Einführung

kfz-tech.de/YC21
Ja, unsere Bücher über den CAN-Bus sind unsere Bestseller und wir haben auch schon längst auf die ersten Kritiken reagiert und neue Auflagen herausgebracht. Dennoch beschleicht uns das Gefühl, das
Wissen über den CAN-Bus von 2014 könnte für die heutige Zeit nicht ausreichen.
Deshalb zu Beginn direkt die Entschuldigung, dass wir die Bezeichnung 'CAN-Bus' wieder verwendet haben, wohl wissend, dass wir weit darüber hinaus landen werden. Man möge uns diese Gründe des
Marketings verzeihen, aber es ist auch schwierig, das einzugrenzen, was wir vorhaben.
Es gibt zwei große Themen, die eine Weiterentwicklung unserer Autos beherrschen werden, die Elektromobilität und die Software, wenn wir einmal Versuche rund um das Auto z.B. in der Stadt außen
vor lassen. Davon ausgehend wollen wir den Trend hin zum E-Auto diesmal nicht thematisieren.
Was mit Software zusammenhängt, ist so umfangreich, dass wir uns hier zumindest ein wenig fokussieren müssen. Obwohl, wenn wir jetzt nicht eilig die Buchstaben 'K' und 'I' nennen, dann sind wir schon in
der Einführung weg vom Fenster, absoluter Modetrend, als Bezeichnung im Moment unschlagbar.
Nein, wir werden keineswegs daran alles aufhängen. Wer weiß, wie lange das noch anhält, jeden Schnipsel Software gleich der KI zuzuordnen. Aber am Autonomen Fahren werden wir natürlich nicht
vorbeikommen, allerdings diesmal vernetzt und im Laufe der Entwicklung gesehen.
Wenn Sie jetzt berechtigterweise immer noch fragen, worum es eigentlich geht, hier eine klare, allerdings nicht in aller Kürze zusammengefasste Antwort.
Wovon gehen wir beim CAN-Bus eigentlich aus? Ist die Ersparnis von Leitungen wirklich das Hauptziel seiner Entwicklung gewesen. Natürlich nicht. Man muss ihn als vorläufigen Endpunkt beim Einbau von
immer mehr Steuergeräten ins Automobil sehen.
Hinzu kam der immer weiter wachsende Anteil, den Zulieferer bei der Entwicklung und Fertigung eines Automobils hatten. Es waren auf einmal Funktionen möglich, an die man früher nicht einmal zu denken
gewagt hatte. Zwar vielleicht nicht ABS, das hat es gegeben, aber beispielsweise ESP.
Zu Letzterem gibt es die berühmte Frage, was denn Elektronik noch ausrichten kann, wenn man nach einer langen Geraden bei hoher Geschwindigkeit plötzlich um 90° in eine andere Straße abbiegt. Die Antwort: Klar,
man wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Fahrbahn abkommen.
Der entscheidende Zusatz: Aber wie man von der Fahrbahn abkommt, daran kann ESP entscheidenden Anteil haben. Z.B. möglicherweise einen Überschlag verhindern. Das wäre dann nur ein Segment zu
einem immer größeren Bemühen um aktive Unfallverhütung.
Und später auch Minderung der Folgen, wenn z.B. die Motorhaube an der Seite der Windschutzscheibe als Schutz für angefahrene Fußgänger leicht abgesprengt wird. Und so wurde die Schar der Zulieferer
und deren Steuergeräte immer größer.
Um nicht nur deren zusätzliche Kabel, sondern auch noch aufwendige Sensorik besser verkraften zu können, war mit dem CAN-Bus deren Mehrfachnutzung möglich, wenn Sie so wollen, ein zartes erstes
Pflänzchen von Vernetzung.
Sehen Sie, und da sind wir bei einem Stichwort, um das wir ab jetzt nicht mehr herumkommen, vermutlich zukünftig öfter noch zu erwähnen als Künstliche Intelligenz. Ein riesiges Thema also, zunächst
einmal damals nur wahrgenommen als Möglichkeit der Kommunikation untereinander.
Nein, nach draußen wollten die ersten CAN-Busse nicht, haben sich sogar ängstlich abgeschottet. So durfte der CAN-Bus anfangs eigentlich gar nicht in den schwer zu schützenden Motorraum. Die Aufgabe
wurde verstärkt dem LIN-Bus übertragen.
Der hatte den Vorteil, dass keine Kommunikation von Slave zum Master möglich war und der saß drinnen. Man konnte also von draußen schon per Definition nicht in das System hinein. Der Slave konnte nur
sehr eingeschränkt Fragen beantworten, die der Master ihm stellte.
Im Rahmen des CAN-Busses oder, man muss sagen, der CAN-Busse, war schon eine ganze Menge möglich. War eine entsprechende Vorbereitung vorhanden, konnten sogar nachträglich Steuergeräte oder
auch Sensoren eingeklinkt werden, ohne die Software zu ändern.
Denken Sie nur an die unzähligen Extras, die zusammen mit einem Auto verkauft werden. Rein theoretisch könnte die Software für die teuerste Version ohne größere Kosten auch dem billigsten Fahrzeug
mitgegeben werden. Sie merken schon, hierbei könnte man auch leicht an die Grenzen der Hardware kommen.
Wieder so ein Riesen-Thema von heute: Wie kann Hardware beim Update mit neueren Software-Versionen mithalten. Stellt sie vielleicht eine Grenze der Fähigkeit zum
Over The Air-Update dar? Das und die Folgen, mehr dazu im Verlauf dieses Buches.
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