VW Golf 3
Zur Zeit des Golf I kämpft das Werk ums Überleben. Er ist zwar kompakt, aber leider auch rostanfällig. Der Golf II löst dieses Problem gründlich und bietet auch mehr Innenraum. Wohin bitteschön soll sich denn jetzt
der Golf III entwickeln? Das Werk hat darauf zwei klare Antworten: Sicherheit und Umweltschutz bei natürlich nicht nachlassender Qualität.
Beginnen wir mit der Sicherheit. Wenn man den Vorgänger gefahren hat, ist einem der Golf III von vornherein vertraut. Auch wenn man von anderen Wagen dieser Klasse umsteigt, hat man kaum Schwierigkeiten. Die
allermeisten Bedienungselemente sind da, wo man sie vermutet. Das Armaturenbrett ist zum Fahrersitzplatz hin orientiert. Trotz geschlossener C-Säule sind sogar die Sichtverhältnisse ausgezeichnet.
ABS und Airbag werden im Laufe der Serie erstmals angeboten. Dazu passt ein gepolstertes Umfeld, Gurtanlenkpunkte und Lenkrad verstellbar und eine Karosserie, die gegenüber dem Vorgängermodell deutlich
verstärkt ist. Mehr Stabilität kommt auch durch die geklebten Scheiben. Die US-Vorschriften erzwingen mancherlei auf diesem Gebiet, lassen den Wagen allerdings auch deutlich schwerer werden. Über die
Sicherheit des Fahrwerks und die meist guten Durchzugswerte braucht man kein Wort zu verlieren.
Bevor wir zum Umweltschutz kommen, bleiben wir noch einen Moment bei der Karosserie. Sie ist größer als die des Golf II, wirkt aber eher kleiner. Auch der Luftwiderstandsbeiwert ist mit 0,32 erstmals
einigermaßen akzeptabel. Mit gleicher Motorisierung kann man also entweder schneller fahren oder weniger Kraftstoff verbrauchen. Hinzu kommen die nochmals verminderten Windgeräusche, bis auf das Öffnen
des Schiebedachs (Option).
Der Golf 3 schafft erstmals den Sprung zu einer Karosserie, die auch einen halbseitigen Aufprall bei 64 km/h für die Insassen einigermaßen heil überlebbar macht. Der Vorgänger war in der Beziehung sogar noch
schlechter als die letzten Käfer-Modelle.
Es ist die Zeit, in der FCKW verschwinden und die Lacke arm an Lösungsmitteln und sonstigen umweltschädlichen Stoffen werden sollen. VW schreibt, dass sogar die Lackreststoffe weiterverwendet werden. Seit
die Emissionen von Autos gemessen werden, emittiert manchmal der Neulack mehr Schadstoffe als der Auspuff. Alles kommt jetzt auf den Prüfstand, Polster, Kunststofffertigung und Kleber. Man beginnt ernsthaft mit
der Vorbereitung auf das irgendwann einmal vollständig recycelbare Automobil.
Es gibt aber auch Positives, was wir in diesem Modell zum letzten Mal sehen. Da ist die äußerst einfache, aber keinesfalls primitive, und nochmals verbesserte Hinterachse. Das Nachfolgemodell hat eine wesentlich
kompliziertere Achse, kompatibler mit Allradantrieb. Noch ein letztmaliges Detail sind die hinteren Sitze, deren Lehnen dorthin klappen, wo sich eben noch die Sitzunterteile befanden. Weniger Trauer sind wohl wegen
der später mit diesem Modell wegfallenden Zentraleinspritzung angebracht. Sie hat zwar unerreicht wenig Bauteile, ist aber im Abgasbereich wenig zukunftssicher.
Ja, motormäßig tut sich viel. Da kommt die Fehlerauslese auf Touren und wenn man der Fehleraussage nicht traut, kann man den sogenannten 'Messwerteblock' auslesen. Das ist die Zeit der Blinksignale und
deren Deutung. Es gibt aber auch schon den Scanner VAG 1551. Sowohl Benzin- als auch Dieselmotoren sind digitalisiert. Der (Turbo-)Diesel hat jetzt einen Oxi-Kat. Star des ersten vollen Baujahres ist der VR6-
Motor mit 2,8 l Hubraum und 128 kW (174 PS).
Vielleicht sind die Geschwister in der größer gewordenen Familie noch von Interesse. Was es vom Golf II nicht gibt, ist ein Cabrio. Es kommt mit dem Dreier und ganz neu und noch nie da gewesen, ein Kombi,
abgeleitet vom Golf mit Kofferraum, der jetzt 'Vento' heißt. 1993 kommen Limousine und ein Jahr später auch das Cabrio mit einem der größten Triumphe des Volkswagenwerks, dem TDI-Dieselmotor. Jetzt kann
man knurriges Zupacken im unteren Drehzahlbereich mit äußerster Sparsamkeit kombinieren.
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