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USA 6



Die Amerikaner haben Anfang der Sechziger eine seltsame Art, ihre Probleme zu lösen. Sollen z.B. die Kinder eigentlich ins Bett und wollen die Eltern noch ins Kino, die Kinder aber nicht unbeaufsichtigt lassen, fährt einfach die ganze Familie ins Autokino. Dort schlafen die Kinder und relaxen die Eltern. Die Autos sind schließlich groß genug. Da haben wir schon die beiden Stichworte der amerikanischen Gesellschaft jener Zeit, Komfort und Sicherheit.

Man liebt es bequem. Warum soll man darben, wenn es entsprechende andere Möglichkeiten gibt. Man ist zwar wenig vertraut mit der Technik von Autos, aber jedes Jahr ein neues Modell, das muss schon sein. Deshalb bleibt unter dem Blech alles gleich. Nur die Karosserie ändert sich, damit auch jeder erkannt wird, der kein neues Auto gekauft hat, und dann geht der erbitterte Kampf um Marktanteile los.

Jedes Jahr ein neues Auto, das schafft Möglichkeiten für die Verkäufer. Hat einmal ein Kunde über die umfangreiche Werbung den Weg dorthin gefunden, wird er/sie möglichst nicht ohne Neuwagen vom Hof gelassen oder besser gesagt vom umfänglichen Gelände. Sie glauben, man sollte beim Neuwagenkauf vorsichtiger sein?

Nicht so die Amerikaner jener Zeit. Jedenfalls die Käufer amerikanischer Autos. Wer sich z.B. einen VW-Käfer zulegt, zahlt zwar mehr, hat aber auch länger davon und scheidet beim alljährlichen Verkaufsroulette aus. Die anderen verlassen den Händler nach gut einer Stunde mit dem neuen Wagen, nachdem ihre Kreditwürdigkeit per Telefon sichergestellt ist.

Das nunmehr gebrauchte Eintauschauto hat im Preis kräftig Federn lassen müssen und ist jetzt begehrtes Ziel von Vielfahrern, z.B. Handelsvertretern. Dabei sinkt der Wert nach zwei Jahren schon unter die Hälfte. Jetzt kommen die zum Zuge, die eh' nicht so viel Geld ausgeben wollen, die aber auch mit der nunmehr mangelnden Betriebssicherheit leben können.

Kurz vor der Verschrottung nach 5 bis 6 Jahren steigen noch Teenies mit wenig Geld ein. Die anderen kriegen vermutlich einen schicken neuen Ford Mustang von Daddy vor die Tür gestellt, ebenfalls in reibungsloser Massenproduktion gnadenlos billig hergestellt. Anfang der Sechziger boomen die Cabrios und für amerikanische Verhältnisse kleinen Sportlichen, die noch nicht das Prädikat 'Muscle Car' haben.

Es gibt im Gegensatz zu heute eine breite Mittelschicht, die über Zweit- oder gar Drittwagen nachdenkt. Das Design auch der größeren Limousinen orientiert sich am Design schneller Flugzeuge. USA kann vor Kraft kaum laufen und Europa ist nicht nur durch Exporte wirtschaftlich abhängig, sondern versucht, auch im Lebensstil nachzueifern.

Aber diese überbordenden Formen sehen schon auf dem amerikanischen Einheitsfahrwerk leicht übertrieben aus, von den Fahreigenschaften ganz zu schweigen. Auf die in Europa viel kleineren Gefährte wirkt das Design z.T. regelrecht belastend. Aber die Amerikaner kümmern sich nicht sehr um die Welt, nur deren Politiker. Man träumt von Mondfahrt und sieht kein Ende des Wohlstands.

Die amerikanische Sicht der Dinge ist eher unbeschwert. Was soll daran verkehrt sein, zu konsumieren, so dass die Wirtschaft boomt? Wieso nicht den Pkw nach 5 bis 6 Jahren verschrotten? Lkws halten etwas länger. Energie, Ressourcen oder Umweltschutz sind kein Thema, übrigens in Europa auch nur wegen der Begrenztheit der Mittel. Auf amerikanischen Schrottplätzen entsorgt man den gesamten Innenraum und die Reifen durch Verbrennen, der Rest kommt in den Schredder.

Die Wirtschaft triumphiert. Führerschein schon ab 16, in besonderen Situationen sogar ab 15 Jahren. Die praktische Fahrprüfung besteht z.T. bis heute noch hauptsächlich aus der Kontrolle der nötigen Handzeichen z.B. bei ausgefallener Richtungsanzeige. Wenn es zu der Zeit überhaupt eine Fahrprüfung gibt. Der Zugang zum Auto ist also so leicht wie nirgendwo auf der zivilisierten Welt.

Sie kennen vielleicht die heutigen Bilder von Detroit, wo die Stadt mehr als ein Drittel ihrer Bewohner verloren hat. Sie gehörte Ende 1950 zu den fünf größten Städten in USA und wurde als Wiege des Automobilbaus angesehen. Keiner der großen drei, fast einzig verbliebenen Autohersteller konnte es sich leisten, nicht dort oder zumindest in der Nähe präsent zu sein.

Anfang der Sechziger ist diese Industrie noch von einer unheimlichen Aufbruchstimmung durchzogen. Immerhin unterhält man schon seit fast 40 Jahren Forschung im Automobilbereich. Aktuell befasst man sich mit dem selbstfahrenden Auto. Kabel sollen unter die wichtigsten Hauptverkehrsstraßen verlegt werden und sich die Fahrzeuge daran entlang hangeln. Auch Kommunikation zwischen den Fahrzeugen soll ermöglicht werden, um beispielsweise Unfälle zu vermeiden. Wie sich die Bilder gleichen . . .








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