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Sind Begriffe/Abkürzungen wichtig?



Wenn man eine Webseite betreibt, gehört das Lesen von Emails eigentlich zu den Pflichten. Im Fall von kfz-tech.de gab es nur in den ersten Jahren schon einmal Unerfreuliches zu lesen. Inzwischen müsste ich schon angestrengt nachdenken, wann denn die letzte eher unangenehme Email hereingekommen wäre.

Im Gegenteil, mehr und mehr ertappe ich mich dabei, Emails ziemlich direkt zu öffnen, weil es immer wieder interessant ist, Meinungen, Anmerkungen oder Fragen unserer Leser zu erfahren. Es gibt auch noch eine andere Kategorie, das sind Bitten an uns, z.B. um Copyright für bestimmte Bilder. Die aber lasse ich jetzt außen vor.

Beginnt man ein Websiten-Projekt, erwartet man riesige Mengen von Rückkopplung. Bei uns sind die anfangs ausgeblieben. Inzwischen sind es gerade so viele, dass man sie wirklich alle beantworten kann und trotzdem noch genügend Zeit für die Weiterentwicklung der Seiten hat.

Typisch sind eigentlich die Fälle, wo jemand sich an einer Formulierung von uns stößt, wo er es z.B. aus der Praxis sicher anders weiß oder gelernt hat. Trotzdem bleibt der Ton bei streng sachlicher Argumentation immer höflich, ist niemals irgendwie verletzend. Im Gegenteil, fast alle Email-Schreiber (schon etwas mehr männlich) beeilen sich, noch ein grundsätzliches Lob für unsere Seiten hinzuzufügen.

Jetzt muss ich die Betrachtung weiter einschränken, sonst wird es zu unübersichtlich. Also im weiteren Verlauf geht es nicht um offensichtliche Fehler auf unseren Seiten, die leider vorkommen, und die mit großem Dank an den Verfasser der Email möglichst schnell korrigiert werden. Für diesen Teil der Emails könnte ich hier aufhören.

Vielleicht sollte ich die Art von Email, auf die ich mich beziehen möchte, an einem Beispiel verdeutlichen. Da gibt es schon einmal Kontroversen mit Oldtimer-Liebhabern der Fa. Opel, die gerne zwischen einer obenliegenden Nockenwelle neben den Ventilen (cih) und einer oberhalb der Ventile (ohv) unterschieden hätten, obwohl es 'cih' unserer Kenntnis nach nur bei Opel gibt.

Besser charakterisiert das meine derzeit letzte Email, die darauf hinweist, man dürfe z.B. den derzeit größten VW-Motor nicht mit dem Buchstaben 'W' bezeichnen. Das sei schließlich ein V-VR-Motor, weil er aus zwei VR-Motoren bestehe. Verstärkend fügt der Schreiber hinzu, sein Lehrer hätte ihn für so einen Fehler umgebracht.

Vielleicht verstehen Sie jetzt ein wenig, warum ich dann ein wenig ratlos bin. Das ist der ewige Ärger mit den Begriffen, oder besser gesagt, den Verstümmelungen davon. Oder noch besser gesagt, dem, was jeder sich darunter vorstellt. An dieser Stelle zum ersten Mal die Frage, ob der Begriff nicht manchmal wichtiger genommen wird als die Sache selbst.

Wenn ich der Lehrer wäre und mir würde jemand mit einem meiner Meinung nach falschen Begriff oder falschen Abkürzung kommen, würde ich zurückfragen, was sich derjenige denn darunter vorstellt und dann erst beurteilen. Denn womit repariert man Autos, mit Begriffen oder eher mit Zusammenhänge begreifendem Sachverstand?

Bevor mich jetzt jemand umbringt, will ich hiermit keineswegs sagen, Fachsprache sei unwichtig, aber sogenannte Fachwörter oder gar Abkürzungen zu hinterfragen ist keineswegs hinterwälderisch. Ich erinnere mich noch an die Zeiten, in denen man beim Computerkauf mit einer Fülle von Begriffen zugeschmissen wurde. Gegenmittel: bei der dritten Bitte um jeweilige Erklärung wird der Verkäufer ruhiger.

Sie glauben nicht, was Rückfragen bringen. In der Tat, zunächst nicht gerade die Zuneigung der anderen Kursteilnehmer. Da können Sie Leute mit in Wut bringen, obwohl die selbst die Frage auch nicht beantworten können. Also hopp, da müssen Sie durch. Schließlich ist es ein Lehrgang mit 'h' und nicht mit zwei 'e'.

Wie kompliziert das ist, hier ein Beispiel: Man spricht im Fahrwerksbereich zurzeit viel von der Unterdrückung der Wankbewegung eines Autos, z.B. durch in sich elektrisch verdrehbare Stabilisatoren. Wir haben früher gelernt, je mehr man dem äußeren Rad in der Kurve an Gewicht aufbürdet, desto eher bricht die betreffende Achse aus.

Denn eines ist ja wohl klar, bei der Wankunterdrückung wird das kurveninnere Rad ent- und das kurvenäußere belastet. Aber vielleicht spielt das ja bei unseren heutigen Breitreifen-Fahrwerken weniger eine Rolle, ist z.B. der gleich bleibende Sturz wichtiger. Aber macht sich ein Hersteller auf, uns diesen scheinbaren Widerspruch zu erklären? Weil wir nicht nachfragen.

So, das war wieder einmal ein langer Bogen. Kommen wir zurück zum W-Motor. Stellen wir zunächst fest, dass ein 'W' aus zweimal 'V' besteht. Wenn Sie jetzt noch bedenken, dass VW selbst seine VR-Motoren als 'V- Motoren' bezeichnet, könnte die Welt fast in Ordnung sein.

Ist sie aber nicht. Denn die Bezeichnung 'W-Motor' gab es bei VW schon, als die anderen noch 'VR' hießen. Außerdem war als W-Motor ursprünglich einer mit drei Zylinderreihen über dem Kurbelgehäuse gedacht. Der Bugatti Veyron war zu der Zeit mit 3 * 6 = 18 Zylindern geplant. Da kommentierte Ferdinand Piech die Zylinderzahl der anderen Nobelmotoren noch mit: "Das wird nicht reichen."

Das Pech oder die raue Versuchswirklichkeit wollte es, dass sich die drei Zylinderreihen gegenseitig in die Quere kamen und so wurde ein Doppel-VR-Achter draus. Also, was genau ist jetzt ein W-Motor? Gut, dass es nicht zu dem ursprünglichen W-Motor gekommen ist, sonst würden sich eventuell auch noch zwei Motoren um diesen Begriff streiten.

Sie sehen, wirklich viel Sinn macht das Beharren auf Begriffen nicht. Machen wir es wie die Wissenschaften mit den Atom-Modellen. Solange es nützlich für Erklärungen bestimmter Phänomene ist, kann man es benutzen. Bei der Autoreparatur helfen weniger die Begriffserklärungen, sondern eher hinterfragendes Fachwissen. Womit ich nicht die Begriffe oder Abkürzungen auf den Wissensmüll werfen möchte ...







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