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 1911 Fiat S 76
Reihen-Vierzylinder, 28.353 cm3 (190 mm * 250 mm), aus zwei Zweizylindern, Motorsteuerung OHC, Königswelle,4 Ventile und drei Zündkerzen je Zylinder, Magnetzündung, 213 kW (290 PS) bei
1900/min, Wasserkühlung, Viergang, Frontmotor mit Heckantrieb, Kettenantriebe zu den Rädern, Karosserie, Rahmen, Aufbau, nicht selbsttragend, Radstand 2.750 mm, Aufhängung, Blattfeder, Starrachsen, Lenkung,
Schnecken-Segment-Lenkung, Reifenbezeichnung, 4,00 - 15 (2,5''), Fußbremse auf Antrieb, Handbremse auf hintere Trommeln, Kardanwelle, Länge 3.750 mm, Leergewicht ab 1.650 kg, Höchstgeschwindigkeit bis zu
225 km/h, 1911, Zweisitzer, offen, zwei Exemplare.

kfz-tech.de/YFi189
Man ist gerade mal so weit Vierzylinder aus zwei nebeneinander arbeitetenden Zweizylindern herzustellen und schon versucht man, den Hubraum über alle bis dahin bekannte Grenzen zu treiben. Die Firma
Benz geht mit 21,5 Liter 1909 voran.
Was liegt also näher zu versuchen, den von Bob Burman 1911 aufgestellten Rekord von 228,1 km/h zu übertreffen. Hubraum war ja vor dem Siegeszug der Aufladung durch nichts zu ersetzen, außer durch
mehr Hubraum.
So kommt man dann auf mehr als 28 Liter. Der Hub ist so groß, dass man über den Motor samt obenliegender Nockenwelle kaum drübergucken kann. Das Drehmoment soll knapp 2.712 Nm bei 1400/min
betragen haben, heutzutage Werte für veritable Lastwagen.
Auch wird so ein Drehmoment beim Dieselmotor bei ungefähr der gleichen Drehzahl erreicht. Trotzdem bleibt es unverständlich, wie dieses es nicht geschafft hat, enorm verstärkt durch Getriebe und
Achsantrieb, die Ketten zu den Hinterrädern in Stücke zu reißen.
Den Ehrentitel 'Biest von Turin' erhielt der Wagen wohl wegen dem Lärm der damals noch vorhandenen Abgasanlage. Bei dem Nachbau schlagen aus dem Zylinderkopf die Flammen. Aber was noch mehr verwundert,
der Wagen mit einer wohl möglichen Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h entbehrt jeglicher Vorderrad-Bremsen.
Ja, schauen Sie auf der Vergrößerung des Bildes ganz oben genau hin, da ist nichts. Haben Sie schon einmal bei hoffentlich niedriger Geschwindigkeit probiert, bitte nicht ausprobieren, die Handbremse zu ziehen,
dann hätten Sie ein Gefühl dafür entwickeln können, was so eine vordere Bremse leistet.
Als Fahrer gewinnt man niemanden Geringeren als den später berühmten Felice Nazzaro, der das Fahrzeug allerdings als 'unkontrollierbar' bezeichnet haben soll. Niemand will daraufhin hinter das riesige
Lenkrad. Außer dem jungen Pietro Bordino (23), der allerdings zwei Versuche braucht, um auf 187 km/h zu kommen.
So geschehen auf der immer noch, aber größtenteils als Ruine vorhandenen Brooklands-Rennstrecke nahe London. Offenbar kommt der Belgier Arthur Duray besser mit dem Wagen zurecht, wird aber leider
zur tragischen Figur.
Sie ahnen es vielleicht schon, der Blitzen-Benz hat die Krone des Geschwindigkeitsrekords behalten, bedingt durch den Ersten Weltkrieg 17 Jahre lang. Bei seiner Rekordfahrt im belgischen Ostende hat
Duray durchaus die 225 km/h und damit den Weltrekord geschafft.
Und warum tragisch? Weil auch damals schon zwingend vorgeschrieben die Rekordstrecke in beide Richtungen gefahren werden musste, um günstige Bedingungen wie z.B. Rückenwind auszuschließen. Und
genau das hat Duray in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht getan, warum auch immer.
Und als im nächsten Jahr wieder jemand mit dem Biest 213 km/h schafft, ist der Blitzen Benz schon mit 228 km/h enteilt. Und damit machen wir einen Sprung ca. hundert Jahre weiter. Da sind offensichtlich
von den beiden Wagen nur noch ein Rahmen und in Italien im Museum ein Motor, letzerer wohl unverkäuflich.
Immerhin gelingt es dem Briten Duncan Pittaway, von diesem Maße abzunehmen. Andere Quellen behaupten, die Sache sei nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen. Mit viel Nacharbeit schafft es Pittaway
schließlich, die Zuschauer z.B. vom Goodwood Festival of Speed zu erfreuen.
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