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  Trucker



Sie befahren die Autobahn, genauer gesagt eine längere Baustelle dort. Natürlich haben Sie es eilig und nehmen die linke Überholspur. Wie immer ist Ihnen ein wenig unwohl, weil die nur ca. 2,35 m breit ist. Husch, am Lkw vorbei. Hoffentlich macht der Vordermann weiter und blockiert nicht die ganze Spur.

Worüber Sie sich vermutlich in dem Moment kaum Gedanken machen ist der Lkw neben Ihnen. Sie sind es gewohnt, dass die immer ihre Spur halten, obwohl deren Verhältnis von Breite der Fahrbahn zur Lkw-Breite auch nicht besser ist. Und weiter weg vom Geschehen sitzt der Fahrer auch noch. Und eine Alternative hat er im Gegensatz zu Ihnen auch nicht.

Das wirft nur ein kleines Schlaglicht auf einen Beruf, den unbedarfte Zeitgenossen 'Trucker' nennen. Die sehen tätowierte Muskelmänner in riesigen Schnauzenwagen über eine einsame Route 66 donnern, nur Freiheit und Abenteuer atmend. Wir wollen den Versuch unternehmen, der Realität des Lkw-Fahrers zumindest in Europa ein wenig näher zu kommen.

Gewiss, er hat eine glorifizierte Vergangenheit, nach dem Krieg die Regale wieder gefüllt, z.T. unter schwierigsten Bedingungen sein Gefährt bei Pannen wieder flott gemacht. In der Tat waren es die häufigeren Reifenpannen und die schwache Motorleistung (z.T. sogar unter 150 PS), die zwar der nachträglichen Romantik, nicht aber einem zügigen Arbeitsablauf dienten.

Vermutlich gab es in der Zwischenzeit eine Phase, in der es dem Trucker wirklich einigermaßen gut ging. Weder GPS noch Telematik oder anderweitige Kontrolle, vielleicht nur ein wenig CB-Funk, um sich zu unterhalten und vor der 'geldgierigen' Polizei zu warnen. Auch haben vielleicht die Löhne noch gestimmt und der eiserne Vorhang hat die östliche Konkurrenz vom Leib gehalten.

Bedrohungen am Horizont gab es auch damals schon. Z.B. die Bahn, von der viele Autofahrer erwarteten, dass sie bald die Frachten der Lkw übernehmen und diese dann auf der Autobahn merklich weniger würden. Eher ist das Gegenteil eingetreten, denn noch immer transportiert der Lkw 75 Prozent der Güter. Zeitweise galt er sogar als Umweltschutz-Konkurrent für die Bahn.

Dann hat es die Branche doch noch erwischt. Nach vergeblichen Anläufen kam endlich die Maut auf Autobahnen und inzwischen auch auf vierspurigen Bundesstraßen zustande. Neben den ohnehin nicht geringen Sprit- gibt es auch noch andere Km-Kosten. Dabei hatten die Fahrzeughersteller die Neupreise von Lkw durch Massenproduktion und Rationalisierung gerade auf ein erträgliches Maß gestutzt. Auch sind die Fahrzeuge erheblich zuverlässiger geworden, wenn nur die Elektronik nicht wäre.

Inzwischen haben auch die jungen Leute das falsche Image vom Trucker erkannt. Als Ergebnis zeichnet sich eine deutlich sinkende Akzeptanz für den Beruf ab, was natürlich auch mit den geringen Geburtenraten zusammenhängt. Die Löhne sind nach Meinung der Gewerkschaft zu niedrig, wofür die Unternehmen die enorme Konkurrenz im Güterverkehrsgewerbe verantwortlich machen.

Bleiben die Frauen, leider zu häufig als Ausweichpersonal für nicht mehr besetzbare Stellen gesehen. Immerhin sind heutige Lkw fast wie Pkw bedienbar, wenn man einmal von der oben beschriebenen Autobahn- Baustelle und gewissen Tücken beim Rangieren absieht. Und Be- und Entladen von Hand kommt allenfalls noch im Nahverkehr vor. Es gibt jedenfalls eine langsam zunehmende Zahl von ihnen.

Allein die Kontrolle und Erreichbarkeit der Lkw-Fahrer wird bleiben, eher sogar noch zunehmen. Aber das geht vielen Arbeitnehmern so, die Betriebssorgen sogar in den Urlaub mitnehmen. Immerhin ist aber die Verantwortung für ein Gefährt bis zu 40 Tonnen deutlich sichtbar. Und vielleicht erreicht man ja weitere Jugendliche, wenn man sie inzwischen schon zum Mitfahren einlädt ... 08/12

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