3D-Drucker
Unzweifelhaft gehöre ich der schon etwas älteren Generation an. Wir hatten das Privileg, in die unmittelbare Nachkriegszeit hinein geboren zu werden und danach Europas längste Friedenszeit mitzuerleben.
Die Zeit wird in Deutschland z.T. 'Wirtschaftswunder' genannt, wobei man das als Beteiligter auch erst hinterher richtig mitkriegt. Würde man sie mit 'Technikwunder' bezeichnen, wäre mir das schon plausibler.
Klar, das Auto gab es schon, sogar das Düsenflugzeug und den Fernseher. Aber durchgesetzt haben sich beide erst in der Zeit nach meiner Geburt. Und mindestens so ist es auch mit dem Computer gelaufen.
Womit wir beim Thema wären. Früher konnte man als Interessen- oder Tätigkeitsfeld noch den Computer allgemein angeben. Heute können Leute die verschiedensten Fähigkeiten mit dem Computer erlangt haben, und
keiner kann mit dem Wissen des/der anderen etwas anfangen.
Warum diese lange Einleitung? Weil wahrscheinlich eine ähnlich große Revolution am Horizont auftaucht wie die Computerei oder das Internet, nämlich das 3D-Drucken. Während die einen noch streiten, ob denn dies
überhaupt ein Herstellungsverfahren sei, schaffen die anderen Fakten.
Man kann es sich so ungefähr als Umkehrung des 3D-Scannens vorstellen, was oft genug dazugehört. Das Bild oben soll es verdeutlichen. Ein 3D-Modell wird durch Scannen im Rechner abgebildet und der
3D-Drucker erschafft gleichsam eine Kopie.
Jetzt werden Sie wahrscheinlich an eine von Künstlern geschaffene Figur denken. Weit gefehlt. So ein 3D-Drucker kann die verschiedensten Materialien zur Verfügung haben und in µ-Meter-Dicke auftragen und
zusammenlasern.
Was einem derzeit so angeboten wird, sieht eher putzig aus und wenig für eine allgemeine Industrieproduktion geeignet. Auch kann man sich derzeit noch schwer vorstellen, dass auf diese Art einmal Autos entstehen
werden, aber der Bau eines einfachen Fahrrades soll dem
Vernehmen nach schon möglich gewesen sein.
Natürlich sind Hohlräume kein Problem. Allerdings reichen dann die Daten einer äußeren Abtastung nicht aus. Aber das ist eigentlich nur eine Frage der Vernetzung jener fast noch futuristischen Betriebssoftware für
3D-Drucker und herkömmliche Konstruktionsprogramme.
Wer einmal gesehen hat, wie mit neuerer CAD-Software virtuell Kabel verlegt werden, und wie die sich dabei fast so verhalten, als wären sie real, der weiß, dass es mit der 3D-Druckerei erst richtig losgeht, wenn die
Verbindung der 3D-Drucker zu dieser Software intensiviert ist.
Es gibt schon Drucker, die nicht nur ABS-Kunststoff verarbeiten können, sogar drei verschiedene gleichzeitig. Der Raum, in den das fertige 3D-Objekt passen soll, darf schon ein Würfel mit ca. 25 Zentimeter Kantenlänge
sein. Auch die Preise hängen z.T. längst nicht mehr im Industriebereich. Für den Hobbybereich gibt es schon taugliche Geräte für unter 500 Euro.
Viel weiter gedacht, kommt dieses System jedenfalls einer weiteren technischen Revolution gleich. Schauen Sie sich nur einmal um, wie viele Menschen überhaupt noch mit der Herstellung von Gütern beschäftigt sind und
wie viele unsere Welt verwalten bzw. Dienste leisten. Sollte diese Entwicklung noch zunehmen, sozusagen jeder sein eigener Produzent werden?
Allerdings ist es immer so, dass einer neuen Technik auch sehr rasch neue Anforderungen angeklebt werden, natürlich in erster Linie bei industrieller Produktion, aber sogar auch im Hobbybereich. Nur als winziges
Beispiel verlangen wir von unserem 3D-Drucker absolut schlierenfreie Wände und natürlich auch Decken, die dieser Technik besonders schwer fallen.
Arbeitet man z.B. mit Stützen, muss man nachher sehen, wie man deren Ansätze wegbekommt. Bisweilen stellt sich sogar die Frage, ob sich der 3D-Drucker amortisiert. Das ist bei der Industrie ein noch wesentlich
größeres Problem, wenn man z.B. an den Nachbau von nicht mehr vorhandenen Einzelstücken denkt.
Da liegt doch der Gedanke nahe, den 3D-Druck als Dienstleistung zu nutzen. In Deutschland haben sich einige Firmen darauf spezialisiert, Prototypen und kleine Serien herzustellen. Färben, Gleitschleifen und
Imprägnieren perfektionieren die Modelle. Wer spezielle Bauteile in Präzision benötigt, kann ganz professionell seinen 3D-Druck online kalkulieren.
Der Vorteil liegt auf der Hand: man kann auf ungewöhnliche oder seltene Gegenstände zugreifen, die im Handel nicht erhältlich sind. Das Design kann nach eigenen Wünschen angepasst und Änderungen vorgenommen
werden. Ein neu entworfenes Produkt oder ein Prototyp kann in wenigen Stunden oder Tagen ausgedruckt und sofort getestet werden. Ganz ohne das Risiko eingehen zu müssen, ihn in Massenproduktion zu bringen. Dies
ist eine enorme Zeitersparnis und erleichtert es durchaus, Innovationen voranzutreiben.
Mit Sicherheit wird sich dieser Bereich noch ausweiten, immer dann, wenn eine eigene Fertigung mangels nötiger Investitionen oder Personal nicht lohnt. Wenn man nur an hochpräzisen Metalldruck denkt oder sogar die
schon weit gediehenen Versuche, echte, bewohnbare Häuser aus Beton mit diesen Verfahren zu erstellen.
Und natürlich profitieren wir enorm von Entwicklungen in der Medizin. Durch immer neue Stoffe, mit denen die 3D-Drucker arbeiten können, sind in der Medizin zukünftig Innovationen zu erwarten. Nicht nur noch individuellere Prothesen sind
möglich - es wird an Herzklappen aus Silikon geforscht und auch der 3D-Druck lebender Zellen ist ein Hype-Thema. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
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