotz Tank im Heck ist die Neigung zum Übersteuern eher noch kleiner geworden. Anders als beim Käfer, auch ohne Gelenk außen, ist beim 850er
kaum positiver Sturz beim Ausfedern zu beobachten.
Technisch kann er mit dem VW Käfer der Baujahre ab 1964 also gut mithalten. Von einer Hinterachse an
Schräglenkern muss der normale Käfer noch bis 1970 (1302) träumen. Und auch erst dann hat der vorn den größeren
Gepäckraum. Die Fahrleistungen des 850 sind sogar fast mit denen des VW 1300 vergleichbar. Praktisch auch beim 850er die Wählbarkeit zwischen Normal- und Superbenzin ohne Aufpreis.
Nur gegen den viel größeren Radstand des Käfers (2400 mm) muss der Fiat passen. Er schleppt im Prinzip noch das äußerst knappe Maß des 770ers mit sich. Immerhin ist die Federung weicher abgestimmt. Die
indirekte Lenkung passt allerdings nicht zu einem Wagen dieser Ausmaße.
Zusammenfassend bleibt der 850 ein mechanisch gut durchkonstruierter Wagen mit besonders in der Special-Ausführung weit mehr als nur akzeptablen Fahrleistungen, der aber in seiner Entwicklung noch eine
zusätzlichen Schritt braucht, um in die Klasse der 1000er vorzustoßen. Bezüglich der Haltbar- und Preiswürdigkeit ist er mit Sicherheit als gut zu beurteilen.
Wobei in Bezug auf die Verarbeitung und Wertstabilität der VW-Käfer mit Sicherheit noch mindestens einen draufsetzt. Jedoch kann er in Sachen Verbrauch mit dem Fiat nicht mithalten.
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