 1972 Fiat 132
Reihen-Vierzylinder, 1.608/1.756/1.995 cm3, 80*79,2/84*79,2/84*90 mm, Verdichtung -/8,9/8,9 : 1, Drehmoment 95/104/109/116 Nm bei 4000/4200/3400/3000/min, 72/77/82/82,5 kW (98/105/111 /112 PS),
Nenndrehzahl 6000/6000/5600/5600/min, Frontmotor mit Hinterradantrieb, Vier-/Fünfgang, Automatik, Doppelquerlenker vorn, hinten, Starrachse hinten, Schraubenfedern, Scheibenbremsen v/h, Bremskraftverstärker und -
begrenzer, Radstand 2.560 mm, Länge 4.380 mm, Breite 1.646 mm, Höhe 1.386 mm, Leergewicht 1.110 kg + Fahrer(in), 165/170/170 km/h, Elektrik, 12V-Drehstromgenerator, 1972 - 1981.
Der Fiat 132 kommt 1972 auf den Markt quasi als Nachfolger des Fiat 130, wenn auch nicht mit zwei Sechs- sondern insgesamt drei Vierzylindern. In Wahrheit kann er diese Linie nicht weiterführen, es fehlt
ihm u.a. auch an einem Coupé als Geschwister.
So muss man ihn eigentlich als Folgemodell des 125 sehen, mit dem er wesentlich mehr gemein hat, man könnte sagen, fast den gesamten Unterbau vom Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen bis zur
starren Hinterachse, die allerdings mit Schraubenfedern.
Damals im Umfeld keine Schande, wenn man den Audi 100 als Fronttriebler einmal beiseitelässt. Der Motor mit zwei Nockenwellen ragt sogar deutlich heraus, steht allerdings eher für höhere Drehzahlen. Im unteren
Bereich wird er den Ansprüchen des Fiat-Motorbaus nicht ganz gerecht.
Wie fast alle Konkurrenten in dieser Klasse kommt er im konservativen Drei-Box-Design daher, wobei man vergessen zu haben scheint, wie man einen Gepäckraum mit genügend großem Volumen konstruiert.
Noch selten hat man ihn so vom Tank dominiert gesehen.
Hinzu kommt eine deutliche Abkehr von Fiats bisheriger Formensprache. Denn die ist spätestens ab dem 124er kurz und breit, was die Autos zwar nicht besonders windschlüpfrig macht, aber immer
einigermaßen kompakt aussehen lässt. Der Fiat 132 ist beides nicht, wirkt seltsam hochbeinig und hat zusätzlich auch noch den Nachteil eines zu großen Wendekreises.
Das Innere des Wagens versinkt in leicht alternder Eleganz und Gemütlichkeit, wahlweise kunstbeledert oder mit Stoff bezogen einschließlich des Daches. Das Armaturenbrett mit Holzimitat ist durchaus noch
Kennzeichen der Mittelklasse. Die Betätigung der Heizung und ihr Drumherum unter dem Armaturenbrett sieht aus wie nachträglich hinzugefügt.
Dagegen ist der Drehzahlmesser schon wieder ein unübliches Extra. Nur das Lenkrad versprüht einen Hauch von Gestaltungswillen. Die Front mit ihren vier Scheinwerfern ist noch immer nach dem
Trapezdesign ausgerichtet. Sie wird später durch farbliche Akzepte die Breitenwirkung des Wagens unterstützen.
Es gibt ihn in der normalen, der S- und später dann in der GLS-Version. Als mögliche Extras kommen außer dem oben erwähnten Getriebe noch das Sperrdifferenzial, Klimaanlage, Leichtmetallfelgen,
Metallic-Lackierung, heizbare Heckscheibe, Verbundglas, Kopfstützen und eine elektronische Zündung in Betracht.
Wegen des zögerlichen Verkaufs kommt schon 1974 ein Facelift, zu erkennen an besagtem zweifarbigen (Chrom-) Kühlergrill. Die unteren Kanten der Fenster wurden zugunsten von mehr Fläche nach unten
versetzt, die Heckleuchten vergrößert. Breitere Reifen werden möglich. Erst ab 1977 erreichte das Design außen und innen eine gewisse Stimmigkeit.
Nur der 1.600er bleibt unverändert. Nach oben kommen der Zweiliter und 1978 ein Dieselmotor mit 44 kW (60 PS) hinzu, der immerhin 130 km/h schafft, 2005 53 kW (72 PS) für 145 km/h. Allerdings wurde
dazu eine Erhebung in der Mitte der Motorhaube nötig. Zum Schluss hat der 2000er noch eine elektronische Benzineinspritzung von Bosch erhalten, 175 km/h schnell.
132 Diesel, 1.995/2.445 cm3, Drehmoment, 83/108 Nm bei 2400/min, 44/53 kW (60/72 PS) bei 4400/4200/min.
In seiner Zeit wird der Fiat 132 in Deutschland sogar zum Fernsehstar. Nein, nicht als irgendein Täterfahrzeug oder für den Kommissar. Es ist eine
Fernsehserie, in der er die Hauptrolle spielt. Nicht besonders glorreich, er ist eher der Versager. Er tritt auch nicht unter seinem eigenen Namen auf, sondern er heißt Amalfi. Man tarnt ein italienisches Auto mit dem
Namen einer süditalienischen Stadt/Küstenlandschaft. Und etwas verändert ist er auch. Man kann ihn trotzdem noch erkennen.
Eine vierteilige Serie rund um ein fiktives Autohaus, in dem natürlich so ziemlich alles schief läuft. Und der Fiat 132 alias Amalfi mittendrin. Er wird zum zentralen Ärgernis und DM-Grab der Familie Schmitting
und läuft wohl nur dann einwandfrei, wenn er eher nicht gebraucht wird. Warum hat Fiat nicht gegen die Wahl dieses nur notdürftig getarnten Wagens protestiert? Die Handlung passt zu den Vorurteilen über Fiats
Mittelklasse wie die Faust aufs Auge. Vielleicht, weil dann wirklich jeder mitgekriegt hätte, um was für einen Wagen es sich handelte.
Zur Ehrenrettung der Fernsehverantwortlichen muss man die Serie ein Jahr später mit dem gleichen Thema erwähnen. Hier wird dann ein verunzierter VW
Passat genommen. Der 132 gilt als erstes Auto, das von Robotern gefertigt wird. Ob vollständig, das wollen wir jetzt nicht behaupten. Warum gerade
in Italien? Vielleicht, weil es dort über viele Jahre Probleme mit zunächst zu wenig Lohn und dann mit zu vielen Streiks gegeben hat. Auch die Produktionsgüte hat z.T. sehr darunter gelitten. Näheres dazu z.B. unter
Alfasud.
Der Fiat 132 wird bis 1981 produziert. Nachfolger ist der Argenta (1981-1985). 1977, nach Wegfall des 130 nimmt er dessen Position ein.
Es gibt wenige im Ausland produzierte 132er, eher durch Montage zusammengesetzte. Bisweilen wurde der Wagen auch nur noch komplettiert, wie in Polen bei FSO, wo er als 132p nur der Nomenklatura in wenigen
Exemplaren zur Verfügung stand. Natürlich gibt es in Spanien einen Seat 132, ansonsten den Zastava 132 in Jugoslawien und sporadisch eine Version in Südafrika.
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