Wer glaubt, Fiat habe immer nur Kleinwagen gebaut, der irrt gewaltig. 1904 gibt es z.B. ein Exemplar mit 12/18 kW (16/24 PS) und das sieht schon sportlich aus. 1906 werden über 200 km/h erreicht und 1907
kommt ein Sieg mit einem Rennwagen mit 96 kW (130 PS) beim französischen Grand Prix heraus. In der neuen Welt wird z.B. 1911 ebenfalls ein Grand Prix gewonnen. Zwischendurch baut Fiat Benzinmotoren
mit bis zu 22 Litern Hubraum. Mindestens 20 Jahre lang wird Fiat erfolgreich an Rennen teilnehmen. 1954 kommen sogar Versuche mit Gasturbinen-Fahrzeugen hinzu.
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Früher als alle anderen europäischen Hersteller führt Fiat schon 1919 moderne Fertigungsmethoden ein. Man scheut auch nicht davor zurück, von anderen (z.B. Fiat 501 - Citroen A) abzukupfern. Aber auch Fiat
gibt der Autowelt Entwicklungsschübe. So z.B. mit dem Topolino ('kleine Maus') von 1936, damaliges Musterbeispiel für kompakte Bauweise, Einzelradaufhängung vorne und weniger als 5 l/100km Verbrauch. Er
hat nur 570 cm3 und seine 10 kW (13 PS) sind gut genug, um zwei Personen mit Gepäck zu befördern. Sogar sein dritter und vierter (!) Gang sind schon synchronisiert.
Vielleicht wird schon hier oder sogar noch vorher der Ruf von Fiat als besonders geschickter Kleinwagenbauer begründet. Auf der anderen Seite ist Fiat aber auch in der Lage, z.B. für den amerikanischen Markt
den 'Super-Fiat' zu bauen. Der hat 1912 schon 12 Zylinder in V-Form, hängende Ventile und eine von Unterdruck unterstützte Vierradbremse. Allerdings tut sich die Firma auch damals schon bei der
Vermarktung großer Autos schwer.
Nach dem Tod von Agnelli gibt es eine Phase, in der Vittorio Valletta das Werk sehr erfolgreich führt. Es folgt der Enkel, der ebenfalls Giovanni Agnelli heißt und mit der Führung bei Fiat sein bis dahin etwas
leichteres Leben aufgibt. Die Firma ist bis in die 80er Jahre hinein so erfolgreich, dass sie schließlich die nach Stückzahlen größte Produktionskapazität in Europa hat. Sie verfügt über mehr als 30 Fabriken,
manche davon auch über die Kontinente verstreut und hat weit über 150.000 Mitarbeiter(innen).
Leider bedeutet Erfolg auch Verantwortung, wodurch fast alle italienischen Produzenten nach und nach unter dem Rock der Mutter Fiat Platz nehmen, Maßnahmen, die deren wirtschaftlichem Erfolg nicht
zugutekommen. Der vorletzte Stand der Dinge ist, dass sich General Motors gerade für viel Geld von einer Partnerschaft mit Fiat freigekauft hat. Danach scheint sich die Firma wieder einmal mit erfolgreichen
Kleinwagen, dem Fiat 500, aus dem Sumpf zu ziehen.
Im Prinzip gibt es bei den kleinen Fahrzeugen eine Heck- und eine Frontantriebszeit. Zu den heckgetriebenen gehören alle Fahrzeuge von 500, 600, 770 und 850 cm3 Hubraum. Es sind bis auf den Multipla
alles Zweitürer und letztere werden durch ein Coupe ergänzt. Noch der Fiat 126 ist von dieser Bauart, aber der größere 128 schon nicht mehr. Er ist ein Fronttriebler mit vier Türen. Von da an werden auch die
Kleinwagen mit Frontantrieb gebaut.
Die damalige Mittelklasse wird vom 1100er und 1500er gebildet und später durch den 124 und 125 ersetzt. Diese haben natürlich alle vier Türen und werden ebenfalls durch Coupes/Cabrios ergänzt. Die Motoren
werden in einem besonderen Fall sogar dem Ferrari-Regal entnommen. Darüber gibt es immer wieder den Versuch eines Oberklasse-Modells, z.B. den Fiat 130, mit viel Technik und durchaus passabler
Verarbeitung, aber er hat sich nie gegen die etablierte Konkurrenz, auch nicht im eigenen Land, durchsetzen können.
Dieser Bericht von der Geschichte Fiats wäre unvollständig, würde nicht am Ende die Beziehung zu Chrysler und dann ab 2021 die Übernahme in das Portfolio von Stellantis erwähnt. Schon vorher war der
Firmensitz nach Amsterdam in die Niederlande verlegt worden. Spätestens seit der Elektrifizierung baut Fiat, genau wie auch Opel, nur noch hübsche Karosserien auf von Stellantis zentral entwickelte
Plattformen.
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